Brasilien: 200 Jahre öffentliches Zeugnis für den Glauben

LWB-Präsident Stubkjær betont „das Zeugnis [der IECLB] für ihren Glauben an Jesus Christus“ und das Parlament würdigt den unverzichtbaren Beitrag der Kirche für die brasilianische Gesellschaft.

21 Okt. 2024
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LWF President Stubkjær preaching in Brazil

LWF President Stubkjær preached at an ecumenical worship service on 18 October 2024. Photo: IECLB

LWB-Präsident Henrik Stubkjær feiert mit brasilianischer Kirche ihr 200-jähriges Bestehen 

(LWI) – Es sei eine Zeit, um „öffentlich Zeugnis abzulegen für den Glauben“ und „den Austausch mit den verschiedenen politischen Kräften im Land zu suchen“. In einer Botschaft vom Rat der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB) anlässlich des Jubiläums 200 Jahre Luthertum in Brasilien haben Kirchenleitende betont, dass „Glaube und Dienst“ in der Geschichte des lutherischen Glaubens „schon immer Hand in Hand gingen“. 

Sie erklärten, dass die Gesellschaft im heutigen Brasilien eine „pluralistische und multikulturelle“ sei, und bekräftigten, dass die Kirche diese Pluralität mit einer großen Hingabe annehme, „die im Evangelium wurzelt“. Die Botschaft unterstreicht, die IECLB wolle „achtsam auf die Lebensrealitäten reagieren, in denen sie wirkt, und eine evangelische Antwort sein auf den Auftrag, die Schöpfung zu bewahren und wirtschaftliche Ungerechtigkeit, Genderungerechtigkeit, Ungerechtigkeit aufgrund ethnischer Zugehörigkeit und sozial-ökologische Ungerechtigkeit zu überwinden“. 

Der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Bischof Henrik Stubkjær, war einer der Ehrengäste bei der Tagung des Kirchenrats in der Hauptstadt Brasilia, die unter der Überschrift „Welche Art von Kirche sollen wir Gottes Aufruf zufolge sein?“ stand. Er sprach am 17. Oktober zu den Teilnehmenden und betonte, dass die Kirche in der 200-jährigen Geschichte der lutherischen Präsenz in Brasilien „als Botschafterin der Hoffnung Zeugnis abgelegt hat für ihre Glauben an Jesus Christus“. 

Evangelium als Orientierungspunkt 

Am Tag zuvor hatte das brasilianische Parlament den Beitrag der Kirche zur brasilianischen Gesellschaft in den vergangenen 200 Jahren im Rahmen einer offiziellen Sitzung der Abgeordnetenkammer Brasiliens gewürdigt. Die Rednerinnen und Redner hoben hervor, dass sich die lutherische Glaubenstradition durch eine besondere Betonung von Bildung auszeichne, was in der Gründung zahlreicher Schulen deutlich zum Ausdruck käme, und durch die vielen Krankenhäuser und sozialen Projekte, die die Kirche eröffnet bzw. entwickelt habe und die eine positive Wirkung für tausende Menschen hätten. 

An die Parlamentsabgeordneten gerichtet betonten die Führungspersonen der IECLB, dass der lutherische Glaube für Frieden, Gerechtigkeit, Solidarität und Liebe eintrete. „Wir sind die Kirche Jesu Christi in Brasilien und die Lehren des Evangeliums lenken unser Handeln“, sagte IECLB-Präsidentin Pfarrerin Sílvia Genz. „Aus dem Evangelium wissen wir, dass alle Menschen das Recht auf ein gutes Leben, ein Leben in Frieden, mit Gerechtigkeit und in voller Genüge haben. Deshalb verteidigen wir das Leben in all seinen Ausdrucksformen und all seiner Vielfalt.“ 

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Leaders in an ecumenical worship service in Brazil

Leaders in an ecumenical worship service in Brazil.

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IECLB president Rev. Sílvia Genz addressing the Chamber of Deputies (Câmara dos Deputados) in Brasilia, Brazil. Photo: IECLB

IECLB president Rev. Sílvia Genz addressing the Chamber of Deputies (Câmara dos Deputados) in Brasilia, Brazil. Photo: IECLB

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The IECLB Council in session. Photo: IECLB

The IECLB Council in session. Photo: IECLB

Geschichte der Not, der Entschlossenheit, der Resilienz 

LWB-Präsident Stubkjær dankte in seiner Rede vor dem Rat der IECLB, der vom 16. bis 20. Oktober in Brasilia getagt hat, „für die Gaben und Kapazitäten, die [die Kirche] der lutherischen Kirchengemeinschaft und insbesondere den Kirchen in Lateinamerika immer wieder zur Verfügung gestellt hat“. 

Mit zahlreichen Veranstaltungen hat die IECLB in diesem Jahr an die Geschichte der Kirche erinnert, die 1824 ihren Anfang nahm, als Menschen aus Europa und insbesondere Deutschland in das südamerikanische Land kamen. Europa litt damals unter einer schweren Wirtschafts- und Sozialkrise und tausende Menschen wanderten auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen in andere Länder aus. Aus diesem Erleben von Not, Entschlossenheit, Resilienz, Hoffnung und Glauben heraus entstand die IECLB. 

An die Ratsmitglieder und ökumenischen Gäste gerichtet lobte der LWB-Präsident, dass die IECLB „als Botschafterin der Hoffnung Zeugnis ablegt für ihren Glauben an Jesus Christus – als Botschafterin des Friedens und Überbringerin der frohen Botschaft in guten Zeiten und in Zeiten großer Herausforderungen“. Er erklärte, „Hoffnung ist zentraler Aspekt der neuen LWB-Strategie“, und fügte hinzu, dass die Kirche in Brasilien „Teil dieser Reise der Hoffnung ist, [auf der] wir uns als Gemeinschaft von Kirchen gemeinsam befinden“. 

Tatsächlich insistierte der LWB-Präsident angesichts der „großen Herausforderungen“ wie „der Kriege überall auf der Welt, der beispiellosen humanitären Krisen, dem Klimanotstand, der zunehmenden Polarisierung und der Ausbreitung des Fundamentalismus, der eine Bedrohung für die Würde des menschlichen Lebens ist“: „Wir sind aufgerufen, durch ein treues Zeugnis für den Glauben an Jesus Christus, durch unseren Einsatz für die notleidenden und schutzbedürftigsten Menschen unter uns, durch unsere prophetische Stimme und unser Engagement für Frieden und Gerechtigkeit Botschafterinnen und Botschafter der Hoffnung zu sein.“ 

Der LWB-Präsident hielt darüber hinaus die Predigt in einem ökumenischen Gottesdienst am 18. Oktober. Dort sagte er den Teilnehmenden: „Ich bete an diesem Jubiläum, dass der Heilige Geist auf euch kommen möge, wie er auf die Jünger am ersten Pfingstfest gekommen ist, und dass er euch Kraft und Mut geben möge, damit ihr euch traut, den Sprung zu wagen, wo euer eigenes Sicherheitsbedürfnis euch daran hindert, und ihr darauf vertrauen könnt, dass Gott euren Worten und Werken Leben einhaucht.“ 

LWB/A. Weyermüller, P. Hitchen