Start der Projekte des Globalen Netzwerks junger Reformatorinnen und Reformatoren in über 50 Ländern
(LWI) – Weltweit stehen aktuell junge Leute mit Projekten unter dem Motto „Lebendige Reformation“ in den Startlöchern, von denen sie hoffen, dass sie im Leben der Menschen in ihrem Umfeld und darüber hinaus Veränderung bewirken werden.
Am Reformationstag, dem 31. Oktober, sollen Dutzende Initiativen anlaufen, die Mitglieder des Globalen Netzwerks junger Reforatorinnen und Reformatoren (Website in englischer Sprache) im Anschluss an ihre internationale „Werkstatt Wittenberg“ entwickelt haben, die im August in der Lutherstadt Wittenberg (Deutschland) stattfand.
Junge Reformatorinnen und Reformatoren überall in der lutherischen Kirchengemeinschaft arbeiten mit jungen Menschen und Kirchenleitenden in anderen Regionen daran, neue Formen des Kircheseins zu entwickeln. Ihre Arbeit orientiert sich an dem Gedanken der „Ecclesia semper reformanda“, also an der Vision von einer Kirche, die sich kontinuierlich weiter reformiert und verändert. In der Überzeugung, dass die Kirche auch 500 Jahre, nachdem Martin Luther diese Bewegung initiierte, nicht aufhören darf, sich zu reformieren, setzen sich die jungen LutheranerInnen mit der lutherischen Identität auseinander, engagieren sich gegen Arbeitslosigkeit, erwerben Leitungskompetenzen und kämpfen für Umweltgerechtigkeit.
Die Projekte sollen den Kirchen dabei helfen, das gemeinsame Thema des 500. Reformationsjubiläums und der Zwölften LWB-Vollversammlung, die beide 2017 stattfinden, „Befreit durch Gottes Gnade“, für sich zu erschliessen. Die jungen Reformatorinnen und Reformatoren wollen zu diesem Zweck Bezüge herstellen zwischen den Unterthemen – „Erlösung – für Geld nicht zu haben“, „Schöpfung – für Geld nicht zu haben“ und „Menschen – für Geld nicht zu haben“ – und wichtigen Problemen in ihrem jeweiligen Land sowie Anliegen, die für andere LWB-Regionen bedeutsam sind.
So plant beispielsweise Arek Arkadiusz von der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen ein Projekt unter dem Titel „Wer sind wir? Was ist unsere Berufung?“ Seine Gruppe befasst sich mit Luthers Vorstellung von der Gnade Gottes. „Zuerst hat Martin Luther das in der Heiligen Schrift niedergelegte Wort Gottes bewegt. Wir wollen jungen Menschen die Möglichkeit bieten, von Luthers Entdeckung zu erfahren, und ihnen Raum geben, einander Gottes Liebe zu bringen.“
Die jungen Menschen aus Polen haben sich vernetzt mit jungen Reformatorinnen und Reformatoren in Kolumbien, Madagaskar und Namibia, deren Projekte ebenfalls die lutherische Identität thematisieren.
Junge Mitglieder der Lutherischen Kirche Christi in Nigeria legen ihrerseits ein Ausbildungsprogramm auf, das die Jugendarbeitslosigkeit in ihrem Land bekämpfen soll. Bis Ende nächsten Jahres hat sich das Programm zum Ziel gesetzt, dafür zu sorgen, dass mindestens 50 junge Menschen einen sicheren Arbeitsplatz finden.
„Die Arbeitslosigkeit führt dazu, dass Jugendliche von Politikern und Politikerinnen, denen jedes Mittel recht ist, zur Erreichung ihrer Ziele missbraucht werden. Den jungen Leuten ohne Beschäftigung wird Geld gegeben, damit sie Drogen missbrauchen, sich vor den politischen Karren spannen lassen und lärmend durch die Strassen ziehen. Manchmal werden sie dabei auch gewalttätig oder lassen sich zu anderen Lastern verleiten“, erklärt der Projektleiter Nickson Ibrahim Makama.
„Unser Ausbildungsangebot soll Jugendlichen ihren Wert für die Gesellschaft bewusst machen, ihnen die nötigen Fähigkeiten vermitteln, damit sie Beschäftigungschancen nutzen und bessere Glieder der Gesellschaft sein können. Das wird den Menschen vor Augen führen, dass niemand ein Objekt ist, das von anderen gebraucht oder missbraucht werden darf.“ Makama wird mit jungen Reformatorinnen und Reformatoren aus Guatemala und Simbabwe zusammenarbeiten.
Das Projekt von Kelly Cruz will jungen PeruanerInnen Führungskompetenzen für die Übernahme von Leitungsverantwortung in ihrer lutherischen Kirche vermitteln.
„Unsere Kirche braucht ein neues Leitungsteam, in dem auch unsere jüngeren Mitglieder vertreten sind. Ende 2016 wird es in der Kirche 26 Teenager und junge Erwachsene geben, die einen hohen Ausbildungs- und Wissensstand sowie ein ausgeprägtes Bewusstsein für unsere lutherische Identität und die Gaben, Fähigkeiten und Kompetenzen vorweisen können, die für den Dienst in der Kirche notwendig sind“, erläutert Cruz. Sie wird zusammenarbeiten mit jungen Reformatorinnen und Reformatoren in Liberia, Äthiopien, Tansania, El Salvador und Papua-Neuguinea.
Der Klimawandel ist das Thema eines Projekts, das den ganzheitlichen Ansatz der indischen Evangelisch-Lutherischen Kirche Andhra fördern soll. „In Indien schwinden die Wälder jeden Tag ein Stück mehr. Die Umweltverschmutzung ist sehr gross, die Temperaturen steigen und in manchen Gegenden kommt kein Regen. Ohne Regen können die bäuerlichen Familien ihre Felder nicht bestellen und viele begehen wegen der Dürre Selbstmord“, beschreibt der Projektleiter und junge Reformator John Peter Paul Ponugumati die Situation.
„Meiner Meinung nach befassen sich die Kirchen nur mit Spiritualität, ohne die sozialen Zusammenhänge zu beachten. Deswegen ist es an der Zeit, unsere Spiritualität mit sozialer Sorge zu reformieren“, findet Ponugumati. Er und sein Team kooperieren mit anderen Projekten in Suriname, auf den Philippinen, in Russland, Taiwan und Nicaragua.
In seinem Schreiben anlässlich des Reformationstags, in dem LWB-Generalsekretär Pfr. Dr. Martin Junge die Mitgliedskirchen einlud, sich mit dem Thema des Reformationsjubiläums 2017 auseinanderzusetzen, hat er auch die Arbeit der jungen Reformatorinnen und Reformatoren hervorgehoben. Die Ergebnisse der aktuell anlaufenden Projekte und die aus ihnen zu ziehenden Lehren sollen 2017 in den Heimatländern der jungen Reformatorinnen und Reformatoren und auf der Weltebene vorgelegt werden.
Mehr Infos zu den Projekten (in englischer Sprache)
Videobox: Living Reformation projects (in englischer Sprache)