Anglikanisch-Lutherische Gesellschaft erörtert Spiritualität und Zusammenleben in Vielfalt

18 Apr. 2019
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Austausch und Gespräch mit (v.l.) Dr. Chris Asprey, Pfrin. Sarah Farrow, Pfr. Dr. Hugo Adán und Pfr. Dr Jaakko Rusama. Foto: LWB/P. Bouwman

Austausch und Gespräch mit (v.l.) Dr. Chris Asprey, Pfrin. Sarah Farrow, Pfr. Dr. Hugo Adán und Pfr. Dr Jaakko Rusama. Foto: LWB/P. Bouwman

Mehr als drei Jahrzehnte Förderung eines gemeinsamen Zeugnisses

London, Vereinigtes Königreich/Genf (LWI) – Die Hauptthemen der Generalversammlung der Anglikanisch-Lutherischen Gesellschaft 2019 in London waren Spiritualität und das Zusammenleben in Vielfalt.

Fünfzig Vertreterinnen und Vertreter von Kirchen der beiden christlichen Traditionen kamen in der römisch-katholischen St. George‘s Kirche in London zusammen, um sich darüber auszutauschen, was das Thema „Zusammenleben in Vielfalt“ in ihrem jeweiligen Kontext bedeutet und wie Spiritualität Ausdruck findet.

Der lutherische Co-Vorsitzende, Pfr. Dr. Jaakko Rusama (Evangelisch-Lutherische Kirche Finnlands), erinnerte die Teilnehmenden, dass die Gesellschaft seit mehr als 30 Jahren Teil der größeren ökumenischen Bewegung sei und ein umfassenderes Wissen über die anglikanische und die lutherische Konfession sowie über gegenwärtige Entwicklungen fördere, die die beiden Glaubensfamilien beträfen. „Wir wollen Brücken bauen und haben ein sehr gutes Beziehungsnetzwerk aufgebaut“, erklärte er auf der Tagung am 23. März.

Die Mitglieder der Gesellschaft stammen aus den Kirchen, die dem Lutherischen Weltbund (LWB) und der Anglikanischen Kirchengemeinschaft angehören. Die bilateralen Beziehungen zwischen den beiden weltweiten christlichen Gemeinschaften prägen die regelmäßigen Tagungen der Gesellschaft.

Der anglikanische Co-Vorsitzende, Bischof Michael Ipgrave (Diözese Lichfield), sprach über die Notwendigkeit, den bilateral geprägten Fokus der Gesellschaft in einen breiteren ökumenischen Kontext einzubetten. Anglikanische und lutherische Gläubige könnten nicht wirklich miteinander verbunden sein, wenn nicht auch die Geschichte der Christenheit vor der Reformation gewürdigt würde, die Teil des gemeinsamen Erbes sei, erklärte er. 

Gott inmitten allen Leids

Pfarrerin Sarah Farrow, Beigeordnete Pfarrerin an der lutherischen St. Anne‘s Kirche in London und Studentenpfarrerin an der Central Lutheran Chapel, räumte in ihrem Vortrag ein, dass Lutheranerinnen und Lutheraner das Wort „Spiritualität“ zwar oftmals mit einer gewissen Skepsis verwendeten. Dennoch hätten sie ein ausgeprägtes Bewusstsein für dessen Bedeutung, die fest verankert sei in Luthers Theologie und Glaubensweg, und in lutherischen Gebeten und Gottesdiensten zum Ausdruck kämen.

„Spiritualität ist keine Treppe, die wir zu Gott hinaufsteigen müssten. Spiritualität ist vielmehr unsere Erfahrung und unser Erleben, dass Gott jede einzelne Stufe dieser Treppe hinabsteigt, um zu uns zu kommen“, erklärte sie.

„Diese Präsenz Gottes auf der Erde durch Jesus Christus, der sich den gewöhnlichen Menschen in der Last und Mühe ihres alltäglichen Lebens in Mitmenschlichkeit zeige, das ist der Gott, der inmitten all des Leids und der Schmerzen zu finden ist – ein Gott, der sich sorgt, der Tränen vergießt, der Sehnsucht hat, der liebt“, führte sie weiter aus.

Den Mitgliedern der Gesellschaft wurde auch über eine zweisprachig spanisch-englische Gemeinde in London berichtet, die wohl als erste überhaupt zweisprachige Gottesdienste auf Englisch und Spanisch anbietet. Pfr. Dr. Hugo Adán, der die Gemeinde gegründet hat, berichtete, die Gemeinde schlage Brücken zwischen den beiden Sprachen und Kulturen.

„Es geht ja nicht nur um die beiden Sprachen Spanisch und Englisch, sondern es stellt sich ja auch die Herausforderung, dass wir die beiden Kulturen, also die der spanischsprechenden und die der englischsprechenden Menschen miteinander verbinden müssen.“ Die Gemeinde gebe es nun seit drei Jahren, so Adán, und das Zugehörigkeitsgefühl sei hier viel wichtiger als der Glaube an sich.

„Insbesondere für Immigrantinnen und Immigranten ist es sehr wichtig, sich irgendwo zugehörig und heimisch zu fühlen, und eine Verbindung zu den eigenen Wurzeln, Erinnerungen und Herkunft zu haben“, erzählt er. „Wir begegnen einander auf Augenhöhe, von Angesicht zu Angesicht, ohne Förmlichkeit und dennoch mit einem tief empfundenen Gefühl der Zugehörigkeit und Gemeinschaft“, führt er weiter aus.

Ebenfalls unter den Rednerinnen und Rednern war Dr. Chris Asprey, ein römisch-katholisches Mitglied der Arche-Gemeinschaft in London, in der Menschen mit und ohne geistige Behinderung als Schwestern und Brüder zusammenleben

Der 1984 gegründeten Anglikanisch-Lutherischen Gesellschaft gehören Mitglieder aus allen Regionen der Welt an. Die Tagung 2020 wird in Rom (Italien) stattfinden und sich mit dem Thema „Vergebung erfahren“ beschäftigen.

 

LWF/OCS