Junge LutheranerInnen und KatholikInnen feiern gemeinsam ihr erstes Abendmahl
(LWI) – Am 7. Dezember 2014 feierten der katholische Priester Marco Agüero Vidal und Pfarrer Pedro Bullón von der Peruanischen Lutherisch-Evangelischen Kirche (ILEP) in Pamplona Alta, Bezirk San Juan de Miraflores, Lima (Peru), gemeinsam mit lutherischen und katholischen jungen Menschen deren erste Teilnahme am Tisch des Herrn. In einem Interview mit der Lutherischen Welt-Information (LWI) berichten die beiden Kirchenvertreter von den Meilensteinen auf ihrem Weg zu einer „Ökumene an der Basis“.
Wie würden Sie die Höhepunkte und die Botschaft der katholisch-lutherischen Erstkommunion beschreiben, die Sie im vergangenen Dezember in San Juan de Miraflores gefeiert haben?
Wir haben gemeinsam das Material der katholischen Pfarrgemeinde zur Vorbereitung auf die Erstkommunion verwendet, weil es sehr vielseitig ist und die Realität in Peru mit ihren verschiedenen Aspekten (Familie, Nachbarschaft, Situation der einzelnen Person usw.) berücksichtigt. Dies war der erste Schritt hin zu einer gegenseitigen Anerkennung beider Gemeinden, mit Plänen für eine offiziellere Anerkennung in naher Zukunft. Die Freude und Zufriedenheit, die die Angehörigen zum Ausdruck brachten, die an der gemeinsamen Feier teilnahmen, hat die Beziehungen eines grösseren Kreises in der Nachbarschaft gestärkt: Es entstand Freundschaft unter uns und Freundschaft mit Jesus.
Wann begann Ihre Zusammenarbeit als benachbarte katholische und lutherische Gemeinde und wie sehen gemeinsame Aktivitäten aus?
Wir haben die Zusammenarbeit anlässlich der Gebetswoche für die Einheit der Christen im Januar 2012 aufgenommen. Wir wollten mehr tun, als gemeinsam zu beten und in der katholischen wie lutherischen Gemeinde jeweils gemeinsam Eucharistie zu feiern. Noch in der gleichen Woche haben wir uns gegenseitig besucht. Das war ein unvergessliches Erlebnis, weil die Angehörigen beider Gemeinden mehr solche Treffen wollten. So wurden wir ermutigt, die Schwelle zum gemeinsamen Leben als interkonfessionelle Gemeinschaft zu überschreiten, mit dem Ziel einer befreienderen Erfahrung der Gnade Gottes. Zu unseren gemeinsamen Aktivitäten in Pamplona Alta gehören:
- Gemeinsame Auseinandersetzung mit der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre [GE – 1999 unterzeichnet vom LWB und dem Vatikan], mit dem Ziel der Erarbeitung und Verbreitung einer allgemeinverständlichen Fassung.
- Eintreten für die und Unterstützung der Einrichtung einer Gemeinsamen Kommission (peruanische Bischofskonferenz und ILEP), die sich im Blick auf 2017 mit dem Dokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft. Gemeinsames lutherisch-katholisches Reformationsgedenken im Jahr 2017“ [2013 vorgelegt von der Lutherisch/römisch-katholischen Kommission für die Einheit] befasst.
- Gemeinsame Treffen auf der Ebene der Kirchengemeinden mit dem Ziel, einander besser kennenzulernen durch die Auseinandersetzung mit wichtigen Dokumenten beider Seiten, z. B. dem Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium (Die Freude des Evangeliums) [2013] von Papst Franziskus.
- Ökumenisches Pfingstfest in der Gemeinde St. Franziskus von Assisi.
- Gemeinsame Nutzung katechetischer Materialien zur Vorbereitung auf die Erstkommunion.
- Gemeinsame Feier der ersten lutherisch-katholischen Erstkommunion am 7. Dezember 2014 in Pamplona Alta.
- Zusammenarbeit bei der Bewusstseinsbildung und Mobilisierung der Bevölkerung zur Vorbeugung gegen Tuberkulose im Manuel Barreto-Gesundheitszentrum.
- Mitwirkung im Waldprogramm [Pflanzung von Bäumen] der Stadt Lima unter Bürgermeisterin Susana Villarán, von dem das Gemeinwesen Pamplona Alta profitiert.
Welche Wirkung hatte der lutherisch-katholische Dialogprozess auf der Weltebene auf Ihre Initiativen vor Ort?
Die wichtigste Konsequenz für uns ist ein neuer Ansatz zur Überwindung von Barrieren und Vorurteilen, die unserer Gemeinschaft im Weg stehen könnten. Wir können auf die Vision einer Basisökumene hinarbeiten. Die Gemeinsame Erklärung war für unsere beiden Kirchen und Gemeinden hilfreich und wir verbreiten sie auch über Pamplona Alta hinaus weiter. Sie bietet eine sichere Grundlage für das ökumenische Engagement beider Kirchen im Sinne der Einheit der universalen Kirche.
Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem neuen Dokument Vom Konflikt zur Gemeinschaft und Ihrer fortlaufenden Zusammenarbeit und was ist die zentrale Botschaft, die lutherische und katholische Glaubende in Peru weitergeben wollen?
Das Dokument Vom Konflikt zur Gemeinschaft wurde hier von beiden Seiten mit grosser Freude aufgenommen, weil es den Wunsch nach einer neuen Beziehung zwischen unseren beiden Kirchen artikuliert, die durch Dialog entsteht und nicht dadurch, dass der anderen Seite ein einseitiger Triumphalismus aufgenötigt wird. Hieraus kann ein gemeinsames Glaubenszeugnis erwachsen und in unserer von tiefen Spaltungen geprägten gesellschaftlichen Situation in Peru der Raum für demokratischen Dialog gestärkt werden.
Was können andere lutherische und katholische Gemeinden im Blick auf das Reformationsjubiläum 2017 lernen von dem ökumenischen Weg, den Sie beschreiten?
Im Blick auf das näher rückende 500. Reformationsjubiläum sehen wir die Gebetswoche für die Einheit der Christen als Chance, gemeinsam zu feiern und zwar nicht nur im Januar [18.-25.01.], sondern, vor allem auch hier in der südlichen Hemisphäre, ebenso in der Zeit vor Pfingsten. Die Gebetswoche gibt uns Gelegenheit, uns eingehend mit dem Gebet Jesu, „damit sie alle eins seien“, auseinanderzusetzen und gemeinsam zu prüfen, inwieweit wir dieses Gebet in unserer jeweiligen Gemeinde ernst genommen haben. Die Vorbereitungen auf 2017 bieten Möglichkeiten für Prozesse der Kooperation, die authentischere, gemeinsame Dialoge und Friedensanstrengungen in der Gesellschaft fördern.