Interview mit der VELKI-Jugendreferentin Chrisida Nithyakalyani
(LWI) – Die Führungskompetenzen junger Menschen stärken, das ist das Ziel verschiedener Programme der lutherischen Kirchen in Indien. Sie vermitteln jungen Menschen die Fähigkeit, sich in ihren Gemeinschaften für die Betroffenen des Klimawandels zu engagieren, und unterstützen StudentInnen bei ihrer beruflichen Entwicklung. Chrisida Nithyakalyani, Jugendreferentin der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Indien (VELKI), berichtet über einige der Initiativen, die vom Lutherischen Weltbund (LWB) durch dessen Abteilung für Mission und Entwicklung (AME) unterstützt werden.
Warum ist die Stärkung junger Menschen für die indischen lutherischen Kirchen und die breitere Gesellschaft wichtig?
Die wertvollste Ressource jedes Landes ist seine weitsichtige, leistungsfähige und produktive Jugend. In Indien, wo 65 Prozent unserer Bevölkerung von 1,2 Milliarden Jugendliche sind, ist das ein vielfältiges Kapital. Die Jugendlichen sind nicht nur die Zukunft, sondern auch gegenwärtig Führungspersonen und Stützen in der Kirche und der Gesellschaft. Doch obwohl es notwendig ist, dass sie an den Entscheidungs- und Führungsprozessen beteiligt sind, werden sie oft davon abgehalten, ihre Ansichten, ihr Wissen und ihre Beobachtungen darzulegen. Stattdessen nehmen sie eine passive Rolle als blosse “Zuhörerinnen und Zuhörer“ ein. Daher ist es wichtig, dass jungen Menschen in den Kirchen Raum gegeben wird, ihre Stimmen zu erheben.
Welcher Probleme haben Sie sich als VELKI-Jugend aktiv angenommen, um den Fortschritt in der Gesellschaft zu fördern?
Die JugendreferentInnen im VELKI-Jugendreferat der elf indischen LWB-Mitgliedskirchen helfen jungen Menschen, sich kreativ zu engagieren, sie ermutigen sie , sich Herausforderungen wie Armut und den Auswirkungen des Klimawandels zu stellen, und sich gegen Gewalt gegen Frauen auszusprechen.
Wir haben Programme zur Entwicklung der Führungskompetenzen junger Menschen für die Mitgliedskirchen in vier Regionen (Tamil, Telugu, Hindi I und Hindi II), mit denen wir 25 junge Männer und Frauen schulen. Durch sie können jedes Jahr 100 junge Menschen weitergebildet werden. Sie lernen Strategien zu formulieren, Ziele zu setzen und Ergebnisse zu erzielen, Verantwortung und Transparenz sicherzustellen und welche praktischen Folgen ihre Partizipation und Teilhabe in den Kirchen hat. Die weitergebildeten jungen Menschen bilden dann weitere junge Menschen in ihren Heimatgemeinden aus. In einer Sitzung sagte Amita George aus der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Madhya Pradesh: „Führungskompetenz bedeutet nicht ein Amt oder eine Position innezuhaben, es ist vielmehr die Möglichkeit denjenigen zuzuhören, die keine Stimme haben, und Ihnen mit Respekt zu begegnen.“ Benison Kachhap, ein anderer Teilnehmer aus der Evangelisch-Lutherischen Gossner-Kirche in Chotanagpur und Assam sagte: „Führungsverantwortung junger Menschen bedeutet, mit allen Altersgruppen einer Gemeinde an der Basis zusammenzuarbeiten, und die Kluft zwischen den Generationen durch generationenübergreifende Arbeit zu überwinden.“
Wir sind eine lebhafte Gemeinschaft. Wir setzen uns für eine grünere Zukunft ein, indem wir uns um die Themen Klimawandel und ökologische Gerechtigkeit kümmern. Wir organisieren Programme, um ein Bewusstsein zu schaffen für den Klimawandel auf nationaler und regionaler Ebene und ergreifen praktische Massnahmen wie das Pflanzen von Bäumen und „Jugendgärten“. Wir kümmern uns auch darum, dass wichtige Tage wie der Weltwassertag am 22. März Beachtung finden, indem wir Gottesdienstmaterialien erarbeiten und ein Bewusstsein dafür schärfen, Wasser für eine nachhaltige Entwicklung zu erhalten.
Seit 2014 bieten wir als Teil der zweiten Projektphase Berufsberatungsprogramme an. Das Training umfasst „Arbeitsmarktfähigkeiten“ und Informationen über staatliche Förderungs- und Sozialprogramme, wie zum Beispiel Stipendien. Darüber hinaus werden Strategien für die Arbeitssuche erläutert und zum Beispiel Tipps für die Erstellung eines Lebenslaufes und der Vorbereitung auf den Vor- und Einstellungsprozess gegeben.
Vor kurzem sagte Premlata Baskey, eine Studentin im Grundstudium am S. P. Mahila College in Dumka, Jharkhand, in einer Berufsberatungssitzung: „Das fiktive Bewerbungsgespräch hat mir sehr geholfen, meine Ängste zu überwinden, und mir gezeigt wie so ein Vorstellungsgespräch abläuft. Ich bin mir jetzt sicher, dass ich in Zukunft selbstbewusst ein Vorstellungsgespräch wahrnehmen kann, was mir in der Zukunft helfen wird.“
Was sind die grössten Herausforderungen bei der Ausführung dieser Aufgaben?
Eine der grössten Herausforderungen, mit der wir konfrontiert sind, ist, dass die Schulungen und die Führungskompetenzen von den Mitgliedskirchen nicht genutzt werden. Junge Menschen sollten ermutigt werden, Führungspositionen zu übernehmen. Die Kirchen müssen dazu Möglichkeiten bieten.
Was haben Sie durch ihre Führungsrolle in der VELKI gelernt und wie hat Sie das in Ihrer persönlichen Entwicklung weitergebracht?
Als junge Frau habe ich auf dieser Reise mit der Jugend in den VELKI-Mitgliedskirchen grossartige Erfahrungen gemacht und viel Neues kennengelernt. Ich habe die Lebenswirklichkeit der indischen Jugend und die Fähigkeiten der Menschen an der Basis gesehen.
Als Mensch bin ich seit 2013 als junge Führungsperson in einer nationalen Organisation gewachsen. Mein Engagement in der ökumenischen Bewegung ist durch den Kontakt mit Partnern wie dem Nationalen Kirchenrat in Indien auf nationaler Ebene, durch den Kontakt mit dem LWB und dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), wo ich in der Kommission zur Ökumenischen Bildung und Formation die indischen lutherischen Kirchen vertrete, auch auf internationaler Ebene gewachsen.
(Der VELKI gehören elf LWB-Mitgliedskirchen mit zusammen rund vier Millionen Mitgliedern an.)