Jubiläum des lutherisch-katholischen Dialogs gibt Hoffnung auf tiefere Einheit

03 Nov. 2014
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Teilnehmende der Podiumsdiskussion zum Reformationsjubiläum 2017. Foto: Gerhard Frey-Reininghaus

Teilnehmende der Podiumsdiskussion zum Reformationsjubiläum 2017. Foto: Gerhard Frey-Reininghaus

Kardinal Koch spricht auf europäischer Kirchenleitungskonferenz des LWB

(LWI) – Das 50-jährige Jubiläum des internationalen Dialogs zwischen römischen KatholikInnen und LutheranerInnen, das 2017 gefeiert wird, sei eine wichtige Gelegenheit, an die postreformatorischen Konflikte in Europa zu erinnern und Hoffnung für eine tiefere Einheit zwischen beiden Gesprächspartnern zum Ausdruck zu bringen.

Dies war die Aussage von Kurt Kardinal Koch, dem Präsidenten des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen (PCPCU), während seiner Ansprache an die Leitungen der europäischen Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) bei der europäischen Regionaltagung, die vom 27. bis 29. Oktober in Rom stattfand.

Während einer Podiumsdiskussion über die ökumenische Dimension des 500-jährigen Reformationsjubiläums 2017 betonte Koch, wie wichtig es auch für die katholischen Christinnen und Christen sei, über die Bedeutung dieses Jubiläums nachzudenken. „So wurde beispielweise der 31. Oktober – der Tag, an dem Luther 1517 seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel bekannt machte – in der Vergangenheit gegen die Katholikinnen und Katholiken verwendet und als anti-katholisch wahrgenommen. Heute wissen wir jedoch von Historikerinnen und Historikern, dass Luther 1517 nach wie vor als Katholik betrachtet werden konnte. Das ist für uns ein wichtiger Punkt“, erklärte Koch.

Der PCPCU-Präsident verwies anschliessend auf drei wesentliche Elemente, die aus der Sicht der katholischen Kirche für die ökumenischen Feierlichkeiten 2017 wichtig sind. Zunächst sei es wichtig zu bedenken, dass in diesem Jahr auch das 50-jährige Jubiläum des Dialogs zwischen katholischer Kirche und LWB begangen werde. „Wichtigster Ausdruck dieses Dialogs war die [1999 unterzeichnete] ‚Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre‘. Auf dieses Dokument wird, so hoffe ich, eines Tages eine weitere Gemeinsame Erklärung zu Kirche, Eucharistie und Amt folgen“, so Koch.

Damit das Reformationsjubiläum als ökumenisch bezeichnet werden kann, sollte angesichts der durch die Reformation ausgelösten Konflikte zweitens Zeit für kritisches Erinnern und Versöhnung eingeplant werden. Ferner werden die Jubiläumsfeiern 2017 auch ein Zeichen der Hoffnung auf tiefere Einheit zwischen katholischer und lutherischer Kirche sein. „Die Hoffnung, in der heutigen Gesellschaft gemeinsam von der Gegenwart Gottes in der Welt Zeugnis ablegen zu können“, ergänzte Koch.

Die Podiumsdiskussion unter der Leitung von Dr. Frank O. July, dem württembergischen Landesbischof und LWB-Vizepräsident für Mittel- und Westeuropa, bot ebenfalls Gelegenheit, die Vorbereitungen für das Reformationsjubiläum und deren Bedeutung für die Ökumene in drei europäischen Ländern vorzustellen: Schweden, wo lutherische Gläubige die Mehrheit bilden, Polen, wo sie eine Minderheit sind, und Deutschland, wo katholische und lutherische Gläubige zahlenmässig fast gleichgewichtig nebeneinander leben.

Überall sind die Diskussionen von der Rezeption des Dokuments „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ geprägt, das mit Blick auf 2017 von der Lutherisch/Römisch-katholischen Kommission für die Einheit erarbeitet wurde.

Pfarrerin Kristin Molander, Leiterin des Büros für ökumenische Angelegenheiten der Schwedischen Kirche erzählte, dass die Reflektion in Schweden in kleinen ökumenischen Gruppen auf Gemeindeebene stattfinde. Dies habe das ausdrückliche Ziel, den Dialog von der institutionellen und akademischen Ebene auf die Ebene der Mitglieder in beiden Kirchen zu verlagern.

Dr. Iwona Baranevic von der Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen erklärte, dass die lutherische Kirche in ihrem Land bei der Verbreitung des Dokuments „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ die Federführung übernommen habe. Dazu gehöre unter anderem die Übersetzung ins Polnische und die Einladung von Vertreterinnen und Vertretern der katholischen Kirche zu ökumenischen Anlässen. Allerdings sei zur weiteren Verbreitung des Dokuments mehr Unterstützung für offizielle gemeinsame ökumenische Initiativen notwendig. Als gutes Beispiel erwähnte sie die von der lutherischen Kirche im November 2013 in Warschau organisierte Konferenz, an der auch KatholikInnen teilgenommen und um 150 Exemplare zur Verteilung in ihren lokalen Gemeinden gebeten hatten.

Oberkirchenrat Norbert Denecke, Geschäftsführer des Deutschen Nationalkomitees des LWB, stellte die gemeinsam von KatholikInnen und LutheranerInnen gestaltete Website www.2017gemeinsam.de vor. Auf dieser Plattform können Interessierte das Dokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ und die Jubiläumsfeierlichkeiten 2017 kommentieren, Meinungen äussern und Vorschläge unterbreiten.

(Mit Beiträgen von Luca Baratto, Pressestelle der Italienischen Protestantischen Kirchen, NEV)

 

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