Lateinamerika, Karibik und Nordamerika: Gemeinden stärken durch Gerechtigkeit, Integration und Hoffnung

Diese Woche findet in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá die vorbereitende Tagung der Regionen Lateinamerika und Karibik und Nordamerika statt. Vor Beginn der Vorversammlung haben sich bereits Frauen und Jugendliche aus diesen Regionen getroffen, um gemeinsam über Themen nachzudenken, die für sie von Belang sind.

Image
NA/LAC Pre-Assembly communion

Abendmahlsfeier bei der vorbereitenden Tagung der Regionen Lateinamerika und Karibik und Nordamerika in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá. Foto: LWF/E. Albrecht

Beginn der vorbereitenden Tagung für Nord- , Lateinamerika und Karibik in Bogotá, Kolumbien

(LWI) - „Es ist uns eine Ehre, die zahlreichen Vertreterinnen und Vertreter der lutherischen Kirchen in unseren Regionen begrüßen zu dürfen. Dies ist ein wichtiges Zeichen für uns“, sagte Atahualpa Hernández Miranda, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Kolumbien (ELKK). Die Kirche ist Gastgeberin der vorbereitenden Tagung des Lutherischen Weltbundes (LWB) für den amerikanischen Kontinent vom 17. bis 21. April in Bogotá (Kolumbien).

Während dieser Vorversammlung wollen die Delegierten das Thema der Dreizehnten Vollversammlung „Ein Leib, ein Geist, eine Hoffnung“ erörtern. Dabei soll besonders der jeweilige regionale Kontext betrachtet werden. Außerdem werden sie Einblicke in die Arbeit der ELKK und des LWB-Länderprogramms geben und dabei den Schwerpunkt auf deren Engagement für den Frieden in Kolumbien legen.

Die Delegierten werden anschließend eine Erklärung für die Dreizehnte Vollversammlung abgeben, die im September im polnischen Krakau stattfinden und alle 149 LWB-Mitgliedskirchen aus weltweit 99 Ländern zusammenbringen wird.

In seiner Predigt beim Eröffnungsgottesdienst der Vorversammlung sagte Hernández, „unsere Zeit während dieser Vorversammlung wird sicherlich deutlich machen, auf welch vielfältige Weise Gott weiterhin wirkt. Bei den jungen Menschen in unseren Kirchen. Durch ihre Innovation, Kreativität und Führung. Durch das riesige Engagement der Frauen-Netzwerke in unserer Region. Ihre einzigartigen Qualitäten und ihre feste Verwurzelung in der Lebensrealität der Frauen auf unserem Kontinent im Kampf für ihre Rechte und bei der Suche nach Gerechtigkeit.“

Mit Blick auf die Konsultation und Analysen der kommenden Tage sagte Hernández: „Möge die hoffnungsvolle Gegenwart des auferstandenen Christus weiterhin Leben in unsere Herzen bringen. Mögen wir Kirchen sein, in denen auch diejenigen von uns Platz haben, die sich Sorgen machen. Mögen wir diejenigen von uns, die zweifeln, mit Liebe aufnehmen. Lasst uns nicht übereinander urteilen, sondern einander zur Seite stehen. Eine Gemeinschaft sein, die vergibt und Vergebung annimmt.”

Bereits vor der Vorbereitungstagung haben sich Frauen und Jugendliche am Wochenende in Chía, in der Nähe von Bogotá, getroffen. Delegierte der Versammlung, Ratsmitglieder, Regionalkoordinatorinnen und -koordinatoren, Beratende und Stewards diskutierten über die Prioritäten für Lateinamerika und die Regionen Karibik und Nordamerika in den kommenden Jahren. Diese Themen finden sich in den Erklärungen der Jugend und der Frauen für die vorbereitende Tagung wieder.

Gemeinden, Identität und Engagement

Die jungen Lutheranerinnen und Lutheraner nannten drei Schwerpunktthemen: gerechte Gemeinde, Glaubensidentität und Führungsverantwortung für junge Menschen. Mit gerechten Gemeinden sollen Klima-, Geschlechter- und soziale Gerechtigkeit ganzheitlich verwirklicht werden. „Angesichts des Ungleichgewichts zwischen dem globalen Norden und Süden und in dem Bewusstsein, dass Veränderung Zeit braucht und junge Menschen die Triebkräfte dieses Wandels sind, fordern wir unsere Kirche auf, aktiv zu werden“, schreiben die jungen Menschen in ihrer Botschaft.

Sie weisen zudem darauf hin, dass die Situation der Gemeinde je nach sozio-politischem Kontext und der jeweiligen Mitgliederzahl sehr unterschiedlich ist. „Wir glauben, dass für die jüngeren Generationen das Verstehen unserer Identität immer wieder ein Thema ist, das sowohl mit dem Glauben als auch mit unserem Gefühl der Zugehörigkeit zum Leib Christi zu tun hat.“

Darüber hinaus fordern sie, dass die Einbindung von jungen Menschen als „Engagement junger Verantwortlicher heute“ und nicht als „Entwicklung von Verantwortlichen für die Zukunft" verstanden werden soll.”

Aufruf zum Studium der Bekenntnisschriften, Erfahrungen mit ordinierten Ämtern

Die Frauen aus den Regionen Lateinamerika und Karibik und Nordamerika feierten 25 Jahre Frauenordination in der ELKK, diskutierten über die Fortschritte und Herausforderungen im Bereich Gender-Gerechtigkeit und legten regionale Prioritäten fest, die sie in die Vorversammlung der Frauen in Polen einbringen wollen. Dabei geht es um konfessionelle Identität, Geschlechtergerechtigkeit, gerechte Gemeinden und die theologische Ausbildung.

In ihrer Botschaft fordern die Frauen Studien zu den lutherischen Bekenntnisdokumenten im Hinblick auf den 500. Jahrestag des Augsburger Bekenntnisses im Jahr 2030. Diese sollen als „Antwort auf die zunehmend fundamentalistischen Narrative in der Region und auf einige Situationen von Gewalt in unseren Kirchen ausgerichtet sein.”

Aufbauend auf dem Studienprozess des LWB zu den Erfahrungen mit ordinierten Ämtern ruft die Botschaft der Frauen dazu auf, die Ergebnisse der Studie weiterzuverfolgen. Der neue Prozess sollte sich dem Priestertum aller Gläubigen, der Taufe, der Rechtfertigung allein aus dem Glauben, der Führungsverantwortung, der erneuten Lektüre der lutherischen Lehre sowie der Berufung und dem Amtsverständnis widmen.

Im Zusammenhang mit gerechten Gemeinschaften und den Überlegungen zu „Einem Leib“ wirft die Botschaft die Frage auf, von welchem Leib die Rede ist und welche Teile des Leibes fehlen.

Nachdem die Botschaft der Frauen gezeigt hat, wie wichtig theologisches Nachdenken ist, ruft sie theologische Einrichtungen dazu auf, in die Arbeit zu den Bekenntnisschriften auch die Perspektive der Gendergerechtigkeit einzubeziehen.

Die Dreizehnte Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes findet vom 13. bis 19. September 2023 in Krakau, Polen, statt. Ihr Thema lautet „Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung“. Sie wird von der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen ausgerichtet.

LWF/A. Weyermüller