Nachruf auf den orthodoxen Archimandriten Alexi Chehadeh
GENF (LWI) - Die Corona-Epidemie fordert zahllose Opfer. Eines von ihnen ist der Archimandrit Alexi (Chehadeh), der am 15. August verstarb. Vater Alexi war Mitglied der Gemeinsamen lutherisch-orthodoxen Kommission des Lutherischen Weltbundes (LWB).
Im Jahr 2015 nahm Vater Alexi erstmals an dem Dialog teil, den der LWB mit der Orthodoxen Kirche byzantinischer Tradition führt. Vater Alexi hat sich hier stark engagiert. „Mit seinem Willen zur gegenseitigen Verständigung und seinem Geist der Versöhnung hat er in den letzten Jahren viel zur Fruchtbarkeit des Dialogs beigetragen“, sagt Prof. Dr. Jennifer Wasmuth, Direktorin des Instituts für Ökumenische Forschung in Straßburg. „Seine offene Art, sein freundlicher und liebenswürdiger Charakter, sein herzliches Lachen werden uns unvergessen bleiben. Die Gemeinsame Kommission verliert mit ihm einen wahren Freund und Bruder in Christus.“
Vater Alexi wurde 1969 in Syrien geboren. Nachdem er zunächst Chemie studierte, beschloss er, Priester in seiner Kirche, dem Rum-Orthodoxen Patriarchat von Antiochien und dem gesamten Orient, zu werden. Als Vertreter seiner Kirche wurde er in den Jahren 1995-2007 nach Deutschland entsandt, um Gemeinden für die stetig wachsende Zahl syrischer Einwanderer im Land zu gründen und neu zu organisieren. Als solcher war er in vielen kirchlichen Gremien tätig, u.a. vertrat er seine Kirche gegenüber der Kommission der Orthodoxen Bischöfe Deutschlands und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Wie er selbst oft gesagt hat, konnte er kein Wort Deutsch, als ihm die Ausreise nach Deutschland aufgetragen wurde. Er lernte die Sprache jedoch schnell und betrachtete Deutschland schließlich als sein Heimatland. Hier hat sich Vater Alexi auch akademisch weiterqualifiziert: In den Jahren 1999-2004 studierte er Islamwissenschaft an der Universität Hamburg und arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Theologie und Frieden. 2016 promovierte er an der Universität Münster mit einer Arbeit zum Thema „Al-Turabi zwischen Nachahmung und Erneuerung: sein Verständnis von Islam, islamischem Staat, Menschenrechten und Dschihad“. Das Thema spiegelt ein zentrales Anliegen von Vater Alexi wider: die Förderung eines besseren interreligiösen Verständnisses. Vor dem Hintergrund seiner eigenen Erfahrungen in Syrien unterstrich er insbesondere die Notwendigkeit eines Dialogs mit dem Islam.
2015 übernahm Vater Alexi die Leitung der „Abteilung für Ökumenische Beziehungen und Entwicklung“ (DERD) in Damaskus (Syrien), die dem Rum-Orthodoxen Patriarchat angegliedert ist. Dies geschah unter politisch schwierigen Bedingungen. Mit seinem unermüdlichen Engagement hat er einen wesentlichen Beitrag zum Wiederaufbau des vom Krieg zerrütteten Landes geleistet. Um sich einen persönlichen Eindruck von der Situation im Land zu verschaffen, ist er viel in Syrien gereist. Auch ins Ausland ist er mehrfach gereist, um auf die oft verzweifelte Lage – insbesondere von Frauen und Kindern – aufmerksam zu machen und Partner für die diakonische Arbeit zu gewinnen. Sein Namenspatron, der heilige Alexius, war für ihn ein wichtiges Vorbild. „Im Rückblick können wir sagen, dass er ihm mit seinem eigenen Leben und Werk volle Ehre erwiesen hat“, so Wasmuth.