LWB-Konsultation über lutherische Identitäten in Addis Abeba eröffnet
ADDIS ABEBA, Äthiopien/GENF (LWI) – „Was bedeutet es, in der heutigen Welt lutherisch zu sein?“ – diese Frage steht im Mittelpunkt einer globalen Konsultation über lutherische Identitäten, die diese Woche in Addis Abeba (Äthiopien) stattfindet.
Die vom Lutherischen Weltbund (LWB) organisierte Tagung ist der offizielle Beginn eines auf mehrere Jahre angelegten theologischen Studienprozesses, in dem erforscht werden soll, wie Spiritualität lutherische Identitäten und kirchliches Engagement in den verschiedenen Kontexten weltweit prägt.
In seinen an die rund 70 Teilnehmenden aus lutherischen Kirchen weltweit gerichteten Begrüßungsworten sagte Pfr. Yonas Dibisa, Präsident der Äthiopischen Evangelischen Kirche Mekane Yesus (ÄEKMY), es sei eine große Ehre für seine Kirche, diese „dringend notwendige und wichtige Konsultation“ ausrichten zu dürfen.
Die weltweite Kirche, sagte er, „ist das Ergebnis des Kommens des Heiligen Geistes am ersten Pfingstfest.“ In der ÄEKMY „versuchen wir, die lutherische Identität sowohl aus globaler wie auch aus lokaler Sicht zu verstehen“, erklärte Dibisa. „Und das tun wir, weil wir Lutheranerinnen und Lutheraner sind. Wir tun das, weil wir an den Heiligen Geist glauben, der die Kirchen zusammenführt, erhält und in die Welt entsendet.“
Bezugnehmend auf die Ursprünge der ÄEKMY in lutherischen Missionsorganisationen vor über 100 Jahren, und ihre Gründung als Kirche in Äthiopien im Jahr 1959, hob Dibisa den charismatischen Charakter seiner Kirche hervor, die eine der am schnellsten wachsenden LWB-Mitgliedskirchen ist. „Wir sind hier als Jüngerinnen und Jünger Christi zusammengekommen und wollen von uns gegenseitig Rechenschaft einfordern in Bezug auf das Wort und die Sakramente und unsere lutherische Identität.“ Das Ziel der Kirche, fügte er hinzu, „ist es, spirituell lebendig und dynamisch und gleichzeitig [in dieser Glaubensüberzeugung] verwurzelt und verankert zu sein“.
Weltbürgerin mit lokaler Verwurzelung
LWB-Generalsekretär Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge schaute zurück auf das 500-jährige Reformationsjubiläum und betonte, die lutherische Reformation sei eine Weltbürgerin. Als sich die Reformation in der Welt ausbreitete und Kirchen in ganz unterschiedlichen Kontexten entstanden seien, hätten diese die Traditionen, die Frömmigkeit und das theologische Denken nachgeahmt, die ihnen zugetragen wurden, aber auch eigene Modalitäten entwickelt, bei sich vor Ort Kirche zu sein, führte er aus.
„Als Gemeinschaft von Kirchen steht der LWB dafür – und bringt dieses zum Ausdruck –, dass die Kirche immer eine lokale Kirche ist und sich an ihren jeweiligen Kontext anpassen muss, gleichzeitig aber auch mit anderen zusammen Kirche ist und weltweites Zeugnis ablegt, wie es der LWB in seinem diakonischen Engagement, in seiner theologischen Arbeit, ganzheitlichen Mission und Einheit tut.“
„Die Konsultation bietet lutherischen Kirchen die Gelegenheit, mit ihren jeweils eigenen Worten zu beschreiben, wie sie sich in ihren eigenen Kontexten an Gottes Mission beteiligen“, führte Junge aus. Gleichzeitig biete sie einen Raum, die globale Perspektive zu formulieren, die sich aus diesen verschiedenen Narrativen ergebe.
„Der sich so ergebende ‚Chor lutherischer Stimmen‘ wird wichtige Erkenntnisse darüber liefern, was es in der heutigen Welt bedeutet, eine lutherische Kirche zu sein, die sich speist aus dem lutherischen theologische Erbe und geformt wird durch den jeweiligen lokalen Kontext“, sagte er abschließend.
Die Konsultation unter dem Motto „We Believe in the Holy Spirit: Global Perspectives on Lutheran Identities“ (Wir glauben an den Heiligen Geist: Lutherische Identitäten aus weltweiter Perspektive) findet vom 23. bis 27. Oktober in Addis Abeba statt. Gastgeberin der Tagung ist die Äthiopische Evangelische Kirche Mekane Yesus (ÄEKMY). Studienprozesse des LWB bieten für die Mitgliedskirchen die Gelegenheit, gemeinsame theologische Ansätze zu entwickeln, um Herausforderungen der Gegenwart zu identifizieren und anzugehen.