Handeln für Gerechtigkeit, verankert in Theologie und Menschenwürde

11 Febr. 2022
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Junge Menschen haben die Prioritäten des LWB, darunter Klimagerechtigkeit und Friedensförderung, entscheidend vorangebracht. Foto: LWB/Johanan Celine P. Valeriano

Junge Menschen haben die Prioritäten des LWB, darunter Klimagerechtigkeit und Friedensförderung, entscheidend vorangebracht. Foto: LWB/Johanan Celine P. Valeriano

Advocacy-Rahmen für die Arbeit im Bereich Klimagerechtigkeit, Gendergerechtigkeit, Friedensförderung und Menschenrechte

GENF, Schweiz (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) hat am 7. Februar mit der Vorstellung seines ersten Advocacy-Rahmens für die Prioritätsthemen Klima- und Gender-Gerechtigkeit, Friedensförderung, Menschenrechte und humanitäre Arbeit ein wichtiges Zeichen gesetzt. Die Online-Präsentation mit Beiträgen von Partnerorganisationen und Mitgliedskirchen in vielen Teilen der Welt hat gezeigt, wie bedeutend die Verankerung der Advocacy-Arbeit des LWB in den Werten des Evangeliums und in den Menschenrechten ist, und wie wichtig es für junge Erwachsene ist, hier Führungsaufgaben zu übernehmen.

LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt wies darauf hin, dass der Aufruf an die Kirchen, „im Sinne der Gerechtigkeit und der Würde für alle Menschen zu handeln“, schon im Neuen und im Alten Testament zu finden seien. „Christinnen und Christen“, so Burghardt, „sind aufgerufen, ihren Glauben in praktisches Handeln umzusetzen und dazu beitragen, das Joch der Ungerechtigkeit abzuschütteln. Aus diesem Grund nennen wir unsere Advocacy-Arbeit beim LWB ‚Handeln für Gerechtigkeit‘ (Action for Justice).“

Die LWB-Advocacy-Arbeit sei in der Theologie und in den Menschenrechten verankert und „ergänzt unseren Aufruf zu Diakonie, unsere humanitäre Hilfe, unser Livelihoods-Programm und unsere Agenda für nachhaltige Entwicklung“, so Burghardt. Mit einer „Local-to-Global-to Local“-Strategie soll auf diese Weise die Arbeit der 148 Mitgliedskirchen des LWB und der Länderprogramme des Weltdienstes gestärkt werden. Dieses „Handeln für Gerechtigkeit“ und die Zusammenarbeit mit ökumenischen, interkonfessionellen und anderen Partnern sei „ein fester Bestandteil der ganzheitlichen Mission des LWB.“

Stärkung lokaler und regionaler Advocacy-Initiativen

Isaiah Toroitch, Leiter für globale Advocacy-Arbeit, präsentierte die Ziele, Grundsätze und Prioritäten des Rahmens und betonte den „Mehrwert“, den der Glaube für die lokalen und globalen Advocacy-Aktivitäten bereithalte. Er ging dabei besonders auf Überschneidungen zwischen den unterschiedlichen Arbeitsbereichen ein und betonte die Wichtigkeit sowohl des Kapazitätsaufbaus als auch des Kommunikationstrainings, um diese Arbeit besser sichtbar zu machen. 

Karla Steilman, Mitglied des LWB-Rates und Pfarrerin der Evangelischen Kirche am La Plata, sagte, dass der neue Rahmen die Arbeit der Kirche im Norden Argentiniens unterstützen werde, die dort gegen die Gefahr von Waldbränden kämpft und Menschen zur Seite steht, die von extremen Dürren betroffen sind. In Anerkennung der wichtigen Rolle junger Menschen für Klimagerechtigkeit unterstrich sie die Bedeutung der fortlaufenden Initiativen, Aufklärungsarbeit über die Auswirkungen des Klimawandels in ihrem lateinamerikanischen Kontext zu leisten. 

Khulekani Magwaza von der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Südlichen Afrika, ebenfalls ein junges Mitglied des Rates und LWB-Delegierter der letzten UN-Klimakonferenzen, wies darauf hin, dass dieser Rahmen den Resolutionen der letzten LWB-Vollversammlung in Namibia entspreche. Darin erkennbar werden auch die Themen der nächsten Vollversammlung in Polen im kommenden Jahr, auf der es um Schöpfung, Versöhnung und Erneuerung geht. Magwaza sagte, er habe die Hoffnung, dass – in seinem afrikanischen Kontext – der „Rahmen die bestehenden regionalen Aktivitäten verstärkt, zum Beispiel den Kampf gegen Armut und Ungerechtigkeit.“

Führungsaufgaben sollen von jungen Menschen übernommen werden

Die wichtigsten LWB-Partnerorganisationen waren während der Online-Präsentation ebenfalls vertreten, darunter die Finnische Kirchenhilfe (FCA), Brot für die Welt und die Norwegische Kirchenhilfe (NCA). Katri Suomi, bei der FCA für die Beziehungen zu den Stakeholdern zuständig, erklärte, ihre Organisation freue sich auf neue Bereiche der Zusammenarbeit auf der Grundlage des Advocacy-Rahmens, und äußerte sich positiv zur stärkeren Einbindung junger Erwachsener in diese Arbeit. Darüber hinaus wies sie auf die Bedeutung der Advocacyarbeit bei regionalen zwischenstaatlichen Organisationen hin, zum Beispiel der Europäischen Union und der Afrikanischen Union, um „die Zivilgesellschaft zu ermächtigen, Einfluss auf Entscheidungsprozesse zu nehmen.“

Dr. Klaus Seitz, Leiter der Abteilung Politik bei Brot für die Welt, lobte den neuen Rahmen ebenfalls und sieht darin, „vielversprechende neue Perspektiven und Möglichkeiten“ für eine Zusammenarbeit. Er wies jedoch darauf hin, dass die Arbeit für Klimagerechtigkeit nicht nur auf die Unterstützung derjenigen beschränkt werden dürfe, die bereits vom Klimawandel betroffen seien, sondern sich auch mit Möglichkeiten befassen müsse, „eine klimaintelligente Zukunft aufzubauen, in der alle Menschen Zugriff auf grüne Energie haben.“ Abgesehen von der gemeinsamen Vision von Advocacy-Arbeit als ganzheitlicher Teil der Mission der Kirche, so Seitz, habe der Rahmen einen Schwachpunkt im Hinblick auf die Verpflichtungen der Wirtschaft und des privaten Sektors, Menschenrechte zu respektieren.

Lisa Sivertsen, bei der NCA zuständig für Kommunikation und Politik, verwies auf die Bedeutung des neuen Advocacy-Rahmens für die Arbeit ihrer Organisation besonders in den Bereichen Gender-Gerechtigkeit und Klimagerechtigkeit. In Zeiten solch immenser Herausforderungen einschließlich der Wirtschafts- und Klimakrise, der abnehmenden Handlungsfreiräume für die Zivilgesellschaft und der COVID-19-Pandemie sei die Rolle der Kirche darin zu sehen, so Sivertsen, eine Determinante des Wandels zu sein und „Hoffnung, Bedeutung und ein Gefühl des Zusammenhalts“ zu fördern.

Amy Reumann, Leiterin der Abteilung Zeugnis und Gesellschaft der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika, äußerte sich begeistert über den Fokus des neuen Rahmens, der die Zusammenarbeit in ökumenischen und interreligiösen Partnerschaften in den Vordergrund stellt. Die Wirkung der Kirchen in der lokalen und globalen Advocacyarbeit „entsteht nicht durch Alleingänge, sondern in der kollektiven Macht einer gemeinsamen Stimme des Glaubens.“ Reumann forderte den LWB nachdrücklich auf, „Pionierarbeit zu leisten und mit soliden Schulungen“ Mitgliedskirchen dabei zu unterstützen, ihre Advocacy-Arbeit zu intensivieren. Abschließend lobte sie ebenfalls die Verpflichtung, mehr jungen Menschen Führungsfunktionen anzuvertrauen, und stellte fest, dass „die Förderung des LWB vor rund 40 Jahren entscheidend für meinen weiteren Weg waren.“

 

Von LWB/P. Hitchen. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken, Redaktion: LWB/A. Weyermüller