Polen: Konferenz zur Verantwortung von Kirchen und Religionsgemeinschaften
Warschau, Polen/Genf (LWI) – Protestantische, katholische, muslimische und jüdische Gläubige sind am 16. September in Warschau zu einer Konferenz zusammengekommen und haben über Frieden, Demokratie und die Verantwortung diskutiert, die Religionen im öffentlichen Raum haben.
In einer Botschaft an die Konferenzteilnehmenden hat der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge, hervorgehoben, welch große Bedeutung die Initiative für diese Konferenz zum aktuellen Zeitpunkt habe, und die lutherische Kirche in Polen dafür gelobt, dass sie sich mit den anderen zusammengetan hat, um sicherzustellen, dass der Friedensprozess in Zeiten der „Zersplitterung, der Polarisierung und der gefährlichen Diskurse“ fortgesetzt wird.
Die Konferenz zum Thema „We Make Peace“ (Wir stiften Frieden) hat im Warschauer POLIN-Museum stattgefunden und wurde gemeinschaftlich organisiert von der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen und Polens Menschenrechtsbeauftragtem, Dr. Adam Bodnar. Es haben Workshops zu verschiedenen Themen stattgefunden, darunter die Themen Wahrheit erkennen, Aufstehen gegen Hass, Armut bekämpfen und Verantwortung und Rechenschaft in der Schaffung von Frieden.
Verantwortung der Kirche im öffentlichen Raum
In der Eröffnungsveranstaltung wurden den Teilnehmenden die polnische Übersetzung des LWB-Dokuments „Die Kirche im öffentlichen Raum“ sowie zwei von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) erarbeitete Dokumente zu den Themen „Evangelische Kirche und Freiheitliche Demokratie“ und „Konsens und Konflikt: Politik braucht Auseinandersetzung“ vorgestellt.
In einer Podiumsdiskussion am Nachmittag beschäftigte sich das Oberhaupt der lutherischen Kirche in Polen zusammen mit seinem katholischen Amtskollegen, dem Primas der katholischen Kirche in Polen, Erzbischof Wojciech Polak, der lutherischen Bischöfin von Uppsala in Schweden, Bischöfin Karin Johannesson, Rabbiner Malgorzata Kordowicz und Dr. Marek Moron als Vertreter der Muslim Religious Union in Poland mit dem Thema „Freiheit – Segen oder Fluch für Gläubige?“.
Vor der Konferenz fand am Sonntag in der lutherischen Trinitatiskirche in Warschau ein Gottesdienst statt, in dem an die Bombardierung und das Abbrennen des neoklassizistischen Gebäudes vor genau 80 Jahren, zu Beginn des Zweiten Weltkrieges im September 1939 erinnert wurde.
Zusammenschließen für Frieden
In seiner Videobotschaft an die Konferenzteilnehmenden betonte LWB-Generalsekretär Junge, wie dringend notwendig es sei, dass sich Religionsgemeinschaften zusammenschließen, um dauerhaften Frieden zu schaffen. „Als weltweite Gemeinschaft von 148 Kirchen in 99 Ländern“, sagte er, bekenne sich der LWB zur Friedensbotschaft des Evangeliums.
Er unterstrich die große Bedeutung der Konferenz und erklärte: „Die Geschichte hat gezeigt, dass es nur ein ganz kleiner Schritt ist von hasserfüllten Worten zu Taten, die durch Hass motiviert sind.“ Weiter führte er aus: „Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir es als Kirchen und Gemeinschaften nicht zulassen, dass Hassreden immer mehr Raum einnehmen, denn wo der Diskurs von Hassreden geprägt ist, ist Gewalt nicht mehr weit.“
Der LWB ist eine von mehreren religiösen und akademischen Organisationen, die die eintägige Veranstaltung unterstützt haben. Die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen ist Gründungsmitglied des LWB und wird 2023 in Krakau die anstehende Dreizehnte LWB-Vollversammlung ausrichten.