Engere Beziehungen zwischen Lutheranern und Mennoniten

05 Juli 2016
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Generalbischof Dr. Miloš Klátik präsentiert den Bericht „Früchte tragen“ bei der Ratstagung in Wittenberg. Foto: LWB/M. Renaux

Generalbischof Dr. Miloš Klátik präsentiert den Bericht „Früchte tragen“ bei der Ratstagung in Wittenberg. Foto: LWB/M. Renaux

Überblick über den Bericht „Früchte tragen“

GENF, 30. Juni 2016 (LWI) – Der Weg der Heilung und Versöhnung zwischen Lutheranern und Mennoniten findet konkreten Ausdruck in engeren Beziehungen zwischen beiden Parteien. Dies ist ein Fazit des Berichtes „Früchte tragen“, der kürzlich veröffentlicht wurde. Der Rat des LWB hat den Bericht auf seiner Tagung im Juni in Wittenberg, Deutschland, entgegen genommen und den Mitgliedskirchen anempfohlen.

Der Bericht "Früchte tragen" wurde von einer Arbeitsgruppe des Lutherischen Weltbundes (LWB) verfasst, die nach der Vollversammlung 2010 in Stuttgart eingesetzt worden war, um die Versöhnungsaktion zwischen Lutheranern und Mennoniten zu begleiten. Dem war ein internationaler Dialogprozess vorangegangen sowie Gespräche auf nationaler Ebene, die in Frankreich und Deutschland bis in die 1980er Jahre zurückreichen.

„Früchte tragen“ berichtet, dass die Bitte um Vergebung – von Seiten des LWB an die Mennoniten gerichtet – zu neuen Wegen der Zusammenarbeit führe und „eine Quelle der Inspiration für weitere gemeinsame Studien, Feiern und Versöhnungsgottesdienste sowie gemeinsame diakonische Projekte“ geworden sei.

Der Bericht bekräftigt das Bekenntnis der lutherischen Kirchengemeinschaft zur Bitte um „die Vergebung Gottes und der mennonitischen Schwestern und Brüder“ für die Verfolgung der Täufer während der Reformation im 16. Jahrhundert und zur Bitte um zukünftige Heilung im Gedenken und der Versöhnung.

Der Bericht besteht aus drei Hauptteilen. Im ersten Kapitel liegt der Schwerpunkt auf der Frage, wie die Versöhnungsaktion die hermeneutische Interpretation der lutherischen Bekenntnisse im Allgemeinen und der Confessio Augustana (CA) im Besonderen beeinflusst. Das zweite Kapitel widmet sich ungelösten Problemen, beispielsweise der Frage, wie sich Christen zum Staat und zum Gebrauch von Waffen stellen sollten, und wie derartige Themen in gegenseitiger Offenheit und mit der Bereitschaft, voneinander zu lernen, untersucht werden können. Im dritten Kapitel werden gemeinsame Initiativen beschrieben, die durch die Aktion auf der Stuttgarter Vollversammlung angestoßen wurden.

Arbeit mit Flüchtlingen und Unterstützung örtlicher Gemeinschaften

Im Kapitel über gemeinsame Initiativen würdigt „Früchte tragen“ den finanziellen Beitrag der Mennonitischen Weltkonferenz von 2011 in Höhe von 369.500 US-Dollar zur Arbeit des LWB im kenianischen Flüchtlingslager Dadaab. Viel mehr als die finanzielle Unterstützung sei dies „ein Symbol und Ausdruck des Schönen, das aus der Versöhnung zwischen Lutheranern und Mennoniten erwachse.“

Des Weiteren erwähnt der Bericht einen gemeinsamen Gemüse- und Obstgarten in Harleysville, Pennsylvania/USA, der seit 2013 verschiedene Zentren für ältere Mitbürger, eine Sozialdienstvermittlung, eine karitative Essensausgabestelle, eine Suppenküche sowie sonstige Menschen in Notlagen versorgt.

Christine Gross von den Salford-Mennoniten beschreibt die neu entdeckte Partnerschaft so: „Menschen aus den Gemeinden Salford Mennonite und Advent Lutheran schließen Freundschaften, während sie durch die Arbeit im Gemeinschaftsgarten Seite an Seite auf den Knien demselben Gott dienen. [...] Jedes Jahr zu Thanksgiving treffen sich die Gemeinden zu einem gemeinsamen Gottesdienst, in dem wir Gott für seine Güte danken.“

500 Jahre Reformation

Die Mitgliedskirchen des LWB erhalten den Bericht zu einer Zeit, zu der sich die Kirchengemeinschaft auf das 500. Reformationsgedenken im Jahre 2017 vorbereitet. Eine der Initiativen des LWB besteht darin, dass er seine Kirchen und ökumenischen Partner dazu einlädt, dazu beizutragen, bis 31. Oktober 2017 insgesamt 500 Bäume im Luthergarten von Wittenberg, Deutschland, sowie entsprechende Bäume in ihren Heimatkirchen zu pflanzen. Die Mennonitische Weltkonferenz ist diesem Aufruf gefolgt und ihr damaliger Generalsekretär, Pfarrer Larry Miller, hat 2011 direkt neben dem Baum des LWB einen Rotahorn gepflanzt. Im Bericht wird angemerkt, die Bäume seien „ein sichtbares Andenken [...] daran, dass beide Kirchen einen Prozess der Heilung“ durchlaufen hätten und dass sie nun vollständig versöhnt zusammenlebten und -arbeiteten.

Trilateraler Dialog über die Taufe

Der Bericht bezieht sich auf den trilateralen Dialog zwischen Lutheranern, Mennoniten und Katholiken über die Taufe, und beschreibt diesen als einen innovativen Prozess, dessen Zweck es sei, sich auf die grundlegenden Punkte hinsichtlich Verständnis und Praxis der Taufe zu konzentrieren. Die Dialogkommission, die seit 2012 mehrmals getagt hat, wird ihren ersten Bericht 2017 veröffentlichen.

Reaktion der Mennoniten

„Früchte tragen“ enthält in seinen Anlagen ein Schreiben der Mennonitischen Weltkonferenz an ihre Fakultäten, Universitäten, Seminare und andere Institutionen, in dem sie diese aufgrund der von den Mennoniten in Stuttgart gegebenen Zusage darum bittet, ihre Lehre bezüglich der Lutheraner zu revidieren. Der Bußgottesdienst in Stuttgart wird ebenfalls dargelegt.

 

Der Bericht "Früchte tragen" (in Englischer Sprache "Bearing Fruit - Implications of the 2010 Reconciliation between Lutherans and Mennonites/Anabaptists") zum Herunterladen.

 
LWF/OCS