Lutherisch-orthodoxes Treffen zur Vorbereitung der nächsten Dialogphase

Nach der jüngsten richtungsweisenden Einigung über das Glaubensbekenntnis von Nizäa treffen sich lutherische und orthodoxe Kirchenvertreterinnen und -vertreter in Boston, um eine neue Runde ihres ökumenischen Dialogs vorzubereiten.  

22 Nov. 2024
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Mitglieder der Gemeinsamen Internationalen lutherisch-orthodoxen Kommission für den theologischen Dialog bei ihrem Treffen Mitte November. Foto: Hellenic College Holy Cross 

Mitglieder der Gemeinsamen Internationalen lutherisch-orthodoxen Kommission für den theologischen Dialog bei ihrem Treffen Mitte November. Foto: Hellenic College Holy Cross 

Die erste Plenarsitzung der 19. Tagung zu den Themen Synodalität und Primat in östlichen und westlichen Traditionen findet in Zypern statt  

(LWI) - Nach einer historischen Einigung bei ihrem letzten Treffen im Mai 2024 kamen die Mitglieder der Gemeinsamen Internationalen lutherisch-orthodoxen Kommission für den theologischen Dialog vom 12. bis 14. November in den Vereinigten Staaten zusammen, um die erste Sitzung einer neuen Dialogrunde vorzubereiten, die im kommenden Frühjahr in Larnaka, Zypern, stattfinden wird.  

Zum Abschluss ihrer 18. Plenarsitzung in der ägyptischen Hauptstadt Kairo gaben die Kommissionsmitglieder eine gemeinsame Erklärung zur „Filioque“-Klausel des Glaubensbekenntnisses ab. Dieses hatte die Ost- und Westkirchen fast tausend Jahre lang gespalten. Sie einigten sich auch auf eine zweite Erklärung, die zu Ostern 2025 veröffentlicht werden soll und sich dem Verständnis des Heiligen Geistes in den beiden kirchlichen Traditionen widmet.  

„Die Ergebnisse unserer letzten Sitzung und insbesondere die Filioque-Erklärung zeigen, dass wir es hier mit einem äußerst dynamischen Dialog zu tun haben, der für die gelebte Ökumene viel Potenzial hat“, sagte Prof. Dr. Dirk Lange, Assistierender Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB) für ökumenische Beziehungen und Co-Sekretär der lutherisch-orthodoxen Kommission. „Jetzt geht es darum, diese Erklärung zu den Menschen an der Basis zu bringen und sicherzustellen, dass sie in unseren Kirchen und Gemeinden etwas bewirkt,” so Lange.  

„Bei den nächsten Sitzungen“, so der Theologe weiter, „werden wir uns mit dem Thema Synodalität befassen, das ja auch im Mittelpunkt der jüngsten Bischofssynode der katholischen Kirche stand, an der ich in Rom teilgenommen habe. Auf unserer lutherisch-orthodoxen Vorbereitungssitzung in Boston wurde jedoch deutlich, dass wir uns nicht mit dem Thema Synodalität befassen können, ohne auch die Frage nach dem Primatsverständnis in unseren beiden Traditionen zu beleuchten.“  

Das Vorbereitungstreffen wurde von der Griechisch-Orthodoxen Erzdiözese von Amerika und dem Huffington Ecumenical Institute am Hellenic College Holy Cross in Boston durchgeführt. Beim Abschlussabend zelebrierte Erzbischof Elpidophoros von Amerika mit den College-Studierenden und Seminaristen eine Vesper und segnete die Kommissionsmitglieder.  

Ursprünge und Zukunft der ökumenischen Beziehungen  

„Der Erzbischof war früher Co-Sekretär dieser Gemeinsamen Kommission und arbeitet seit langem erfolgreich mit dem LWB zusammen“, sagte Prof. Lange. „In seiner eindrucksvollen Ansprache an die Mitglieder der Vorbereitungsgruppe und die Studierenden betonte er, wie wichtig es ist, den ökumenischen Dialog fortzusetzen und vor allem persönliche Begegnungen zu ermöglichen. Mit dem Hinweis auf die Aufforderung Jesu an die Apostel „Kommt und seht“ machte er deutlich, dass Jesus uns zu echten Begegnungen im Leben einlädt, nicht nur zu einem Austausch von Ideen, und er betonte noch einmal, wie wichtig es ist, dass wir Wege zur gegenseitigen Anerkennung und zum gegenseitigen Verständnis finden.”  

Die Studierenden nahmen auch an den beiden Vorträgen der Kommissionsmitglieder Metropolit Isaias von Tamassos von der Orthodoxen Kirche von Zypern und Prof. Dr. Jennifer Wasmuth, Pfarrerin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover und Lehrstuhlinhaberin für Ökumenische Theologie an der Universität Göttingen teil. Beide Vortragenden führten die Geschichte ihres Dialogs auf den Briefwechsel zwischen lutherischen Theologen an der Universität Tübingen und dem Patriarchen von Konstantinopel im späten 16. Jahrhundert zurück, einem frühen Versuch der Annäherung zwischen dem östlichen und westlichen Christentum.  

Metropolit Isaias wird vom 19. bis 25. Mai 2025 die erste Plenarsitzung der 19. Sitzung in Zypern zum Thema „Synodalität und Primat“ ausrichten. Den Vorsitz der Kommission haben Bischof Dr. Johann Schneider aus Deutschland und Metropolit Kyrillos von Krini vom Ökumenischen Patriarchat gemeinsam inne.  

LWB/P. Hitchen