Eine von Gewalt und Spaltung geplagte Welt zusammenhalten

14 Juni 2022

Ökumenische Grußworte unterstreichen gegenseitiges theologisches Verständnis und praktisches Engagement

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Rev. Prof Ioan Sauca, WCC Acting General Secretary, Fr. Dr Augustinus Sander from Vatican Dicastery for Promoting Christian Unity, Rev. Dr Hanns Lessing, WCRC Acting General Secretary, Bishop Ivan Abrams, General Secretary of World Methodist Council, Dr. Jean-Daniel Plüss of Pentecostal World Fellowship.

GENF, Schweiz (LWI) – Katholische, methodistische, pfingstkirchliche, reformierte und orthodoxe Kirchenleitende haben Grußworte an den in Genf zu seiner diesjährigen Tagung versammelten Rat des Lutherischen Weltbundes (LWB) gerichtet. Sie alle haben betont, wie wichtig ein besseres gegenseitiges theologisches Verständnis und der Ausbau der praktischen Zusammenarbeit sei, um ein „glaubwürdiges Zeugnis in einer von Spaltung, Gewalt und Egoismus geprägten Welt“ ablegen zu können.

Unter den ökumenischen Gästen bei der LWB-Ratstagung war unter anderem Hanns Lessing, der geschäftsführende Generalsekretär der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK). Er unterstrich die Bedeutung der Kooperation mit dem LWB in den Themenbereichen Gerechtigkeit und Frieden, in die auch der Umgang mit dem militärischen Angriff Russlands auf die Ukraine falle. Er erinnerte an zwei gemeinschaftlich organisierte Konferenzen, die sich gegen Ende des Jahres mit der theologischen Ausbildung nach dem Ende der Pandemie und der Religions- und Glaubensfreiheit beschäftigen werden.

In einer Zeit, in der wir das Gefühl haben, dass an so vielen Fronten alles schief läuft, lenken Sie unsere Aufmerksamkeit auf den Ort, an dem auch die krassesten Widersprüche und die erbittertsten Gegner zusammenhalten.

– Pfr. Dr. Hanns Lessing, der geschäftsführende Generalsekretär der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen

Mit Blick auf das Thema der Ratstagung sagte er: „In einer Zeit, in der wir das Gefühl haben, dass an so vielen Fronten alles schief läuft, lenken Sie unsere Aufmerksamkeit auf den Ort, an dem auch die krassesten Widersprüche und die erbittertsten Gegner zusammenhalten.“ Auch wenn dieser Ort „für das menschliche Auge unsichtbar“ sei und „unser Verständnis übersteige“, führte er aus, „erinnert uns dieser Vers daran, dieses ‚Zusammenhalten‘ als eine erfahrbare Realität zu betrachten, eine göttliche Gabe, die bereits da ist und nur in unserem Verständnis und in unserem Leben empfangen werden muss“.

Der Vertreter der Weltgemeinschaft der Pfingstkirchen, Dr. Jean-Daniel Plüss, lobte das „unerschütterliche ökumenische Engagement“ des LWB in den vergangenen 20 Jahren, das auch zur Einrichtung des ersten offiziellen Dialogs zwischen den beiden Weltgemeinschaften 2016 führte. Das Abschlussdokument dieses Dialogs würde für die Dreizehnte Vollversammlung des LWB in Polen im kommenden Jahr vorliegen, sagte er, und werde „eine Ermutigung für lutherische und pfingstkirchliche Gläubige gleichermaßen“ sein, insbesondere auf „regionaler Ebene, wo konkrete ökumenische Beziehungen reiche Früchte tragen können“.

Plüss rief zu einer „Fortsetzung unseres Dialogs und der gemeinsamen Initiativen“ auf und lud den LWB zur Teilnahme an der Weltkonferenz der Pfingstkirchen ein, die vom 12. bis 14. Oktober in Seoul, Südkorea, stattfinden wird. Nur „in Christus“, bekräftigte er, „können unsere unterschiedlichen Praktiken und Glaubensüberzeugungen verstanden, gewürdigt und durch die Kraft des Heiligen Geistes zu einem produktiven Zusammenspiel zusammengebracht werden“.

Langstreckenlauf

Augustinus Sander vom vatikanischen Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen sprach aus katholischer Perspektive über das Thema der Ratstagung und den anstehenden 1700. Jahrestag des Konzils von Nicäa. Durch das Nizänische Glaubensbekenntnis, das allen christlichen Gläubigen gemein ist, „sind wir im gemeinsamen Lobpreis Gottes vereint – viele Stimmen, aber ein Lied!“

Er brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass das Jubiläum des Konzils von Nicäa 2025 ein entscheidender „Ort und Zeitpunkt zum Innehalten“ auf dem gemeinsamen Weg „vom Konflikt zur Gemeinschaft“ werden könne, ein Moment der „spirituellen Fokussierung [...], um neue Kraft für den vor uns liegenden Weg durch die Zeit zu sammeln“. Zuweilen, sagte er, „wünschen wir uns vielleicht ein schnelleres Vorankommen, aber wir sind keine Sprinterinnen und Sprinter, sondern Langstreckenläuferinnen und Langstreckenläufer. Wir brauchen einen langen Atem, um unser Ziel zu erreichen.“

Bischof Ivan Abrams, Generalsekretär des Weltrats Methodistischer Kirchen, erklärte, der LWB-Rat würde in einer Zeit tagen, „in der uns allen der Krieg in der Ukraine und die vielen anderen von Gewalt und Konflikten gezeichneten Orte in der Welt sehr präsent sind“. Wenn wir uns jetzt „eine Welt nach dem Ende der COVID-Pandemie ausmalen, sind wir uns unserer Vulnerabilität und der wachsenden Ungerechtigkeit in Bezug auf die medizinische Grundversorgung bewusst“, führte er aus.

Wir lehnen die offensichtliche Instrumentalisierung der religiösen Sprache durch politische und kirchliche Führungspersonen (...) nachdrücklich ab. Wir eine Plattform für Inklusion und Austausch

– Priester Prof. Ioan Sauca, geschäftsführender Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen

Angesichts dieser und vieler weiterer Herausforderungen, so Abrams weiter, „bekräftigen wir unser Bekenntnis zur radikalen Jüngerschaft und halten uns bereit, mit allen unseren ökumenischen Partnern zusammenzuarbeiten, um Hoffnung und Heilung zu vermitteln und damit eine gerechte und nachhaltige Zukunft für alle Menschen zu schaffen“.

Grußworte vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) überbrachte der rumänisch-orthodoxe Priester Ioan Sauca, der geschäftsführende Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen. Er sprach über den militärischen Angriff Russlands auf die Ukraine „und all die Ungerechtigkeit, Diskriminierung und Unterdrückung in der Welt, die für Millionen von Menschen Leid, Tod, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung bedeuten“.

Er berichtete, dass der ÖRK Bestrebungen widerstanden hätte, die Russische Orthodoxe Kirche nach deren Befürwortung des Kriegs in der Ukraine auszuschließen, „weil wir eine Plattform für Inklusion und Austausch sind und Raum für Dialog schaffen wollen, um Frieden und Versöhnung zu fördern“. Trotzdem, fügte er hinzu, „lehnen wir die offensichtliche Instrumentalisierung der religiösen Sprache durch politische und kirchliche Führungspersonen zur Rechtfertigung eines bewaffneten Einmarsches in einen anderen souveränen Staat nachdrücklich ab“. Friedenskonsolidierung, sagte er, „erfordere Prävention, Schutz, Geduld, aufmerksames und respektvolles gegenseitiges Zuhören und auch Mediation und eine Kultur des Engagements für Frieden“.

Prof. Dr. Dirk Lange, der Assistierende LWB-Generalsekretär für Ökumenische Beziehungen, dankte den ökumenischen Gästen für Ihre Teilnahme an der Ratstagung. Der LWB, erklärte er, „betet weiterhin gemeinsam mit ihnen, dient weiterhin gemeinsam mit ihnen und sei weiterhin gemeinsam mit ihnen auf dem Weg vom Konflikt zur Gemeinschaft“.

 

Der LWB-Rat ist das höchste Entscheidungsgremium des LWB zwischen den Vollversammlungen. Er besteht aus dem Präsidenten, dem Vorsitzenden des Finanzausschusses und 48 Mitgliedern aus LWB-Mitgliedskirchen in sieben Regionen. Das derzeitige Leitungsgremium wurde auf der Zwölften Vollversammlung im Mai 2017 in Windhoek, Namibia, gewählt. Die diesjährige Ratstagung findet vom 9. bis 14. Juni im Ökumenischen Zentrum in Genf statt.

LWF/P. Hitchen
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