Auszeichnung zur Förderung ökumenischer Beziehungen

21 Jan. 2020
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Prof. Dr. Jennifer Wasmuth ist Direktorin des Instituts für Ökumenische Forschung in Strassburg. Foto: LWB/Albin Hillert

Prof. Dr. Jennifer Wasmuth ist Direktorin des Instituts für Ökumenische Forschung in Strassburg. Foto: LWB/Albin Hillert

Institut für Ökumenische Forschung lobt Harding-Meyer-Ökumenepreis aus

STRASSBURG, Frankreich/GENF (LWI) – Das Institut für Ökumenische Forschung in Straßburg (Frankreich) lobt einen neuen Preis aus: Mit dem Harding-Meyer-Ökumenepreis sollen Theologinnen und Theologinnen ausgezeichnet werden, deren Wirken in erheblichem Maße zur Stärkung der Beziehungen zwischen Kirchen weltweit beigetragen hat.  

Der mit 3.000 Euro dotierte Preis soll alle zwei Jahre für Arbeiten verliehen werden, die dem ökumenischen Dialog zwischen verschiedenen christlichen Konfessionen gewidmet sind. Dies können Doktorarbeiten, Habilitationsschriften oder wichtige theologische Arbeiten sein, die das theologische Erbe von Harding Meyer würdigen und die Fortführung seiner Impulse und Visionen fördern. 

Anlässlich der offiziellen Einsetzung des Preises betonte die Direktorin des Straßburger Instituts, Prof. Dr. Jennifer Wasmuth: „Wir hoffen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit ermutigen zu können, sich weiterhin mit zentralen Themen und Fragen der Ökumene zu beschäftigen, die für die Kirchen der lutherischen Glaubensgemeinschaft und darüber hinaus von Bedeutung sind.“ 

Gestiftet wird der Preis von der Familie des verstorbenen Harding Meyer. Mit der Einsetzung des Preises zollt das Institut für Ökumenische Forschung Harding Meyer (1928-2018) Anerkennung „als ein Vordenker und Pionier“, der in der neueren ökumenischen Bewegung „neue Wege eröffnet und beschritten“ hat. 

Der erste wie auch die folgenden, alle zwei Jahre ausgelobten Preise sollen im Rahmen des Internationalen Ökumenischen Seminars verliehen werden, das das Institut in der ersten Juliwoche veranstaltet.

Frist für die Einreichung von Arbeiten für den ersten Harding-Meyer-Ökumenepreis ist der 1. April 2020. 

Prof. Harding Meyer 

Harding Meyer war von 1971 bis zu seiner Pensionierung 1994 Professor am Straßburger Institut und von 1981 bis 1988 dessen Direktor. Zuvor war er beim Lutherischen Weltbund (LWB) in der Abteilung für Theologie tätig und dort für ökumenische Beziehungen zuständig. Er war ordinierter Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers in Deutschland. 

Meyers ökumenisches Engagement ist eng verbunden mit dem Beginn des internationalen lutherisch/römisch-katholischen Dialogs und der Formulierung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre (GER). Von 1967 bis 1994 war er theologischer Berater der lutherisch/römisch-katholischen Kommission für die Einheit, die in diesem Dialog federführend ist. Zudem wirkte er in verschiedenen ökumenischen Arbeitsgruppen mit und war Autor oder Mitherausgeber verschiedener Berichte und Publikationen des LWB über die lutherisch/römisch-katholischen Beziehungen. 

Wasmuth dankte Familie Meyer für die Stiftung des Preises und sagte, das Institut fühle sich Harding Meyers Erbe zutiefst verpflichtet: „Harding Meyers ökumenische Vision von einer ‚Einheit in versöhnter Vielfalt‘ ist auch heute noch wegweisend für uns.“  

Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre 

Wasmuth berichtete, der von Harding Meyer maßgeblich mitentwickelte „Ansatz eines ‚differenzierten/differenzierenden Konsenses‘ war für die Formulierung der GER von zentraler Bedeutung, kommt aber heute auch in vielen anderen Dialogen zum Einsatz“. Der differenzierte Konsens ermögliche es beiden Dialogpartnern, die weiterhin bestehenden Differenzen als miteinander vereinbar und daher als nicht spaltend oder trennend zu bezeichnen, was zu Konsens führe, der seinerseits jedoch genauer differenziert werden müsse.  

Die von lutherischer und katholischer Seite 1999 unterzeichnete GER bekräftigt den Konsens über Grundwahrheiten der Rechtfertigung „allein aus Gnade“. Weiterhin hält die GER fest, dass die gegenseitigen Lehrverurteilungen aus dem 16. Jahrhundert zur Lehre des Partners über die Rechtfertigung des Sünders vor Gott keinen Bestand mehr haben. Drei weitere weltweite christliche Kirchengemeinschaften – Methodisten, Anglikaner und Reformierte – haben die GER inzwischen ebenfalls bekräftigt, so dass diese bis heute von fünf ökumenischen Partnern unterzeichnet wurde.

 

LWF/OCS