Die prophetische Stimme in Argentinien stärken

15 Okt. 2013
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Pfr. Narciso Weiss, IERP-Pfarrer in der Gemeinschaft von General Ramírez, leitete die Kampagne. Foto: IERP

Präsident der Kirche am La Plata begrüsst Einführung des Reformationstages als Feiertag auf Provinzebene

(LWI) – Der Präsident der Evangelischen Kirche am La Plata (IERP) in Argentinien sagt, die Einführung des Reformationstages als gesetzlichen Feiertag in der Provinz Entre Ríos öffne das Tor zur offiziellen Anerkennung des Protestantismus als Religion in dem lateinamerikanischen Land.

Am 5. Juli erklärte die im Zentrum des Landes gelegene Provinz Entre Ríos nach einer zweijährigen Kampagne den 31. Oktober zum jährlichen „Tag der protestantischen Reform“. Der römisch-katholische Glaube ist die offizielle Religion in Argentinien. Das Judentum und der Islam wurden nach vielen Anstrengungen als Religionen anerkannt. Ihre Mitglieder haben ihren jeweiligen Ruhetag und dürfen ihre religiösen Festtage begehen.

„[Die] Einführung ist wichtig, da wir zum ersten Mal offiziell als Religion betrachtet werden“, erklärt IERP-Präsident Pfr. Carlos A. Duarte einige Wochen vor den Feierlichkeiten zum Reformationstag am 31. Oktober in der Provinz.

„Eine Kirche der Reformation in unserer Gesellschaft zu sein, bedeutet ein Stachel im Gewissen der Menschen zu sein“, fügt er hinzu. „Es ist schlicht und einfach unser Wunsch, ein Zeichen des Königreiches zu sein, also des neuen Himmels und der neuen Erde, innerhalb einer Gemeinschaft Jesu Christi, in der alle willkommen sind.“

„Und in diesem Sinne glaube ich, dass [die IERP] in unserer stark von Ungerechtigkeit und von einem unverantwortlichen Umgang mit erneuerbaren und nicht-erneuerbaren Ressourcen geprägten Gesellschaft, eine prophetische und kritische Stimme sein muss“, betont er.

Pfr. Narciso Weiss, ein ehemaliger IERP-Pfarrer in der Gemeinschaft von General Ramírez, leitete die Kampagne, den Reformationstag in der Provinz als Feiertag einzuführen. Er wollte das Augenmerk seiner Kirchenmitglieder und der gesamten Gemeinschaft auf die Bedeutung der protestantischen Reformation als religiöse, politische und soziale Bewegung lenken. Aus diesem Grund begann er, sich bei den örtlichen Behörden für die Einführung dieses Tages als Feiertag auszusprechen.

„Dank der in der Provinz Entre Ríos erteilten Anerkennung besteht die Möglichkeit, den Feiertag auch in anderen Provinzen einzuführen und schliesslich auf nationaler Ebene umzusetzen“, so Duarte.

Lutherische und reformierte Tradition

Die IERP ist eine Kirche der lutherischen und reformierten Tradition, die ursprünglich unter dem Namen Deutsche Evangelische La Plata‑Synode bekannt war. 1965 verabschiedete die Synode eine neue Verfassung und machte sich von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unabhängig.

Die IERP hat 25.000 Mitglieder in 42 Gemeinden in Argentinien, Uruguay und Paraguay. Siebzig Prozent ihrer Mitglieder leben in Argentinien.

Die Kirche ist sowohl Mitglied des Lutherischen Weltbundes (LWB), als auch der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WRK).

Reformierte ProtestantInnen haben Südamerika seit 1820 besiedelt. Nach der Unabhängigkeit von Spanien liessen sich HändlerInnen und Kaufleute aus Österreich, Deutschland, Russland und der Schweiz in der Region um den Hafen von Buenos Aires nieder. Zwischen 1853 und 1870 siedelten sich bäuerliche Familien in der Region an.

„Seit diesem Tag leben die Prinzipien der Reformation, die diese Menschen mitbrachten, in den grundlegenden Werten der Identität der Evangelischen Kirche am La Plata weiter“, sagte Duarte.

Er merkte jedoch auch an, dass nur in „sehr begrenzten Gebieten unser Einfluss spürbar gewesen ist. Wir können nicht behaupten, dass die Reformation in Argentinien tief verwurzelt ist.“

Trotzdem sei die Kirche stolz auf ihr Erbe, so der IERP-Präsident. Er betonte, dass das 500-jährige Gedenken an Martin Luthers Anfänge der protestantischen Bewegung im Jahre 2017 eine grossartige Möglichkeit biete, diese Wurzeln zu vertiefen.

Die Kirche wird das Jubiläum mit besonderen Veröffentlichungen in ihrem Magazin „Vida Abundante“, mit Veranstaltungen am Evangelischen Institut für Höhere Theologische Studien (Instituto Universitario – Instituto Superior Evangelico de Estudios Teologicos, IU-ISEDET) und mit Workshops und Seminaren zum Thema Mission und Bildung begehen.

Duarte mahnte allerdings, dass das Reformationsjubiläum Gefahr laufe, eine eurozentrische Veranstaltung zu werden, was es der IERP erschweren würde, den Missionsgedanken angesichts ihrer europäischen Wurzeln zu verfolgen.

„Viele Lateinamerikanerinnen und Lateinamerikaner kommen immer noch mit der naiven Frage auf uns zu, ob es in Ordnung sei, unsere Gottesdienste zu besuchen. Es geht einfach um das Ansehen, das wir bei ihnen haben“, so Duarte.

 

LWF Communication