COVID-19: Indische Kirchen verhelfen Frauen zu wirtschaftlicher Unabhängigkeit

17 Aug. 2021
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Eine Näherin in der indischen Region Chindwara. Fotos: VELKI

Eine Näherin in der indischen Region Chindwara. Fotos: VELKI

Unterstützung des LWB bietet Frauen Sicherheit und Einkommen

TAMIL NADU, Indien/GENF (LWI) – Als immer mehr Aufträge für Näharbeiten von den lutherischen Kirchengemeinden in der indischen Region Chindwara eingingen, wurden andere Frauen auf die ehemals verarmte Mutter von fünf Töchtern aufmerksam, die jetzt ein eigenes Geschäft besitzt und für ihre Kinder sorgen kann.

Regierungen weltweit verhängten Lockdowns und verschiedene Maßnahmen zur Einschränkung der sozialen Kontakte, um die Ausbreitung des Coronavirus zu Beginn der Pandemie zu stoppen. Auch in Indien wurde schon früh ein nationaler Lockdown verhängt, durch den die Bewegungsfreiheit von 1,3 Milliarden Menschen eingeschränkt wurde.

Aber die Lockdowns und die Anordnungen, zu Hause zu bleiben, um die Ausbreitung des Virus zu kontrollieren, bedeutete für die Menschen auch psychischen Stress und hatte wirtschaftliche Folgen.

Jaya* ist gelernte Schneiderin. Ihr gewalttätiger Ehemann und ihr Schwiegervater haben sie auf dem Höhepunkt der COVID-19-Pandemie in Indien im Stich gelassen. Anfang dieses Jahres hat sie dann von den Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Indien (VELKI) eine Nähmaschine bekommen und wurde zu einer Inspirationsquelle für andere Frauen in ihrem Gemeinwesen, die ähnliches erlebten.

Jaya ist dem Frauenreferat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Madhya Pradesh, einer Mitgliedskirche der VELKI, sehr dankbar. „Ich war hilflos und hatte keine Ausrüstung, um mir selbst eine Existenzgrundlage aufzubauen, aber jetzt kann ich an dieser Nähmaschine von zu Hause arbeiten und meine Kinder ernähren“, freut sie sich.

 

Inhaberin eines Tiffin Shops im Bundesstaat Odisha, Indien.

Imbiss sichert Einkommen

Sagara* lebt zusammen mit ihrem Mann und zwei Kindern in einem Dorf im Bundesstaat Odisha in der Nähe einer Kirche der Evangelisch-Lutherischen Gossner-Kirche in Chotanagpur und Assam (ELGK). Als Sagaras Mann während der Pandemie seinen Job verlor, war die Familie von Sagaras Verdienst von der Arbeit als Tagelöhnerin außerhalb des eigenen Heims abhängig.

Weil die COVID-19-Infektionszahlen und Todesfälle im ganzen Land aber in rasantem Tempo stiegen, fand sie keine Arbeit.

Dem offiziellen COVID-19-Portal des Bundesstaates Odisha zufolge, sind dort derzeit 983.523 Menschen mit COVID-19 infiziert und 6.236 sind bereits an dem Virus gestorben.

In einer Umfrage unter der ländlichen Bevölkerung im Bundesstaat Odisha zu ihren Erfahrungen während der COVID-19-Pandemie haben 31 Prozent der Haushaltsvorstehenden in Odisha angegeben, ihren Arbeitsplatz aufgrund des Coronavirus oder der Lockdowns verloren zu haben.

Viele der Teilnehmenden hätten als Tagelöhnerinnen und Tagelöhner oder als Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter gearbeitet – zwei gesellschaftliche Gruppen, die von den Verordnungen, zu Hause zu bleiben, wirtschaftlich am härtesten getroffen wurden.

„Mein ‚tiffin shop‘ [in dem ein traditionelles leichtes Mittagessen und Tee serviert wird] ist sehr beliebt geworden und sichert mir weiterhin ein Einkommen. Ich bin sehr stolz, ein Vorbild für die anderen Frauen zu sein, die ebenfalls selbst ihr Geld verdienen und in Frieden leben wollen.“

Sagara sagt, sie sei sehr dankbar für die Hilfe, die sie in dieser schwierigen Zeit von der ELGK erhalten habe. „Ich habe vom Frauensetzwerk der ELGK Unterstützung erhalten, um ein kleines Geschäft zu eröffnen, in dem ich tiffin verkaufe.“

Der Lutherische Weltbund (LWB) unterstützt seine Mitgliedskirchen in Indien, damit diese den Menschen vor Ort mithilfe von Geldern aus dem COVID-19-Soforthilfe-Fonds der globalen Kirchengemeinschaft weiterhin unter die Arme greifen können. Derzeit wird aus diesem Soforthilfe-Fonds eine dritte Runde Finanzhilfen ausgeschüttet. Kirchen, die Hilfe aus dem Fonds beantragen, können bis zu EUR 10.000 erhalten, um zur wirtschaftlichen Erholung von der Pandemie in ihren Gemeinwesen vor Ort beizutragen.

Mit den Geldern aus dem Soforthilfe-Fonds konnte 35 Frauen in den Mitgliedskirchen der VELKI, die in Armut lebten und unter Ernährungsunsicherheit litten, geholfen werden, sich wieder eine Existenzgrundlage aufzubauen, die von den durch die COVID-19-Pandemie verschlimmerten wirtschaftlichen Schwierigkeiten und geschlechtsspezifische Gewalt zerstört worden waren.

„Ich habe Hilfe von der VELKI erhalten und verdiene heute jeden Tag ein bisschen Geld, wenn ich morgens und abends auf der Straße tiffin verkaufe. Dadurch sind meine Kinder nun in Sicherheit und können weiter zur Schule gehen“, ist Sagara stolz.

*Alle Namen wurden geändert, um die genannten Personen zu schützen.

Von LWB/A. Gray. Deutsche Übersetzung: Andrea Hellfritz, Redaktion: LWB/A. Weyermüller

LWF/OCS