Asien: LWB-Ausbildungsprogramm zu Theologie, Gendergerechtigkeit und Führungskompetenzen startet

Finanziert durch die Hélène-Ralivao-Stiftung unterstützt das TGLE-Programm lutherische Kirchen in Asien bei der Förderung inklusiver Teilhabe und Leitung in der Region.

08 Jan. 2025
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Im Château de Bossey in der Nähe von Genf: Die Teilnehmenden der LWB-Konsultation zur Gendergerechtigkeit im Dezember 2024 machen sich Notizen über ihren Weg zur Gendergerechtigkeit. Foto: LWB/Albin Hillert

Im Château de Bossey in der Nähe von Genf: Die Teilnehmenden der LWB-Konsultation zur Gendergerechtigkeit im Dezember 2024 machen sich Notizen über ihren Weg zur Gendergerechtigkeit. Foto: LWB/Albin Hillert

Online-Kurse für die erste Kohorte von 25 Teilnehmenden 

(LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) hat sein jährlich stattfindendes Ausbildungsprogramm zu Theologie, Gendergerechtigkeit und Führungskompetenzen (Theology, Gender Justice and Leadership Education, TGLE) auf seine Mitgliedskirchen in Asien ausgeweitet. Die erste Kohorte von 25 Teilnehmenden aus LWB-Mitgliedskirchen der Region traf sich am 16. Dezember 2024 online. 
 
Das in Zusammenarbeit mit dem Sabah Theological Seminary in Malaysia durchgeführte Programm wird durch die Hélène-Ralivao-Stiftung finanziert, die nach einer bedeutenden Frauenrechtsaktivistin in Madagaskar benannt ist. Dabei werden Erkenntnisse aus dem afrikanischen Programm an die besonderen kulturellen und sozialen Herausforderungen Asiens angepasst. 
 
Der Lehrgang umfasst Online-Kurse, individuelle Mentoring-Programme und eine Präsenzphase im Juli 2025. Mithilfe des erworbenen Wissens und der erlernten Fähigkeiten werden die Teilnehmenden zudem kleine Projekte in ihren jeweiligen Kirchen umsetzen, die in einem Evaluierungsworkshop zum Jahresende bewertet werden. Ein Modul des Programms stützt sich auf das LWB-Grundsatzpapier zu Gendergerechtigkeit (Gender Justice Policy, GJP), das von den Mitgliedskirchen der Region in mehrere Sprachen übersetzt wurde, darunter Arabisch (Heiliges Land), Bahasa (Indonesien), Hindi, Tamil und Telugu (Indien), Koreanisch (Korea) sowie Thai (Thailand), um es den Gemeinden besser zugänglich zu machen.

Bei der Begrüßung der Teilnehmenden betonte die LWB-Regionalreferentin für Asien, Pfarrerin Dr. Rospita Siahaan, das Engagement der Gemeinschaft, inklusive Leitungsstrukturen in den Kirchen zu stärken: „Wir sind durch Gottes Gnade befreit und berufen zu dienen.“ Sie erinnerte die Vertreterinnen und Vertreter der Mitgliedskirchen an ihre Rolle als „Botschafterinnen und Botschafter der lutherischen Gemeinschaft“ und ermutigte sie, „das Gelernte auf Ihre lokalen Kontexte anzuwenden und an andere weiterzugeben. So erreicht der LWB die Menschen an der Basis.“ 

Normen und Traditionen hinterfragen 

Pfarrerin Selma Chen, Präsidentin der Lutherischen Kirche Taiwans, stellte das LWB-Grundsatzpapier zur Gendergerechtigkeit vor und wies auf die theologische Grundlage des Lehrgangs hin. Die TGLE-Initiative sei eine Gelegenheit, die Heilige Schrift kritisch zu lesen und zu fragen: „Tragen wir durch unsere Lesart zur Aufrechterhaltung schädlicher Traditionen bei, oder hinterfragen wir patriarchale Strukturen in unseren Kirchen?“ 
 
Chen, die im Januar 2023 als erste Frau den Vorsitz einer lutherischen Kirche in ihrem Land übernahm, betonte die Bedeutung des LWB-Grundsatzpapiers als Instrument zur Förderung von Geschlechtergleichheit durch kontextbezogene Maßnahmen, die Gerechtigkeit, Würde und sinnvolle Teilhabe stärken. Sie bekräftigte die Vorgabe des LWB, dass bei Veranstaltungen jeweils 40 Prozent Männer und Frauen sowie 20 Prozent Jugendliche beteiligt sein sollen – auch wenn dies auf lokaler Ebene oft schwierig umzusetzen sei. „Es geht nicht nur darum, Quoten zu erfüllen, sondern auch darum, Menschen zu befähigen, in allen Bereichen aktiv und sinnhaft beteiligt zu sein“, erläuterte sie. 
 
Zur Ermutigung der Kirchen, ihre Bemühungen fortzusetzen, stellte sie einige Meilensteine des Engagements für Gendergerechtigkeit in der Region heraus: aus dem Heiligen Land, wo Pfrin. Sally Azar 2022 als erste palästinensische Pfarrerin ordiniert wurde, aus Indien, wo das LWB-Grundsatzpapier in drei Sprachen übersetzt wurde und das 30-jährige Jubiläum der Frauenordination gefeiert werden konnte, und aus verschiedenen anderen Mitgliedskirchen, wo Frauenreferate wichtige Arbeit leisten. Sie fügte hinzu: „Wir empfangen so viel Segen, wir haben so viel zu geben. Aber wir wollen die Kirchen – und auch uns selbst – zur Reflexion darüber bewegen, was die Kontextualisierung theologischer Bildung für Asiens überaus diverse und bunte Landschaft bedeutet. Ist diese Arbeit zum Beispiel nach der Ordination abgeschlossen?“

Kompetenzen stärken  

Mayuko Yasuda von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Japans (JELC) beschrieb die TGLE-Initiative in Asien als „transformative Reise“. Sie berichtete, wie ihre erste Erfahrung mit Frauen in Leitungsrollen bei einem regionalen Workshop 2014 des LWB für Frauen in Kirche und Gesellschaft (WICAS) in Malaysia ihr Bewusstsein für ihren eigenen Kontext schärfte und den Beginn ihres Engagements für Gendergerechtigkeit markierte. Obwohl sie „fast immer eine der wenigen Frauen in Leitungsstrukturen“ ihrer Kirche war, sei es „unheimlich beeindruckend, Frauen zu sehen, die ihre Macht, ihre Weisheit und ihr Wissen so frei, aktiv und leidenschaftlich auslebten“. 
 
Yasuda bemerkte auch, dass der Nationale Kirchenrat Japans, dem die JELC angehört, bei der Verabschiedung seiner eigenen Richtlinie zur Gendergerechtigkeit im Jahr 2024 auf das LWB-Grundsatzpapier Bezug nahm: „Daraus konnten wir wichtige Aspekte ableiten und fehlende Punkte ergänzen“. 

Indem wir Gendergerechtigkeit für alle fördern, können wir unsere von Gott gegebenen Talente und Gaben zum Wohle unserer Kirchen und Gemeinschaften einsetzen.

Pfarrerin Ngui Au Sze, stellvertretende Leiterin des Sabah Theological Seminary, Malaysia

Die stellvertretende Leiterin des Sabah Theological Seminary, Pfarrerin Ngui Au Sze, zeigte sich begeistert von der neuen Initiative, die einen wesentlichen Beitrag dazu leisten werde, „die Kompetenzen von Frauen für Leitungspositionen in der Kirche in dieser Region zu stärken“. „Indem wir Gendergerechtigkeit für alle fördern, können wir unsere von Gott gegebenen Talente und Gaben zum Wohle unserer Kirchen und Gemeinschaften einsetzen.“ 
 
Pfarrerin Katariina Kiilunen, LWB-Programmreferentin für Kapazitätsaufbau und Führungsentwicklung, betonte, dass „Gendergerechtigkeit für uns als Lutheranerinnen und Lutheraner eine Frage des Glaubens ist“. Sie ermutigte die Teilnehmenden, das Programm als Einladung zu verstehen, geschlechtergerechte Beziehungen, theologische Reflexionen und inklusive Kirchen in der LWB-Gemeinschaft zu fördern. 

Das TGLE-Programm wird von der Hélène-Ralivao-Stiftung finanziert. Die Stiftung wurde vom LWB im Juni 2021 in Erinnerung an die Theologin aus der Madagassischen Lutherischen Kirche eingerichtet, nach der sie benannt ist. Es ist eine Würdigung ihres großen Engagements für die Kirche und die Ausbildung von Frauen in den Bereichen Theologie und Führungskompetenzen in ihrem Heimatland Madagaskar und darüber hinaus. 

LWB/P. Mumia