Geschlechtsspezifische Gewalt geht „Menschheit insgesamt“ an

14 Juli 2017
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Teilnehmende am Workshop zum Engagement für die Menschenrechte von Frauen. Foto: LWB/Peter Kenny

Teilnehmende am Workshop zum Engagement für die Menschenrechte von Frauen. Foto: LWB/Peter Kenny

FBOs bekräftigen Engagement im Kampf für Frauenrechte

Genf (LWI) – Das Eintreten für Frauenrechte und der Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt sind Anliegen, die nicht nur Frauen angehen. Sie sind entscheidend für die Menschheit insgesamt, und mehr Männer engagieren müssen sich in diesen Bereichen engagieren. So lautet eine zentrale Erkenntnis des jährlichen Advocacy-Workshops für im religiösen Bereich verortete Organisationen – so genannte faith based organizations (FBOs) – der vom 4. bis 7. Juli im Ökumenischen Zentrum in Genf stattgefunden hat.

Der Lutherische Weltbund (LWB) und der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK), die den Workshop gemeinsam mit Finn Church Aid, Mission 21 und der Schwedischen Kirche ausgerichtet haben, verpflichteten sich zu einem noch stärkeren Engagement ihrer jeweiligen Mitgliedschaft.

Im Rahmen des Workshops wurde den Teilnehmenden die internationale Frauenrechtsarbeit der FBOs vorgestellt und Wissen über die Menschenrechtsinstrumente der Vereinten Nationen (UN) vermittelt. Die 50 Teilnehmenden an dem diesjährigen Workshop kamen aus Afrika, Asien und Lateinamerika.

Allgemein stieß die Tatsache bei den Teilnehmenden auf positive Resonanz, dass die FBOs ihre Arbeit mit dem UN-System und insbesondere dem Ausschuss für das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) zu verknüpfen suchen. Ebenso begrüßten sie den Ansatz, Frauen und Männer gleichermaßen zum Eintreten für die Menschenrechte von Frauen zu motivieren. Weiterhin würdigten die Teilnehmenden die Anregungen dazu, wie mehr Jungen und Männer in das aktive Engagement gegen geschlechtsspezifische Gewalt eingebunden werden können. Prof. Dr. Ezra Chitando, der als theologischer Berater des ÖRK fungiert, bearbeitete diese Fragestellung in einem Referat.

Byapari Monidschindschir, Programmleiterin bei der nichtstaatlichen Organisation Lutheran World Service India Trust, erklärte, eine Sitzung der 67. CEDAW-Tagung mitzuerleben, habe ihr neue Einblicke ermöglicht, wie Menschenrechtssprache funktioniere und wie das Thema Genderrechte in Indien weiterbearbeitet werden könne.

Zum Abschluss des Workshops erklärte LWB-Generalsekretär Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge: „Geschlechtsspezifische Gewalt ist eine weltweite Erscheinung. Ich möchte nicht, dass bei uns der Eindruck zurückbleibt, dass es dabei um eine Sache geht, die irgendwelche Leute irgendwo dort draußen betrifft. Vielmehr haben die Kirchen im Norden, Süden, Westen und Osten eine Verantwortung, sich diesem Problem zu stellen.“

Junge reagierte damit auf die Diskussionen in nach Regionen organisierten Arbeitsgruppen, die die folgenden Bereiche als schwerwiegendste Bedrohungen der Menschenrechte von Frauen herausarbeiteten: sämtliche Formen des Fundamentalismus, sexueller Missbrauch sowie Frauen- und Mädchenhandel, Armut, eine Kultur der Straflosigkeit und des Schweigens. Die Teilnehmenden betonten jedoch gleichzeitig auch die Chancen und Stärken bei der Überwindung solcher Herausforderungen. Kirchen und FBOs hätten, so die Einschätzung, eine hervorragende Basis bei den Menschen vor Ort, zudem seien ein verstärktes Bewusstsein für und eine zunehmende Zusammenarbeit mit anderen Akteuren sowie den UN-Mechanismen zu verzeichnen.

„Lassen Sie sich nicht abbringen“

Aus Sicht des LWB-Generalsekretärs ging es bei dem Workshop „Advocacy für die Menschenrechte von Frauen“ insbesondere um die Nutzung völkerrechtlicher Instrumente wie etwa des CEDAW. Junge erklärte sich bestürzt angesichts der Tatsache, dass jene, die Migrantinnen und Migranten im Mittelmeer vor dem Ertrinken retteten, zunehmend kriminalisiert würden und ihr humanitärer Mut auf Ablehnung stoße. Er zog Parallelen zwischen einer solchen Ablehnung und den sich mehrenden Stimmen, die Argumente gegen geschlechtsspezifische Gewalt und das Eintreten für die Menschenrechte von Frauen infrage stellten und beiseiteschöben.

„Sie tun das Richtige“, ermutigte der LWB-Generalsekretär die Workshopteilnehmenden. „Lassen Sie sich nicht abbringen von ihrem Tun, von ihrem Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt, ihrem Einsatz für die Menschenrechte von Frauen und ihrem Streben nach Gendergerechtigkeit.“

Streben nach Gendergerechtigkeit

Im Rahmen der Abschlusssitzung des Workshops erklärte Stanley Noffsinger, Direktor des Büros des ÖRK-Generalsekretariats, der ÖRK sei entschlossen, sich an der zwischenstaatlichen Diskussion und Entscheidungsfindung zu beteiligen, mit dem Ziel, „dass mit den Menschenrechten von Frauen angemessen umgegangen wird im Sinne einer Beteiligung und Mitwirkung in der jährlich tagenden UN-Kommission für die Rechtsstellung der Frau.“

Im Namen von ÖRK-Generalsekretär Pfarrer Dr. Olav Fykse Tveit betonte er: „Es freut mich sehr, auch Männer hier zu sehen. Ich bin dennoch enttäuscht, dass sich nicht noch mehr Männer an dieser Diskussion beteiligen, denn das Thema, mit dem Sie sich befassen, sollte für Männer und Frauen gleichermaßen oberste Priorität haben … wenn allen Menschen auf unserer Erde Würde, Gerechtigkeit und Vertrauen zuteilwerden sollen.“

Noffsinger verwies darauf, dass sich der ÖRK im Rahmen seiner Beratungsgruppe für Genderfragen kontinuierlich für Gendergerechtigkeit engagiere, einschließlich der Arbeit an der Formulierung von diesbezüglichen Grundsätzen.

Er dankte den Teilnehmenden dafür, dass sie am 6. Juli in Schwarz gekleidet erschienen seien und so an der weltweiten Kampagne #ThursdaysinBlack teilgenommen hätten, die der ÖRK mit Partnerorganisationen initiiert hat. Die Kampagne lädt dazu ein, sich immer donnerstags schwarz zu kleiden und damit ein Zeichen zu setzen gegen alle Formen sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt.

LWF/OCS