LWB fordert Frieden in Syrien und sagt Verstärkung der humanitären Hilfe zu
(LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) hat gemeinsam mit Kirchenleitenden aus Russland, Syrien, der Türkei, den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union eine politische Lösung für den Syrienkonflikt gefordert, da diese den einzigen Weg zum Frieden darstelle.
„Der LWB verlangt, dass das Völkerrecht und humanitäre Grundsätze Anwendung finden“, so LWB-Generalsekretär Pfr. Martin Junge im Anschluss an eine vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) am 18. September in Bossey (Schweiz) organisierte Konsultation, die sich mit der Lage in Syrien befasste.
An der ÖRK-Konsultation nahmen unter anderen Kofi Annan, ehemaliger Generalsekretär der Vereinten Nationen, sowie Lakhdar Brahimi, Gemeinsamer Sonderbeauftragter der Vereinten Nationen und der Liga der arabischen Staaten für Syrien, teil. Annan wie Brahimi forderten die Kirchen auf, sich weiterhin für den Frieden einzusetzen, mit anderen Religionsgemeinschaften auf ein Ende des Konflikts in Syrien hinzuarbeiten und ihre humanitäre Hilfe zu verstärken.
Im Gespräch mit der Lutherischen Welt-Information (LWI) erklärte Junge im Anschluss an die Tagung: „Wir sind besorgt über die zu beobachtende Lähmung der Völkergemeinschaft, was die Bewältigung der Probleme angeht. Die Verzögerung führt zu noch mehr Leid und Tod, insbesondere bei der Zivilbevölkerung. Jeder weitere Tag, an dem nichts geschieht, kostet hunderte Menschenleben.“
Junge betonte: „Die ethisch-moralische Dimension muss bei den Verhandlungen im Mittelpunkt stehen.“
ÖRK-Generalsekretär Pfr. Dr. Olav Fykse Tveit hatte den LWB aufgrund seiner Bedeutung in der ökumenischen Bewegung und seiner wichtigen Rolle als kirchlicher Akteur in der humanitären Hilfe zur Teilnahme an der Konsultation eingeladen.
Junge sagte eine Verstärkung der Hilfe für syrische Flüchtlinge zu und stellte fest, die humanitäre Situation in Syrien gebe Anlass zu grosser Sorge.
Der LWB begleitet syrische Flüchtlinge im Lager Za’atri in Jordanien, etwa 70 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt gelegen. Für die wachsende Zahl an LagerbewohnerInnen, die vor der Gewalt in Syrien geflohen sind, stellt der LWB Unterkünfte bereit und ist zudem verantwortlich für die Lagerverwaltung sowie die Bereitstellung von psychosozialer Betreuung und Bildungsmöglichkeiten.
„Beim LWB sind wir bereit, [in Sachen humanitäre Hilfe] mehr zu tun - innerhalb der ökumenischen Familie und in Koordination mit dem ACT-Bündnis“, erklärte Junge weiter. „Die humanitären Anstrengungen müssen intensiviert werden.“
In einer Erklärung vom 2. September hatten Junge und LWB-Präsident Bischof Dr. Munib A. Younan gefordert, Staaten sollten von militärischen Massnahmen als Mittel zur Lösung der komplexen Problemlage in Syrien absehen. Bereits 2012 hatte sich der LWB-Rat dem Ruf der Vereinten Nationen nach einem Ende der Gewalt und der Menschenrechtsverletzungen in Syrien angeschlossen.
Im Anschluss an die ÖRK-Konsultation bekräftigte der LWB-Generalsekretär die Position des LWB, wonach ein militärisches Vorgehen die Syrienkrise nicht lösen könne. Junge verwies darauf, dass der LWB die Wahrung des Völkerrechts und humanitärer Grundsätze einfordere, insbesondere im Blick auf den Schutz von Flüchtlingen und Zivilbevölkerung.
„Es existiert ein Übereinkommen, das den Einsatz chemischer Waffen in unserer Welt verbietet. Diesem Übereinkommen muss Geltung verschafft werden und zwar auf eine Art und Weise, die dem Völkerrecht entspricht. Die Völkergemeinschaft muss bei dieser wichtigen Aufgabe zusammenarbeiten. Es ist nicht Aufgabe eines einzelnen Staates oder selbsternannter Bündnisse, das Übereinkommen durchzusetzen, sondern es ist die Aufgabe der internationalen Gemeinschaft“, so Junge.
Der LWB-Generalsekretär würdigte das trotz der so schwierigen Situation standhafte Engagement der syrischen Kirchen in der Friedensarbeit und ergänzte, ihre Vision von einem Land, in dem es unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen möglich sei, in Einheit zu leben, sei ein Geschenk in einer von Extremismus geprägten Zeit.
Im Rahmen der ÖRK-Konsultation erklärten Kirchenleitende verschiedener Konfessionen, dass es keine militärische Lösung der Krise in Syrien geben könne. In einem am Ende der Tagung vorgelegten Kommuniqué erklärten sie: „Die Kirchen müssen auch weiterhin in ihren Gemeinden, in ihrer jeweiligen Gesellschaft und bei ihrer jeweiligen Regierung die Stimme erheben. Wir müssen den öffentlichen Aufschrei lauter werden lassen, damit die Mächtigen die gemeinsamen Interessen der Menschheit schützen.“