Die prophetische Stimme der Kirchen ist entscheidend im Kampf für Gender-Gerechtigkeit

05 Sep 2016
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„Wir müssen der Gender-Gerechtigkeit zu dem ihr gebührenden Stellenwert verhelfen, damit sie in die Kirche integriert werden kann und nicht nur als allein die Frauen betreffendes Thema behandelt wird. Sie ist Teil der prophetischen Stimme der Kirchen in der Gesellschaft", sagte Elizabeth Arciniegas Sanchez, WICAS-Koordinatorin für LAC.

„Wir müssen der Gender-Gerechtigkeit zu dem ihr gebührenden Stellenwert verhelfen, damit sie in die Kirche integriert werden kann und nicht nur als allein die Frauen betreffendes Thema behandelt wird. Sie ist Teil der prophetischen Stimme der Kirchen in der Gesellschaft", sagte Elizabeth Arciniegas Sanchez, WICAS-Koordinatorin für LAC.

Frauen in den LWB-Regionen LAC und Nordamerika bereiten sich auf die Zwölfte Vollversammlung vor

Paramaribo, Suriname/Genf, 5. September 2016 (LWI) - Die prophetische Stimme der Kirche bleibt ein wichtiger Faktor im Kampf für Gender-Gerechtigkeit auch in Regionen des Lutherischen Weltbundes (LWB), die sich mit ihrer Advocacy-Arbeit aktiv für die Rechte der Frauen einsetzen.

Dies war einer der Schwerpunkte der Veranstaltungen, mit denen Frauen auf ihre Teilnahme an der Vollversammlung vorbereitet werden sollen, dem höchsten Entscheidungsgremium des LWB. Die Regionalversammlungen für Lateinamerika und die Karibik (LAC) und Nordamerika im Vorfeld der Vollversammlung finden in Paramaribo statt, Gastgeberin ist die  Evangelisch-Lutherische Kirche in Suriname. 

Die weiblichen Delegierten und andere offiziell Teilnehmende der 19 LWB-Mitgliedskirchen in den beiden Regionen berichteten, es sei ermutigend zu beobachten, wie die LWB-Politik für Gender-Gerechtigkeit innerhalb der Frauennetzwerke der Kirchen immer mehr Akzeptanz erfahre. Für Kirchenleitende sei jedoch wichtig zu verstehen, dass der Kampf für gleiche Rechte von Frauen und Männern in der Kirche und in der Gesellschaft nicht allein eine Angelegenheit der Frauen ist. Es muss dafür gesorgt werden, dass dieser Kampf als übergreifendes Thema verstanden wird. Nach Aussage der Delegierten gebe es langsame Fortschritte, aber Gender-Gerechtigkeit bleibe insgesamt eine grosse Herausforderung.

„In einigen Kontexten hat die Umsetzung der Politik für Gender-Gerechtigkeit dazu geführt, dass es Widerstand gegen mehr Partizipation von Frauen in der theologischen Ausbildung und gegen die Frauenordination gibt", merkte Pfarrerin Marcia Blasi von der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien an.

Die Politik für Gender-Gerechtigkeit, die vom LWB im Jahre 2013 angenommen und gemeinsam mit den Mitgliedskirchen durchgeführt wird, bekräftigt die Verpflichtung zur Entwicklung örtlicher Rahmen und Aktionspläne, um die Gender-Gerechtigkeit in allen Lebensbereichen der Gemeinschaft und ihrer Kirchen in die Praxis umzusetzen. Diese Arbeit wird in den Netzwerken von „Frauen in Kirche und Gesellschaft" (WICAS) geleistet.

„Wir müssen der Gender-Gerechtigkeit zu dem ihr gebührenden Stellenwert verhelfen, damit sie in die Kirche integriert werden  kann und nicht nur als allein die Frauen betreffendes Thema behandelt wird. Sie ist Teil der prophetischen Stimme der Kirchen in der Gesellschaft", sagte Elizabeth Arciniegas Sanchez, WICAS-Koordinatorin für LAC.

Öffentliche Verpflichtung

Diese Frauen-Veranstaltungen im Vorfeld der Vollversammlung sollen Aufschluss darüber geben, im welchen Verhältnis die LWB-Kirchengemeinschaft zu ihren Mitgliedskirchen steht und wie sie die Rolle der Delegierten der Vollversammlung sieht. Die Teilnehmenden stellten fest, dass es für diejenigen, die eine zukünftige Führungsposition innerhalb des LWB anstreben, wichtig sei, sich für Gender-Gerechtigkeit zu engagieren. Sie schlugen deshalb definierte Mechanismen vor, um diese Selbstverpflichtung der für Führungspositionen kandidierenden Personen publik zu machen.

Viele der Teilnehmenden stellten fest, dass trotz der zunehmenden Bewusstseinsbildung weltweit zum Thema Frauenrechte in mehreren Gemeinschaften die geschlechtsspezifische Gewalt zugenommen habe und weitere Formen der Ausgrenzung wie zum Beispiel Armut verschärfe.

Dr. Mary J. Streufert, WICAS-Koordinatorin für Nordamerika, wies darauf hin, dass Kirchen gemeinsame Strategien entwickeln müssen, um gegen die zunehmende, direkt gegen Frauen gerichtete Gewalt vorzugehen, die sich in Form von Menschenhandel, Ausbeutung der indigenen Völkern gehörenden Gebiete und Bodenschätze und den sich daraus ergebenden Folgen für das Leben von Frauen manifestiert. „Gender-Gerechtigkeit muss in diesem Kontext der zunehmenden Gefährdungen angesprochen werden, die Frauen immer tiefer in die Armut zwingen", erklärte Streufert, die ebenfalls Leiterin des Programms für Gender-Gerechtigkeit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika ist.

Streufert wies explizit auf die Notwendigkeit eines neuen Denkansatzes hin, der hinterfragt, „warum Frauen unverhältnismässig oft Opfer von Gewalt sind.“ „Versöhnung kann nicht stattfinden ohne Gerechtigkeit“, fügte sie hinzu.

Die Teilnehmerinnen diskutierten ebenfalls über die Aktionen der LWB WICAS zur Stärkung der theologischen Ausbildung von Frauen durch die Weitergabe von Strategien und Möglichkeiten zur Ausbildung. Darüber hinaus hörten sie einen aktuellen Lagebericht über den 2013 ins Leben gerufenen Prozess „Frauen in Bewegung", der das beständige Wirken von Frauen und ihre Beiträge für die Vorbereitung des 500. Reformationsjubiläums sowie die Zwölfte Vollversammlung des LWB im Jahre 2017 verdeutlicht.

Die Frauen werden anlässlich der Beendigung der regionalen Vorbereitungsversammlungen am 3. September eine Abschlussbotschaft übermitteln.

Link zur Website der Vollversammlung

 

LWF/OCS