Teilnehmende befassen sich mit Stärkung der generationsübergreifenden Zusammenarbeit und Gendergerechtigkeit
(LWI) – Auf gesonderten Jugend-, Frauen- und Männertreffen im Vorfeld der Ratstagung betonten die aus aller Welt angereisten Delegierten der Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) die Notwendigkeit eines verstärkten Dialogs, des aufmerksamen Zuhörens und der Zusammenarbeit zwischen den Generationen. So werde sinnvolle Teilhabe möglich und könne eine Zukunft für die lutherische Kirchengemeinschaft gestaltet werden, die „fair, gerecht und voller Leben“ ist.
Die Teilnehmenden trafen sich am 12. Juni im Vorfeld der vom 13. bis 18. Juni stattfindenden Ratstagung in Chavannes-de-Bogis bei Genf unter dem Motto „Reicher werden an Hoffnung“.
Große Träume sind wichtig
Bei der Jugendtagung kamen ein Dutzend junger Frauen und Männer aus der ganzen Welt zusammen. Gemeinsam bereiteten sie ihre Teilnahme an der Ratstagung vor und konzentrierten sich auf die wichtigsten Prioritäten für die Arbeit des LWB für den neuen strategischen Zeitraum der Kirchengemeinschaft. Das Treffen stand im Zeichen der Themen, die die Jugend auf der Vollversammlung in Krakau hervorgehoben hatte, wie z.B. das immer drängendere Thema der Klimagerechtigkeit, die Stärkung der Gendergerechtigkeit, die Führungsanspruch der Jugend und das Verständnis zwischen den Generationen.
Isabella Reimann Gnas von der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien, ein junges Ratsmitglied und LWB-Vizepräsidentin für Lateinamerika und die Karibik, betonte die Bedeutung der Verpflichtung des LWB zur Entwicklung einer generationenübergreifenden Politik, wie sie von der Vollversammlung in Krakau gefordert wurde. „Die Schaffung einer Struktur, in der alle dabei sein und sich einbringen können, wird sehr wichtig sein. In gewisser Weise ist dies ein echter Neuanfang“, so Reimann Gnas.
Tim Götz von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern schloss sich diesen Worten an: „Dies ist ein großer Schritt, und der LWB ist vielleicht die erste große Organisation, die eine solche Politik einführt. Sobald sie in Kraft ist, müssen wir sicherstellen, dass sie auf allen Ebenen umgesetzt werden kann.“ Götz sagte weiter: „In einer von Konflikten und Autoritarismus geprägten Welt können junge Menschen eine wichtige Stimme für Klima- und Gendergerechtigkeit und die Überwindung anderer spaltender Themen sein“, unterstrich Götz. „Eine friedliche Welt zu schaffen - ein großer Traum. Aber auch große Träume sind wichtig“, ergänzte Reimann Gnas.
„Für jedes neue Ratsmitglied ist die Gelegenheit zum Dialog und zur Auseinandersetzung mit der Frage, wie die Prioritäten in der Arbeit der Gemeinschaft umgesetzt werden, wichtig“, sagte Savanna Sullivan, LWB-Programmreferentin für Jugend. „Nicht zuletzt für die Jugend ist dieses Treffen im Vorfeld der Ratstagung eine Gelegenheit, zusammenzukommen und darüber zu diskutieren, was auf globaler Ebene gut läuft und was sich ändern muss“ so Sullivan weiter.
Ob bei Klimagerechtigkeit, Finanzen oder ökumenischen Dialogen - Gendergerechtigkeit ist immer eine übergreifende Angelegenheit.
Pfarrerin Dr. Arnfríður Guðmundsdóttir, LWB Vizepräsidentin Nordische Region
Auf dem Vorbereitungstreffen der Frauen im Vorfeld der Ratstagung blickten die Teilnehmerinnen auf die Beschlüsse der Vollversammlung in Krakau und der Vorversammlung der Frauen zur programmatischen Arbeit des LWB im Bereich Gendergerechtigkeit und Handlungsmacht von Frauen zurück. Sie dachten über Strategien für eine wirksame Beteiligung im Rat nach und tauschten Erfahrungen aus ihren jeweiligen Kirchen aus.
Ein weiterer Aspekt, der bei dem Treffen unterstrichen wurde, war die Einbindung von Gendergerechtigkeit als integraler Bestandteil der anstehenden Studienprozesse des LWB. „Die Arbeit des LWB im Bereich der Geschlechtergerechtigkeit stützt sich auf theologische Arbeit“, sagte Pfarrerin Dr. Marcia Blasi, Programmreferentin für Gendergerechtigkeit und Frauenförderung. „Sie gehört zu unserer lutherischen Identität.“ Blasi betonte, Gendergerechtigkeit sei nicht nur ein Anliegen von Frauen, „sondern betrifft alle Mitglieder von Gemeinschaften, Kirchen und der weltweiten Gemeinschaft.“
Pfarrerin Dr. Arnfríður Guðmundsdóttir von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Islands, Vizepräsidentin für die Nordische Region, erinnerte die anderen Ratsmitglieder daran, dass Gendergerechtigkeit ein Querschnittsthema ist. „Ob bei Klimagerechtigkeit, Finanzen oder ökumenischen Dialogen - es ist immer eine übergreifende Angelegenheit.“
Positive Männlichkeit leben
Die Tagung der Männer vor der Ratstagung folgte auf das erste Treffen dieser Art, das im Vorfeld der Vollversammlung in Krakau stattfand. Sie brachte Teilnehmer aus LWB-Mitgliedskirchen aus der ganzen Welt zusammen. Sie diskutierten über die auf der Vollversammlung festgelegten Zielen und schlugen praktische Wege zur Entwicklung von gerechteren Beziehungen zwischen Männern, Frauen und Jugendlichen vor.
Die Teilnehmer beschäftigten sich mit dem Thema der Identität und der Teilhabe von Männern am kirchlichen und gesellschaftlichen Leben. Ihr besonderes Augenmerk galt dabei den Machtverhältnissen und der Herausbildung einer positiven Männlichkeit. Sie sprachen sich nachdrücklich dafür aus, dass Räume geschaffen werden müssen, in denen Männer sich austauschen können, und zwar nicht als führende Köpfe und Problemlöser, sondern als Menschen mit Schwächen und Verletzbarkeiten. „Wenn wir um unsere Grenzen wissen“, so ein Delegierter, „ist das der erste Schritt“ zu einer kooperativeren Einstellung.
Pfarrer Dr. Sivin Kit, Leiter der LWB-Abteilung für Theologie, Mission und Gerechtigkeit, der das Männertreffen leitete, sagte: „Es war beeindruckend zu hören, wie Männer aus verschiedenen Regionen offen darüber sprachen, wie wichtig es ist, eine positive Männlichkeit zu leben, die sich an Christus orientiert.“
Die Teilnehmer sprachen auch von der Hoffnung auf eine engere Zusammenarbeit mit jüngeren Männern und Frauen bei den Bemühungen um mehr Gender- und Generationengerechtigkeit. Sie würdigten die bedeutenden Schritte, die durch Quoten möglich geworden sind und das Empowerment und die angemessene Einbindung von Frauen und Jugendlichen im LWB fördern. Sie räumten jedoch ein, dass sich dies in vielen Mitgliedskirchen noch nicht vollständig widerspiegelt. Die Teilnehmer betonten außerdem, dass die Zusammenarbeit und Solidarität mit Frauen und Jugendlichen der Schlüssel zur Überwindung patriarchalischer Haltungen und Denkweisen sind.
„Dieses Treffen war ein wichtiger Schritt, um ein aufmerksameres Zuhören der Männer in der Kirche, aber auch in den Familien und in der Gesellschaft zu fördern,“ fügte Kit hinzu.
In den Leitungs- und übrigen Gremien hat der LWB eine Geschlechterquote von 40 Prozent Frauen, 40 Prozent Männern und 20 Prozent Jugendlichen festgelegt, um ein ausgewogenes Verhältnis zu gewährleisten. Die Delegierten aller Treffen im Vorfeld der Ratstagung vertraten Kirchen aus allen sieben Regionen des LWB.“
Die jährliche Tagung des LWB-Rats findet vom 13. bis 18. Juni in Chavannes-de-Bogis bei Genf statt und steht 2024 unter dem Thema „Reich an Hoffnung“. Der Rat setzt sich zusammen aus 48 Mitgliedern, dem Präsidenten und dem Vorsitzenden des Finanzausschusses.