Zeit der Schöpfung 2021: Eröffnungsgottesdienst mit Vertretenden der ökumenischen Familie
GENF, Schweiz (LWI) – Zusammen mit ökumenischen Partnern aus aller Welt hat der Lutherische Weltbund (LWB) am Mittwoch, dem 1. September, die diesjährige Zeit der Schöpfung mit einem Online-Gottesdienst eröffnet. In dem Gottesdienst kamen auch Christinnen und Christen zu Wort, die den amerikanischen Urvölkern und den Maori angehören und Gedanken zum diesjährigen Thema „Ein Haus für alle? Den Oikos Gottes erneuern“ formulierten.
„Wann immer wir zusammenkommen, sollten wir Dank sagen; lasst uns also im Herzen und in Gedanken zusammenkommen und gemeinsam über die gesamte Schöpfung und die Gaben unseres Schöpfers nachdenken“, sagte der Assistierende Generalsekretär des LWB für Ökumenische Beziehungen, Dirk Lange, in dem Gottesdienst. „Lasst uns an all die Beziehungen denken, die das Leben in dieser geliebten Gemeinschaft erhalten. All diese Beziehungen sind eine Gabe unseres Schöpfers und erhalten uns am Leben.“
„Dieser ökumenische Gottesdienst zur diesjährigen Zeit der Schöpfung ist ein Aufruf zum Handeln und hat uns alle hier zusammengebracht, damit wir gemeinsam feiern, gemeinsam dafür beten, dass die Welt sich für die Bewahrung der ganzen Schöpfung einsetzt, und damit wir gemeinsam die Welt genau dazu aufrufen“, sagte Pfarrerin Joann Conroy von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA) in ihrer Reflexion. Conroy nahm als Vertreterin der lutherischen Vereinigung der amerikanischen Urbevölkerung in Alaska, der American Indian Alaska Native Lutheran Association, am Gottesdienst teil.
Die ökumenische Familie sei aufgerufen, „sich für die Menschen einzusetzen, sich für das Leben in den Gewässern einzusetzen, sich für alles Leben einzusetzen, das kreucht, fleucht und läuft, für die Pflanzen und Bäume, die überall wachsen, und für die Steine, die uns am Leben erhalten – sich für die Luft einzusetzen, die von der ganzen Schöpfung geatmet wird“, erklärte sie.
Das Wort „oikos“ ist Griechisch und bedeutet so viel wie „Haus“ oder „irdische Gemeinschaft“. Diesen Gedanken griff Conroy auf und berichtete, dass die traditionellen Häuser vieler indigener Völker weltweit, wie viele Dinge in der Natur, rund seien. „Aus diesem Grund bezeichnen wir, die indigenen Völker Amerikas, unser Leben gerne als einen Reifen oder Lebenskreis“, sagte sie. Und die indigenen Völker würden nicht nur die menschlichen Wesen, sondern auch die pflanzlichen Wesen, die vierbeinigen, fliegenden und schwimmenden Wesen, die Gesteins-Wesen, die Sternen-Wesen und viele weitere als Teil dieses Kreises verstehen. Deshalb müssten alle „Wesen“ im Oikos Gottes ein Zuhause finden.
Pfarrerin Najla Kassab, Präsidentin der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK), betete: „Wir wissen, dass unser Streben nach Macht den Planeten über seine Grenzen hinaustreibt. Unser Konsumverhalten ist nicht mehr im Einklang oder im Takt mit den Selbstheilungskräften der Erde. Lebensräume wurden unfruchtbar gemacht oder komplett zerstört. Arten sterben aus und Systeme versagen. Riffe und Höhlen, die Gipfel der Berge und Tiefen des Meeres, die einst von Leben erfüllt und von den wechselseitigen Beziehungen der Wesen geprägt waren, sind leblos geworden wie Wasserwüsten und staubtrockene Wüsten, fast so als wären sie nie geschaffen worden. Menschen werden durch Unsicherheit und Konflikte aus ihrer Heimat vertrieben und wandern auf der Suche nach Frieden ab. Tiere flüchten vor Feuern, Abholzung und Hungersnöten, irren umher auf der Suche nach einem neuen Ort, an dem sie leben und ihre Jungen großziehen können.“
An dem Gottesdienst teilgenommen und sich dem Aufruf zum Handeln zur Bewahrung eines Zuhauses für alle Schöpfung angeschlossen haben sich unter anderem der Präsident der Konferenz Europäischer Kirchen, Pfr. Christian Krieger, die Stellvertretende Generalsekretärin des Ökumenischen Rates der Kirchen, Prof. Dr. Isabel Apawo Phiri, der Berater des Ökumenischen Patriarchen für Umweltfragen, John Chryssavgis, der römisch-katholische Erzbischof von Manila, Kardinal Tagle, und viele weitere Vertretende der ökumenischen Familie.
Der ökumenische Lenkungsausschuss für die Zeit der Schöpfung hat einen Leitfaden für die Zeit der Schöpfung erarbeitet, der Gottesdienstmaterial und Aufrufe zum Handeln und zu Advocacy-Arbeit enthält und von Einzelpersonen und für die Gemeindearbeit kostenlos heruntergeladen werden kann.
Von LWB/A. Weyermüller. Deutsche Übersetzung: Andrea Hellfritz
Viele Kirchen der ökumenischen Familie feiern die Zeit der Schöpfung (auch kurz „Schöpfungszeit“ genannt) jedes Jahr vom 1. September bis zum 4. Oktober, dem Gedenktag des Franz von Assisi in verschiedenen westlichen Kirchentraditionen. Für die lutherische Kirchengemeinschaft ist die Zeit der Schöpfung als liturgische Zeit des Betens und Handelns eine Gelegenheit, ihr Bekenntnis und ihre Selbstverpflichtung zu bekräftigen, sich für die Bewältigung einer der größten Krisen unserer Zeit – des Klimawandels – zu engagieren. Das Thema für die Zeit der Schöpfung 2021 ist „Ein Haus für alle? Den Oikos Gottes erneuern“.