Gemeinschaften der Hoffnung in einer geteilten Welt

Den Kirchen kommt eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung globaler Herausforderungen wie Klimawandel, Zwangsmigration und dem Erstarken von Extremismus zu, so LWB-Generalsekretärin Burghardt bei der Konsultation der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands (ELKF) zur Missionspartnerschaft am 29. August in Helsinki.

30 Aug. 2024
Image
Rev. Dr. Anne Burghardt, LWF General Secretary, delivering the keynote address at the Evangelical Lutheran Church of Finland during their Mission Partnership Consultation in Helsinki on 29 August. Photo: Evangelical Lutheran Church of Finland

Pfarrerin Dr. Anne Burghardt, LWB-Generalsekretärin, hält den Hauptvortrag in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands während der Konsultation zu Missionspartnerschaften am 29. August in Helsinki. Foto: Evangelisch-Lutherische Kirche Finnlands

LWB-Generalsekretärin Burghardt bei der Konsultation der finnischen Kirchen zur Missionspartnerschaft  

(LWI) - Die Kirchen sind berufen, weltoffene Gemeinschaften zu sein und „allen Menschen in einer zerbrochenen Welt Hoffnung zu geben,“ sagte die Generalsekretärin des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfarrerin Dr. Anne Burghardt, in ihrem Impulsvortrag bei der Konsultation der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands (ELKF) zu Missionspartnerschaften am 29. August in Helsinki.  

In ihrem Vortrag zum Thema „Gesellschaft und Kirche - Landschaften im Wandel“ sprach Burghardt über die unterschiedlichen Rahmenbedingungen für die Arbeit und Verkündigung der 151 LWB-Mitgliedskirchen in 99 Ländern. Dabei hob sie die bedeutende Rolle der Kirchen im öffentlichen Leben hervor und unterstrich deren Verantwortung, sich aktiv mit den drängenden Herausforderungen unserer Zeit auseinanderzusetzen. 

„Wir leben in einer Welt, in der die Polarisierung zunimmt und demokratische Strukturen zunehmend ausgehöhlt werden“, warnte Burghardt. Frauenrechte und Menschenwürde geraten unter Druck, während Ängste gezielt zur Machtsicherung instrumentalisiert werden. Burghardt betonte die entscheidende Rolle der Kirchen bei der Bewältigung globaler und lokaler Krisen wie der Klimakrise, Zwangsmigration, anhaltenden Konflikten und der Verbreitung von Falschinformationen. 

In ihrer Rede wies Burghardt auf die unterschiedlichen Realitäten hin, denen die Kirchen weltweit gegenüberstehen. Während die Kirchen im globalen Norden mit rückläufigen Mitgliederzahlen kämpfen, verzeichnen viele Kirchen im globalen Süden ein deutliches Wachstum. Trotz dieser Unterschiede, betonte sie, „hat Religion weltweit nichts an ihrer Relevanz eingebüßt.“

“Aktive Rolle” der Kirchen in der Öffentlichkeit 

Generalsekretärin Burghardt bekräftigte, dass die Kirchen unbedingt im öffentlichen Leben eine aktive Rolle spielen und „Initiativen unterstützen sollen, die nicht Polarisierung und Streit, sondern den Dialog stärken, die Menschenwürde schützen und Solidarität fördern“. Sie forderte die Kirchen auf, eine Schlüsselrolle zu übernehmen, um verschiedene Gruppen zusammenzubringen und so Einheit und Versöhnung in zunehmend gespaltenen Gesellschaften zu fördern. 

Um glaubwürdig zu bleiben, müssen die Kirchen „ihren Worten auch Taten folgen lassen“, betonte die LWB-Generalsekretärin. Glaubwürdigkeit, so sagte sie, erfordere „echte Solidarität mit Menschen, die unterdrückt werden oder unter Unrecht leiden“. Dazu gehöre auch die Bereitschaft, „an gefährliche Orte zu gehen“ und Menschen mit anderer Weltanschauung, Religion oder anderem Hintergrund zu begegnen.  

„Hoffnung weiterzugeben ist heute eine der wichtigsten Aufgaben der Kirche“, sagte Burghardt abschließend. Diese Hoffnung beruhe nicht auf naivem Optimismus oder einem einfachen Glauben an Fortschritt. Sie gründe „auf dem Glauben an Jesus Christus [...], der uns tröstet, aber auch Mut macht, Dinge zu verändern.“

Image
This is the second Mission Partnership Consultation organized by the ELCF, under the theme “Your Will Be Done – Church and Mission in Changing Landscapes.” Representatives from more than 40 of the ELCF’s partner churches and organizations met in Helsinki, Finland, from 26-30 August. Photo: Evangelical Lutheran Church of Finland

Die zweite von der ELKF organisierte Konsultation zu Missionspartnerschaften steht unter dem Leitwort „Dein Wille geschehe - Kirche und Mission in sich verändernden Landschaften“. Vom 26. bis 30. August trafen sich Vertreterinnen und Vertreter von mehr als 40 ELKF-Partnerkirchen und -organisationen in Helsinki, Finnland. Foto: Evangelisch-Lutherische Kirche Finnlands

Hoffnung weitergeben ist heute eine der wichtigsten Aufgaben der Kirche.

LWB-Generalsekretärin Pfarrerin Dr. Anne Burghardt 

Die Hoffnung stehe im Mittelpunkt der LWB-Strategie für 2025-2031, fügte die LWB-Generalsekretärin hinzu und rief die Kirchen dazu auf, „heute glaubwürdig, demütig und mutig Samen der Hoffnung zu säen“ und „Gemeinschaften der Hoffnung“ aufzubauen, die weltoffen sind und „allen Menschen, die in unserer zerbrochenen Welt leben, Hoffnung bringen wollen.“

Kirche und Mission im Wandel 

Bereits zum zweiten Mal hat die ELKF die Konsultation zu Missionspartnerschaften organisiert. Unter dem Leitwort „Dein Wille geschehe - Kirche und Mission in sich wandelnden Landschaften“ trafen sich Vertreterinnen und Vertreter von mehr als 40 ELKF-Partnerkirchen und -organisationen vom 26. bis 30. August in der finnischen Hauptstadt Helsinki. Die Teilnehmenden aus Ländern wie Myanmar, Taiwan, Äthiopien, Angola, Israel-Palästina, Brasilien und Kolumbien tauschten Erfahrungen aus und reflektierten über die Mission der Kirche in unterschiedlichen Kontexten.

In seiner Eröffnungspredigt betonte ELKF-Erzbischof Tapio Luoma, Christinnen und Christen seien in die Welt gesandt, „um den auferstandenen Christus zu bezeugen“, nicht nur in bestimmten Kontexten, sondern auch über nationale und kulturelle Grenzen hinweg. „Unsere Botschaft ist die der Hoffnung“, betonte er und verwies auf die „weltweite Sehnsucht nach dieser Botschaft“.

LWB-Generalsekretärin Burghardt war eine der drei Hauptreferierenden der Konsultation. Neben ihr sprachen der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Prof. Dr. Jerry Pillay, zum Thema Mission und die ÖRK-Programmdirektorin für Einheit, Mission und ökumenische Bildung, Pfarrerin Dr. Kuzipa Nalwamba, zum Thema Schöpfung und Klimawandel.

LWF/A. S. Danielsson