Kreative Ausbildung für eine neue Generation

11 Okt. 2017
Image
Mönch Dhirapunno fotografiert die Gruppe von dem Konferenzzentrum in Medan. Foto: A. Yaqin

Mönch Dhirapunno fotografiert die Gruppe von dem Konferenzzentrum in Medan. Foto: A. Yaqin

LWB und ICRS in Indonesien entwickeln Dialogmodell zur Bekräftigung der interreligiösen Vielfalt

MEDAN, Indonesien/GENF (LWI) – Ein interreligiöses Pilotprojekt, das sich an junge Menschen in drei Städten in Indonesien richtet, ist zu einer Quelle der Inspiration für junge Menschen geworden und entwickelt sich zu einer Plattform, auf der Werte wie der gegenseitige Respekt vor religiöser Vielfalt und die Gleichheit innerhalb der Gemeinschaft bekräftigt werden.

Der Lutherische Weltbund (LWB) hat in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Indonesian Consortium for Religious Studies (ICRS) junge Menschen christlichen, muslimischen und buddhistischen Glaubens, aber auch Agnostikerinnen und Agnostiker sowie Angehörige indigener religiöser Traditionen in Medan, Manado und Ambon im Rahmen einer als INGAGE bezeichneten Initiative unterrichtet, deren Namensgebung auf interreligiöses Engagement hinweist. Eines der Ziele des Programms war die Beurteilung der Rolle der sozialen Medien in den interreligiösen Beziehungen und die Motivierung der Auszubildenden und anderer Gleichgesinnter, diese Kommunikationsmittel zu benutzen, um Vielfalt und Gleichheit zu bekräftigen. Mindestens 25 junge Menschen wurden in jeder der drei Einrichtungen unterrichtet, insgesamt nahmen 81 Jugendliche daran teil. Fast 400 junge Leute hatten sich um einen Platz beworben.

Im Laufe eines siebentägigen Intensivkurses, dem sich ein weiterer Gedankenaustausch über mehrere Monate anschloss diskutierten die Jugendlichen mit ihren lokalen Lehrkräften das Thema „Kreatives Kommunizieren über Glaube und gleiche Rechte – interreligiöses Training für eine neue Generation in Indonesien“. In gemischtkonfesionellen Gruppen besuchten sie ein buddhistisches Zentrum und einen Hindu-Tempel. Einige Mitglieder der Gruppe verbrachten einige Tage in einem muslimischen Internat; andere in einem traditionellen Gebetshaus der Parmalim; oder sie nahmen gemeinsame Mahlzeiten ein und unternahmen andere Aktivitäten.

Während des Kurses wurden ebenfalls Kenntnisse über Menschenrechte und das Bürgerrecht auf Religions- und Glaubensfreiheit vermittelt. Das Pilotprojekt endete mit einer öffentlichen Veranstaltung für ein größeres Publikum, an der Vertreterinnen und Vertreter religiöser Gemeinschaften, der Wissenschaft und der Regierung teilnahmen. Die Gestaltung des Pilotprojekts selbst war maßgeblich bestimmt durch die kombinierte Kompetenz des LWB als internationale, aus dem Glauben handelnde Organisation mit einer weit in die Vergangenheit zurückreichenden Geschichte der Verteidigung der Religions- und Glaubensfreiheit sowie des aktiven zivilgesellschaftlichen Engagements vom ICRS als akademische interreligiöse Einrichtung. INGAGE wurde hauptsächlich durch das Norwegische Amt für Entwicklungszusammenarbeit NORAD finanziert.

Ein interaktiver „kopi toleransi“

Nach der Pilotphase vom September 2016 bis Februar 2017 setzten die jungen Leute ihre Zusammenkünfte fort. In Medan zum Beispiel veranstalten sie regelmäßig einen interaktiven Abend mit der Bezeichnung „kopi toleransi“ (Kaffee der Toleranz), hier treffen sich die Teilnehmenden auf einen Kaffee und diskutieren ihre Sichtweisen auf die Toleranz zwischen unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften in einem Land der multikulturellen und multireligiösen Vielfalt. 

„Solche konkreten Aktionen sind ermutigend und müssen weiter unterstützt werden“, sagte Pfarrerin Dr. Simone Sinn, LWB-Studienleiterin für öffentliche Theologie und interreligiöse Beziehungen, die die Arbeit von INGAGE mit dem ICRS koordinierte.

„Der LWB hat die feste Absicht, auch weiterhin Raum für die Begegnungen junger Menschen bereitzustellen, bei denen es um unterschiedliche Religionen und Friedensarbeit nicht nur in Indonesien, sondern auch in anderen Teilen der Welt geht. Das Ziel besteht darin, gemeinsam mit anderen interessierten Partnern zusammenzuarbeiten, um bei den jungen Menschen die Fähigkeiten zu unterstützen und zu entwickeln, die sie als engagierte Botschafterinnen und Botschafter des Friedens in ihren Gemeinschaften brauchen“, fügte sie hinzu.

„Die Leute denken oft, dass unsere Jugend Anleitung im Umgang mit religiöser Vielfalt braucht. Ein vielversprechenderer Ansatz ist aber ein auf dem Dialog beruhendes Modell, denn hier kann man ein Forum für junge Menschen einrichten, in dem sie sich über Herzensangelegenheiten austauschen können“, stellte Dr. Leonard C. Epafras fest, ICRS-Koordinator in Yogyakarta fest.

Sinn sprach über weitere Pläne, Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit mit anderen LWB-Mitgliedskirchen zu sondieren, die ebenfalls eine Vielfalt von Glaubensrichtungen und Kulturen erleben.

Es gibt 13 LWB-Mitgliedskirchen in Indonesien mit insgesamt fast 6 Millionen Christinnen und Christen.

LWF/OCS