Honduras: Lutherische Kirche verurteilt Korruption und Ungerechtigkeit

11 Febr. 2020
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Mitglieder der Christlich-Lutherischen Kirche in Honduras (ICLH) veranstalten regelmäßig Demonstrationen, um Gerechtigkeit und ein Ende der Korruption zu fordern. Foto: ICLH

Mitglieder der Christlich-Lutherischen Kirche in Honduras (ICLH) veranstalten regelmäßig Demonstrationen, um Gerechtigkeit und ein Ende der Korruption zu fordern. Foto: ICLH

Eine prophetische Stimme gegen die wachsende soziale und wirtschaftliche Krise

TEGUCIGALPA, Honduras/GENF (LWI) – Die Christlich-Lutherische Kirche in Honduras (ICLH) wird nicht müde, ihre Stimme anklagend gegen Korruption, Armut und Ungerechtigkeit zu erheben, die Hunderttausende von Menschen auf der Suche nach Frieden und Sicherheit zur Flucht in Richtung Mexiko und Vereinigte Staaten getrieben haben.  Seite an Seite mit anderen Kirchen und zivilgesellschaftlichen Organisationen nahmen die ICLH-Mitglieder Ende Januar an Protesten gegen die Politik einer Regierung teil, die sie beschuldigen, das Land in eine akute soziale und wirtschaftliche Krise zu stürzen.

Am 29. Januar haben die Kirchenmitglieder an einer ökumenischen Aktion vor dem Nationalkongress in der Hauptstadt Tegucigalpa teilgenommen. Zu den politischen Entscheidungen, gegen die sich die Proteste richteten, gehörte die Weigerung der Regierung, das Mandat der Internationalen Unterstützungsmission gegen Korruption und Straflosigkeit in Honduras (Misión de Apoyo Contra la Corrupción y la Impunidad de Honduras, Maccih) zu verlängern, die 2016 von der Organisation Amerikanischer Staaten eingesetzt worden war und  Korruptionsvorwürfe gegen Staatsbedienstete und Privatpersonen untersuchen sollte.

Beten für Gerechtigkeit, Weggemeinschaft mit den Armen

Zwei Tage vor dieser Aktion fand eine Demonstration im Rahmen einer Protestaktion anlässlich einer Reihe von Veranstaltungen zum Frauentag in Honduras statt, auf der die Regierung von Präsident Juan Orlando angeklagt wurde. Orlandos Wahl zum Präsidenten wird angefochten, seit er nach Auswertung der Stimmen nach der Wahl 2017 zum Gewinner erklärt worden war. Mehrere Menschen sind bei den Protesten nach der Wahl ums Leben gekommen. Bisher hat der Präsident sein Versprechen nicht gehalten, gegen das organisierte Verbrechen, die Drogenkriminalität und die Bandenkriege vorzugehen. Das Land hat nach wie vor weltweit eine der höchsten Tötungsraten pro Kopf.

„Als Kirche legen wir durch unsere prophetische Stimme Zeugnis ab und verkünden die frohe Heilsbotschaft, verurteilen aber auch alle negativen Aktionen, die diese frohe Heilsbotschaft gefährden“, sagt Pfarrer Rolando Antonio Ortez Martinez, Kirchenpräsident der ICLH und einer der Hauptinitiatoren der Protestbewegung. Während die Kirchenmitglieder für Frieden und Gerechtigkeit beteten, begleiteten sie ebenfalls die Armen und kämpften mit ihnen „für  gerechte Anliegen wie Freiheit, das Recht auf Land, Wasser, Bildung und Gesundheit und besonders das Recht auf den Erhalt der Natur und unserer Umwelt, die transnationale Unternehmen von uns stehlen.“

Die Protestierenden fordern Maßnahmen gegen kriminelles Verhalten und auch gegen Frauenmorde und Erpressungen, die in letzter Zeit zugenommen haben.  Arbeitslosigkeit, fehlende Bildung und eine schlechte Gesundheitsversorgung sind weitere Faktoren, die viele Menschen dazu veranlassen, sich den nach Norden ziehenden Menschenkarawanen anzuschließen – in der Hoffnung, Asyl in den Vereinigten Staaten zu bekommen. Die Demonstrierenden stellen fest, dass die Ungleichheit im Land immer stärker wird und fast die Hälfte der Bevölkerung unter der Armutsgrenze lebt, während die Gehälter in der Politik und beim Militär ständig steigen.

„Wir fühlen Mitleid, Schmerz und Traurigkeit beim Anblick unserer aus dem Land fliehenden Männer und Frauen auf der Suche nach einer besseren Zukunft“, so Pfarrer Ortez Martinez. In diesem Kontext, so fügt er hinzu, sehe die Kirche ihre Rolle als „Rufer in der Wüste“ und erinnere daran, dass Jesus „den an den Rand gedrängten Menschen beigestanden hat“ und zum Tode verurteilt worden sei, weil er „sich gegen ein Unterdrückersystem gewehrt hat.“  Die Kirche sei aufgerufen, eine prophetische Stimme zu sein und „all das zu benennen, aber auch all das anzuklagen“, was der Gerechtigkeit und der Würde der Menschen in Honduras im Wege stehe.

 

LWF/OCS