Papst Franziskus hält Andacht mit der lutherischen Gemeinschaft in Rom
Genf, 16. November 2015 (LWI) – Der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, Pfr. Dr. Martin Junge, hat das gemeinsame Gebet von Papst Franziskus mit der lutherischen Gemeinschaft in Rom am 15. November als eine grosse Ermutigung für die römisch-katholischen und lutherischen Gläubigen gepriesen, den Weg vom Konflikt zur Gemeinschaft fortzusetzen.
„Es war erhebend zu sehen, dass es ihm eine Herzensangelegenheit war, sich auch mit komplizierten Sachverhalten aus der Sicht eines Seelsorgers auseinanderzusetzen und sowohl lutherische als auch katholische Gläubige aufzufordern, den Dienst für die Armen als wichtigste Aufgabe anzusehen. In gemeinsamer Andacht wird sich Christus, der Diener , als Zentrum der Einheit manifestieren. Das ist die Verheissung“, sagte Junge.
Der Papst sagte, katholische und lutherische Gläubige müssten einander den Skandal früherer Spaltungen vergeben und heute den gemeinsamen Weg des Dienstes für die Armen gehen. Er sprach ebenfalls über die Bedeutung gemeinsamer Gebete, gemeinsamer Liturgien und anderer Möglichkeiten gemeinsamer Gottesdienste von Christinnen und Christen.
Franziskus ist der dritte Papst, der die deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in Rom besucht. Papst Benedikt XVI hatte diese Reise bereits im März 2010 unternommen, und Papst Johannes Paul II hatte im Dezember 1982 in dieser Kirche gebetet.
In seiner Ansprache begrüsste Pfr. Jens-Martin Kruse den Papst zu Gebeten und Gesprächen mit den Gemeindemitgliedern und sagte: „Wir danken Euch von ganzem Herzen für dieses hoffnungsvolle Zeichen der Nähe und Solidarität.“
Kruse sieht diesen Besuch als eine Quelle der Kraft und Ermutigung an, den Weg zur Kircheneinheit weiter zu beschreiten. Bei der Begegnung stellten die lutherischen Kirchenmitglieder auch Fragen, wie gemischtkonfessionelle Eheleute die Heilige Kommunion empfangen können und wie Christinnen und Christen Hilfe für Flüchtlinge leisten können.
In seiner Antwort sagte Papst Franziskus, es sei wichtig, dass sich die katholische Kirche auch weiterhin mutig und ehrlich mit den Absichten der Reformation und Martin Luthers auseinandersetze, insbesondere mit seiner Rede von einer Kirche „in ständiger reformation“. Er verwies ebenfalls auf die gemeinsame Studie „Vom Konflikt zur Gemeinschaft: Gemeinsames lutherisch-katholisches
Reformationsgedenken im Jahr 2017“ und erklärte, sie enthalte vielversprechende Überlegungen zu diesem Thema.
Der Papst betete dafür, dass die beiden christlichen Gemeinschaften weiterhin dem Grundsatz folgen sollen, nicht „das uns Trennende in den Vordergrund zu stellen, sondern die Aufgabe, unsere Differenzen im Dienst für die Bedürftigsten beizulegen. “