Covid-19: Kontakt halten und neue Wege beschreiten

23 Juli 2020
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Am 12. Juli konnte in Murska Sobota unter Einhaltung von Abstandsregeln und anderen Auflagen Konfirmation gefeiert werden. Foto: EKS

Am 12. Juli konnte in Murska Sobota unter Einhaltung von Abstandsregeln und anderen Auflagen Konfirmation gefeiert werden. Foto: EKS

Die Evangelische Kirche A. B. in Slowenien nutzt verstärkt technische Möglichkeiten in der Gemeinde und im Gottesdienst 

MURSKA SOBOTA, Slowenien/GENF (LWI) – Wie bleiben wir trotz der Beschränkungen im Zuge der Coronavirus-Pandemie miteinander in Kontakt? Wie können wir Menschen ansprechen und ermutigen in einer Zeit der Angst und Unsicherheit? – In der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Slowenien, einer Mitgliedskirche des Lutherischen Weltbundes (LWB) in der Region Mittel- und Osteuropa, war eine Antwort auf diese Fragen der verstärkte Einsatz von digitalen Medien und Fernsehen. 

Slowenien hat bislang verhältnismäßig wenige Covid-19-Erkrankte zu beklagen. Aber die Maßnahmen, die zum Schutz der Bevölkerung ergriffen wurden, haben einschneidende Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben – auch auf das der Kirchen. 

„Mitte März wurden alle Gottesdienste, der Religions- und Konfirmandenunterricht sowie alle Kasualien außer Begräbnissen eingestellt“, berichtet Bischof Leon Novak. „Wir haben nach neuen Wegen gesucht, um unsere Gemeindemitglieder und auch Außenstehende anzusprechen.“  

Fernsehen und digitale Medien 

Sein erstes Fazit dieser Bemühungen fällt positiv aus: „Über die modernen digitalen Medien konnten wir jüngere Menschen und Personen mittleren Alters ansprechen“, so Novak. „Der regionale Fernsehsender erreicht eher die ältere Generation, die keinen Computer oder Internetanschluss besitzt.“ 

Besonders die Risikogruppen in Altersheimen oder Krankenhäusern haben dadurch die Möglichkeit bekommen, am Gottesdienst teilzunehmen, da sowohl jedes Krankenhauszimmer als auch die Altersheime mit einem Fernseher ausgestattet sind. „Aber auch Alleinstehende oder von ihren Familienmitgliedern und Verwandten isolierte Risikogruppen wurden so angesprochen und erreicht“, so Novak. 

Um die unterschiedlichen Kommunikationskanäle zu bedienen, wurden Gottesdienste aufgezeichnet und in den sozialen Medien sowie dem regionalen Fernsehsender TV Idea übertragen. „Sehr gute Erfahrungen haben wir mit kurzen, themenbezogenen Videoclips gemacht, mit denen wir in den sozialen Medien zum Gottesdienst eingeladen haben“, berichtet Novak. „Auf diesem Wege haben wir viele Menschen erreicht, was uns sehr ermutigt. Wir möchten diesem Ansatz gern weiterentwickeln, um junge Menschen und Kirchenferne einzuladen.“ 

Da viele Kirchenmitglieder nach wie vor öffentliche Veranstaltungen – also auch Gottesdienste – meiden, setzt die slowenische Kirche weiterhin auf diese Möglichkeiten. 

„Seit Mitte Mai dürfen wir wieder Gottesdienste feiern, allerdings nur unter besonderen Hygieneauflagen“, so Novak.  

Technische Hilfsmittel sind auch hier im Einsatz: Auf einem Großfernseher in der Kirche werden alle Lieder, Gebete, Lesungen, Abkündigungen präsentiert. Dadurch werden keine Gesangsbücher oder Bibeln benötigt, durch die sich die Gottesdienstbesucher anstecken könnten. „Diese Form hat einen großen Zuspruch in der Gemeinde gefunden“, berichtet Novak zufrieden. 

Über das Covid-19-Soforthilfeprogramm des LWB und mit der finanziellen Unterstützung vom Deutschen Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB) konnten die Kosten für die technische Ausstattung, Bild- und Tonaufnahmen sowie Übertragungen aufgefangen werden. 

Sorge um Finanzierung der Pfarrgehälter 

Dennoch zeigen sich Sorgenfalten auf der Stirn des Bischofs. „Durch die Kontaktbeschränkungen im Zuge der Coronavirus-Pandemie sind der der Evangelischen Kirche in Slowenien durch das Fernbleiben der Gottesdienstbesucherinnen und -besucher viele Spenden ausgefallen“, berichtet er. Auch der Kirchenbeitrag werde traditionell in den Pfarrhäusern oder Gemeindebüros persönlich entrichtet. 

Diese Praxis hat viele positive Effekte: „Pfarrerinnen und Pfarrer hatten so einen persönlichen Kontakt mit den Gemeindegliedern und eine Gelegenheit fürs Gespräch.“ Durch die Pandemie ist dieses Verfahren jedoch ein ernstes Problem geworden. „Seit drei Monaten sind keine oder nur ganz wenige Zahlungen getätigt worden, was die Kirche vor eine ernste finanzielle Herausforderung stellt. Bei diesem Trend und durch die Folgen des Kirchenbeitragsausfalls wird die Auszahlung der Pfarrgehälter in Spätherbst ein Problem werden“, berichtet Novak. „Wir suchen unermüdlich nach Lösungen. Ein großes Problem ist aber auch der Verlust vieler Arbeitsstellen durch die Pandemie – davon sind auch unsere Kirchenmitglieder betroffen.“  

Nun strebt die Kirche einen Systemwechsel an: Zukünftig soll der Kirchenbeitrag per Banküberweisung erfolgen. „Wir hoffen, innerhalb von drei bis vier Jahren 70 bis 80 Prozent der Beiträge auf diese Weise sammeln zu können“, so Novak. Dadurch wären die Finanzierungswege weniger krisenanfällig, sollte es wieder zu einer Pandemie kommen. 

LWF/OCS