Junge Generationen in Theorie und Praxis zum Engagement für Klimagerechtigkeit zurüsten
BEIT JALA, Palästina/GENF (LWI) – „Wir sind überzeugt, dass der größte Teil des Engagements für Klimagerechtigkeit noch vor uns liegt und eine wichtige Aufgabe der nächsten Generation sein wird. Deshalb müssen wir sie so gut es geht mit den notwendigen Ressourcen, Kompetenzen und Fähigkeiten für eine sachkundige Diskussion und sachkundiges Handeln ausstatten und zurüsten“, sagt Joan Ayyad. Ayyad ist Umwelt-Pädagogin und Programmkoordinatorin am Umweltbildungszentrum (EEC) der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELKJHL) und hat die jüngste Initiative von jungen Menschen für Klimagerechtigkeit in Palästina geleitet.
Die Initiative hatte ihre Grundlage in der engen Zusammenarbeit mit Schulen in der Region und hatte sich zum Ziel gesetzt, „willensstarke, kompetente und ökologisch gut gebildete junge Menschen in Palästina auszubilden und zuzurüsten“, so Ayyad. Dabei ist auch „eine praktische Komponente wichtig, wenn man jungen Menschen beibringen will, sich für die Bewahrung der Erde einzusetzen; das vermittelt zudem das Gefühl, etwas erreicht zu haben, ein Gefühl von Teamarbeit und es fördert das Gemeinschaftsgefühl“.
Das vom EEC ausgearbeitete Programm für Bildung in Sachen Klimafragen umfasst Workshops und praktische Aktivitäten wie Forschungsarbeit, Foto-Wettbewerbe und Baumpflanzaktionen. Es legt einen Schwerpunkt auf Biodiversität und Klimagerechtigkeit in Palästina. „Es hat mich sehr stolz gemacht zu sehen, wie engagiert die Schülerinnen und Schüler dabei waren und wie sie ihre natürliche Neugier und ihren Drang, sich zu entfalten und zu wachsen, durch das Programm ausleben konnten“, sagt Ayyad.
Palästinas einzigartige Biodiversität schützen
In Vorträgen über Biodiversität habe sie erklärt, wie einzigartig der Lebensraum in Palästina sei und wodurch er bedroht sei. Unter anderem das Verhalten der Menschen und die eingeschränkte Bewegungsfreiheit hätten negative Auswirkungen auf das Wohlergehen und den Zustand dieses Lebensraumes.
In einer Brainstorming-Runde zum Kampf gegen diese Auswirkungen haben die Schülerinnen und Schüler Ideen vorgestellt, wie man die Artenvielfalt erhalten könne. So schlugen sie zum Beispiel vor, einheimische und bedrohte Pflanzenarten zu pflanzen, um dem Artenverlust und der Zerstörung der Biodiversität entgegenzuwirken. Weil auch die Vogeljagd eine große Gefahr für bedrohte Arten sei, haben sie zudem Ideen aufgeführt, wie sie die Menschen für die davon ausgehenden Schäden sensibilisieren können und wie dadurch die Häufigkeit derartiger Veranstaltungen gesenkt werden könne. Die Schülerinnen und Schüler haben sich Gedanken gemacht, wie Wildtiere geschützt werden können, und haben ein Konzept für eine Zeitschrift entworfen, mit der sie sich für Umweltgesundheit und Umweltbewusstsein einsetzen wollen.
Die Lehrkräfte und die pädagogischen Mitarbeitenden des EEC erörterten, welche Möglichkeiten es gebe, all diese Ideen mit den Schülerinnen und Schülern auch umzusetzen. Es ging dabei unter anderem um Kontakte in die Gemeinwesen, bewährte Praktiken für Sensibilisierungskampagnen und den Zugang zu weiteren Informationen rund um die angesprochenen Themen.
Das Erbe und der wirtschaftliche Wert der Olivenbäume
Ganz praktisch haben sich die Schülerinnen und Schüler durch das Pflanzen von Olivenbäumen engagiert. Sie erfuhren, welch große Bedeutung diese Bäume für die Identität des palästinensischen Volkes und die wirtschaftliche Gesundheit der landwirtschaftlichen Familienbetriebe haben. Weiterhin haben Ayyad und ihr Team den Schülerinnen und Schülern die richtigen Techniken für das Ausheben der Pflanzlöcher und die richtige Nutzung der Pflanzwerkzeuge beigebracht.
„Olivenbäume sind aus vielerlei Gründen für die Menschen in Palästina wichtig“, erläutert Ayyad. Zum einen seien sie eine Einnahmequelle für die palästinensische Bauernschaft, die ihr Land schon seit Generationen und über Jahrhunderte bewirtschaften. Zum zweiten haben die Olivenbäume einen großen Nutzen für die Umwelt in Palästina und bereichern diese. Olivenbäume setzen mehr Sauerstoff frei als der durchschnittliche Baum und somit tragen sie zu sauberer Luft bei, bieten Tieren einen Lebensraum und reichern den Boden an, was wiederum anderen Pflanzen hilft, dort wachsen zu können. „Und schließlich haben Olivenbäume eine politische Bedeutung in Palästina“, sagt Ayyad. „Viele landwirtschaftliche Familien bewahren den Anspruch an ihrem Land, indem sie die Flächen mit den Olivenbäumen weiterhin bewirtschaften. Unterm Strich sind die Olivenbäume ein Symbol für die Standhaftigkeit des palästinensischen Volkes und ein geliebtes Grundnahrungsmittel in der palästinensischen Kultur.“
Auf die erfolgreiche Umsetzung des Projektes zurückblickend ist Ayyad zuversichtlich, dass die Initiative für die Bewahrung der Erde, die Förderung von Klimagerechtigkeit und das Engagement für Advocacy-Arbeit weitergehen wird. „Wir wollen die Arbeit in Workshops, Wettbewerben und Kampagnen für Umweltschutz fortführen.“ Als nächstes Schwerpunktthema möchte sie gerne die Nutzung natürlicher Ressourcen in Palästina angehen.
„Das EEC vermittelt den jungen Menschen in unserer Gesellschaft ein wichtiges Umweltbewusstsein und ökologische Verantwortung und gibt ihnen die Möglichkeit, sich noch besser in ihren Gemeinwesen einzubringen“, sagt Sani Ibrahim Charlie Azar, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land, und bringt damit seine Unterstützung für die Initiative zum Ausdruck. Das Jugendprojekt für Klimagerechtigkeit wurde vom Lutherischen Weltbund (LWB) unterstützt.
Von LWB/A. Weyermüller. Deutsche Übersetzung: Andrea Hellfritz.