LWB-Präsident Bischof Younan besucht Südkorea
(LWI) – „Die Kirchen müssen ihre globale Stimme erheben und mit ihrer moralischen Autorität gegen Systeme vorgehen, die Ungleichheit weiter fortbestehen lassen“, sagte Bischof Dr. Munib A. Younan, Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Südkorea.
In seiner Rede vor der Generalversammlung der Lutherischen Kirche in Korea (LKK) erklärte Younan, dass die Kirchen angesichts der zunehmenden Ungleichheiten zwischen und innerhalb von Ländern und auch zwischen städtischen und ländlichen Gemeinschaften prophetisch sein müssen.
„Die Kirchen sind aufgerufen, sich dieser Herausforderung zu stellen. Wenn wir die Dinge beim Namen nennen wollen, müssen wir unbequeme Fragen stellen“, sagte der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELCJHL).
Während seines Besuchs vom 1. bis zum 6. Oktober sprach der LWB-Präsident ein Gebet in der Lutherischen Kirche in Daejodong, besuchte die Grenze zwischen Nord- und Südkorea in Panmunjeom und traf sich mit Kirchenleitenden und Regierungsoffiziellen.
In seinem Hauptreferat vor der LKK-Generalversammlung wies Younan auf die grosse Bedeutung der Kircheneinheit hin und wie wichtig sie für den Dienst an der Welt ist. „Unsere Einheit ist nicht nur allein auf uns bezogen, und sie ist kein Ziel zugunsten unserer Kirchen, ja nicht einmal ein Ziel, um Gott zu ehren und zu loben. Die Einheit, um die es uns als Nachfolger/innen Christi geht, suchen wir um der Welt willen“, sagte er.
Der Vorstellung, dass Politik und Religion nichts miteinander zu tun hätten, setzte er seine Überzeugung entgegen, dass die Kirche die Aufgabe habe, auf Ungleichheiten in der Gesellschaft hinzuweisen. „Unsere Welt dürstet nach frischen Ideen, die Ungleichheit in Gleichheit verwandeln, Ungerechtigkeit in Gerechtigkeit, egozentrische Ökonomien in Ökonomien der Chancengleichheit.“
Der LWB-Präsident sprach ebenfalls die Flüchtlingskrise in Europa an mit ihren Tausenden von Menschen, die durch Konflikte und Armut im Nahen Osten vertrieben werden und für die die internationale Staatengemeinschaft noch keine Lösung gefunden hat. Hier sprach der LWB-Präsident als ein Kirchenleitender, der ebenfalls Flüchtling ist.
„Sowohl mein Glaube als auch meine persönliche Geschichte verpflichten mich dazu, für diese Männer, Frauen und Kinder zu sprechen, die an unsere Strände gespült werden und deren verwesende Leichen in Transportern auf der Autobahn gefunden werden, die mit Stacheldraht bewehrte Grenzen überwinden und in provisorischen Flüchtlingslagern nur mit Not überleben“, sagte er.
In seiner Predigt in der Lutherischen Kirche in Daejodong verdeutlichte Younan, wie wichtig es sei, dass die Kirche auf der Suche nach Einheit auch die Vielfalt als wichtigen Grundsatz anerkenne. Er fügte hinzu, dass die Aufgabe der Kirche die Einheit in Christus sei, um Gottes Liebe zu einer gebrochenen Welt miteinander zu teilen. Dies versuche der LWB.
LKK-Präsident Pfr. Dr. Chul Hwan Kim bedankte sich bei dem LWB-Präsidenten für seinen Besuch und erklärte, er habe den Kirchenmitgliedern Trost gespendet. „Als Kind palästinensischer Flüchtlinge kann Präsident Younan den Schmerz nachvollziehen, der Trennungs- und Kriegsangst verursacht. Wir sind dankbar für seinen Besuch in Korea. Er ist ein Seelentröster, der dem koreanischen Volk, das im Schmerz der Teilung lebt, von unserem Herrn gesandt wurde.”
Die LKK hat 5.000 Mitglieder in 50 Gemeinden. Im Vorfeld des 500. Reformationsjubiläums im Jahre 2017 plant die Kirche diverse Programme, darunter den Besuch von Reformationsstätten, die Gründung einer neuen Kirche und die Veranstaltung wissenschaftlicher Seminare und die Veröffentlichung einschlägiger Bücher.
LWB-Vizepräsidentin für Asien, Eun-Hae Kwon, bedankte sich herzlich für Younans Besuch und dafür, dass er die Kirchenleitenden an die Bedeutung der Einheit in der ökumenischen Arbeit und der sozialen Verantwortung in heutiger Zeit erinnert hat.
„Die Kirche ist berufen, sich ständig zu reformieren, und deshalb bekräftigen wir unseren Aufruf, eine Gemeinschaft zu sein, die sich selbst ständig erneuert und jederzeit bereit ist, durch Gottes Antwort an die Welt reformiert zu werden“, stellte Kwon fest.