Eine kürzlich in Deutschland abgehaltene Partnerschaftstagung brachte lutherische Christinnen und Christen aus der LWB-Gemeinschaft zusammen, um ihr Zeugnis für Hoffnung und Frieden in ihren Kirchen und Gesellschaften zu stärken.
Partnerschaftstagung stärkt internationale und ökumenische Beziehungen
Rund 100 Teilnehmende verschiedener Generationen aus 16 Ländern nahmen vom 15. bis 21. Juni an der Partnerschaftstagung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens (EVLKS) teil. Sie fand unter dem Thema „…, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung“ (Jer. 29,11) statt.
„Es ist unser Wunsch, unsere Idee, jeweils im Jahr der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) eine solche Partnerschaftstagung durchzuführen und damit die Verbundenheit mit der LWB-Communio erlebbar zu machen“, sagte Oberkirchenrat Friedemann Oehme, Referent für ökumenische Beziehungen der EVLKS. „Auf der ersten Tagung dieser Art im Jahr 2016 konnten wir am Pilgerweg des LWB-Rates in Wittenberg teilnehmen.“
„Innerhalb unserer Landeskirche gibt es partnerschaftliche Beziehungen in 22 Ländern“, so Oehme weiter. „Zur Partnerschaftstagung haben wir Menschen von der Basis eingeladen – jeweils zwei ausländische Personen und eine Person von der EVLKS.“ Diesmal waren Teilnehmende aus Papua-Neuguinea, Indien, Tansania, Südafrika, Argentinien, Paraguay, Kolumbien, Kuba, USA, Dänemark, Schweden, Lettland, Russland, Polen, Tschechien, Rumänien und Deutschland dabei.
Für die Teilnehmenden wurde die Vielfalt der LWB-Kirchengemeinschaft sichtbar und erlebbar. Das war eine Ermutigung für alle, die Partnerschaftsarbeit fortzusetzen und weiterzuentwickeln. Haupt- und Ehrenamtliche hatten das Programm dieser Tagung vorbereitet. Das Ökumene-Dezernat des Landeskirchenamtes mit der Arbeitsstelle Eine Welt und das Leipziger Missionswerk waren die Träger des Projektes.
Zum Kreis der Referierenden der Tagung zählten LWB-Ratsmitglied Bettina Westfeld, die auch Synodenpräsidentin der EVLKS ist, und der Europareferent des LWB, Ireneusz Lukas.
Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung
Anlässlich des Gedenktages des 17. Juni erinnerte Westfeld an den „Aufstand für Gerechtigkeit und Freiheit“ in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) im Jahre 1953, der von sowjetischen Truppen niedergeschlagen wurde. Erst mit der Friedlichen Revolution von 1989 sollte es den Menschen in Ostdeutschland gelingen, diesen Wandel ohne Waffen herbeizuführen.
Wichtige Wurzeln für den Erfolg dieser Revolution sah Westfeld in Impulsen aus der weltweiten Ökumene, besonders aber im Konziliaren Prozess christlicher Kirchen zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, der 1983 international begann und auch in der DDR „eine große Kraft entfaltete.“
„1983 war eine Zeit, in der sich der Ost- und der Westblock einander waffenstarrend gegenüberstanden und ein Atomkrieg ernsthaft im Raum stand,“ so Westfeld. „Außerdem wurde die Umweltzerstörung immer sichtbarer. Und es wurde deutlich, dass wir nicht agieren wie in Einer Welt – wir sprachen damals von der Ersten, der Zweiten und der Dritten Welt.“
Am 30. April 1989 fand dann in Dresden der Abschluss der Ökumenischen Versammlung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung in der DDR statt. Dort wurden zwölf Texte verabschiedet, die „heute noch Maßstäbe setzen“, so Westfeld. „Entscheidend ist die Einsicht: es kann keinen Frieden geben ohne Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung.“
Beteiligte der Ökumenischen Versammlung waren im Nachgang auch an der Friedlichen Revolution beteiligt. „Kirchen waren ein Gesprächsraum, ein Ort, an dem man sich austauschte und aufeinander zuging.“
Nach 1989 war die Herausforderung der Kirchen, ihren gemeinsamen Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung aufrecht zu erhalten – trotz aller gesellschaftlichen und strukturellen Veränderungen. „In einer säkularisierten Gesellschaft und in einer Minderheitssituation wie hier in Sachsen besteht die Gefahr, dass man sich nur um sich selbst dreht“, warnte Westfeld. Es habe dennoch immer Menschen gegeben, die diese Themen vorantrieben.
Seit 2021 gebe es die Initiative „Ökumenischer Weg für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“. Sie ermutige „Akteure vor Ort in den Kirchengemeinden sich für diese Themen einzusetzen“, so Westfeld. „Das sind manchmal sehr wenige, aber die können das Salz der Erde werden. Wir sind Kirche, alle zusammen in der einen Welt, für unseren Nächsten da, und dafür zuständig, die Schöpfung zu bewahren.“
Berufen als Botschafter der Hoffnung
„Für mich ist die Geschichte des LWB eine Geschichte der Hoffnung. Dies ist die Geschichte vieler offener und hoffnungsvoller Menschen, die nicht mit der Welt konform gegangen sind“, betonte auch Ireneusz Lukas in seinem Referat zum Thema „Zukunft und Hoffnung für unsere Partnerschaften und unsere Kirchen – Berufen als Botschafter der Hoffnung“.
„Hoffnung ist eine Gabe des Heiligen Geistes, die die Menschen nicht selbst aus sich heraus erzeugen können“, so Lukas „In der christlichen Glaubenstradition baut Hoffnung auf nichts anderem auf als auf Jesus Christus selbst, der der ganzen Schöpfung Gottes Erlösung und Befreiung verheißen hat.“
Die LWB-Mitgliedskirchen seien Zeuginnen von wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten. „Menschen wurden und werden vielerorts aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts, ihrer gesellschaftlichen Verortung ihres geographischen Standortes ausgegrenzt, marginalisiert und unterdrückt“, sagte Lukas. „Manche sind Opfer von Menschenhandel geworden, viele wurden durch Kriege getötet und wieder andere sind Opfer von Folter. Die Opfer ungerechter Strukturen warten voller Hoffnung auf die Verwirklichung der Güte Gottes, auf die Verwirklichung von Recht und Gerechtigkeit.“
„Um glaubwürdige Zeugen der Hoffnung zu sein und sie in die Tat umsetzen zu können“, sei es für die Kirchen „notwendig zu analysieren, was um uns herum geschieht, um die wichtigsten kontextuellen Herausforderungen zu erkennen“, so Lukas.
Angesichts der Vielzahl und des Ausmaßes aktueller Herausforderungen sei es wichtig anzuerkennen, dass „Zweifel und Glaube wie Geschwister“ seien, die „einander brauchen“, so Lukas. „Sie sollen sich gegenseitig korrigieren. Der Glaube ohne Zweifel kann zum Fanatismus führen, aber auch der Zweifel, der die eigenen Zweifel daran ausblendet, kann in Zynismus und Bitterkeit münden.“
Die größte Aufgabe für den LWB und seine Mitgliedskirchen sei es „Boten der Hoffnung und Versöhnung“ zu sein – in den eigenen Reihen und in der Gesellschaft.
Dafür sei es wichtig, „sich nicht von der Politik instrumentalisieren zu lassen, sondern für Menschenwürde und Versöhnung einzutreten“, so Lukas. „Gleichzeitig können wir nicht von Versöhnung als etwas sprechen, bei dem die Unterdrückten einfach dazu aufgerufen werden, sich mit ihren Unterdrückern zu versöhnen, ohne dass von ihnen Reue oder Heilung der Erinnerungen erwartet wird. Ohne Gerechtigkeit kann es keinen dauerhaften Frieden geben.“
Gleichzeitig sollten Christinnen und Christen bedenken, „dass es Gott ist, der die Versöhnung herbeiführt, wir aber an diesem Prozess beteiligt sind.“
„Frieden, Versöhnung und Konfliktlösung werden in den kommenden Jahren von großer Bedeutung sein“, sagte Lukas.