Lutherische Kirche Christi fordert Ende der Gewalt in Nigeria

31 Jan. 2018
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Eine Frauengruppe gestaltet die Hundertjahrfeier der LKCN mit. Foto: LWB/LKCN/Felix Samari

Eine Frauengruppe gestaltet die Hundertjahrfeier der LKCN mit. Foto: LWB/LKCN/Felix Samari

Übergriffe auf bäuerliche Bevölkerung fordern zahlreiche Opfer

Numan (Nigeria)/Genf (LWI) – Die Leitungsverantwortlichen der Lutherischen Kirche Christi in Nigeria (LKCN) haben ein Ende der Gewalt in dem westafrikanischen Land gefordert. In einem Kommuniqué verurteilen die Leitungsgremien der LKCN die zunehmenden, durch viehhaltende Fulbe verübten Übergriffe auf die ackerbäuerliche Bevölkerung. Die Aggressionen hätten, so die LKCN-Gremien, im vergangenen Jahr mehr Todesopfer gefordert als der Boko-Haram-Aufstand. Die Kirche mahnt ein umgehendes Eingreifen und Unterstützung seitens der nigerianischen Regierung und der Völkergemeinschaft an.

„In tiefer Achtung vor der Heiligkeit des Lebens und im vollen Bewusstsein, dass Leben geschützt werden muss und nicht willkürlich ausgelöscht werden darf, haben wir uns entschlossen, dieses Kommuniqué herauszugeben“, heißt es in der am 23. Januar 2018 veröffentlichten Erklärung. „Sämtliche Akte der Gewalt und der Vernichtung von Leben betrachten wir mit größtem Abscheu.“

Anlass des Kommuniqués ist eine Eskalation der Konflikte in Nigeria. Die Fulbe wandern aus dem trockenen Norden des Landes ab in die fruchtbarere Mitte, insbesondere in die Bundesstaaten Adamawa, Taraba und Benue, sowie weiter nach Süden, in Gebiete, die als die Kornkammer Nigerias gelten. Dadurch sind die Existenzgrundlagen der dortigen bäuerlichen Bevölkerung, die mehrheitlich dem Christentum angehört, bedroht.

Gewalttätige Übergriffe

Im Verlauf des Jahres 2017 beobachteten die nigerianischen Kirchen wie auch internationale Menschenrechtsorganisationen mit wachsender Besorgnis die gewalttätigen Übergriffe gegen die betroffene Bevölkerung. Die jüngste solche Bluttat forderte Anfang Januar 2018 in einem Dorf im Bundesstaat Benue 73 Todesopfer. Dörfer werden zerstört und Gebäude dem Erdboden gleichgemacht, die staatliche Nothilfebehörde spricht von inzwischen 40.000 heimatlos gewordenen Menschen.

Nach Schätzungen seien, so das Kommuniqué, seit November vergangenen Jahres über 5.000 Todesopfer zu beklagen.

Die Stellungnahme spricht den Opfern und von der Gewalt Betroffenen ihre Anteilnahme aus und stellt die Frage: „Wohin geht unser Weg als Nation, wenn wir buchstäblich täglich nur noch von derartigen Übergriffen hören?“

Die LKCN gehört zu den am schwersten von dem Konflikt betroffenen Kirchen, da ein großer Teil ihrer Mitglieder im Nordosten Nigerias beheimatet ist. Die Gewalt thematisiert hat auch die Vollversammlung der Gemeinschaft der Kirchen Christi in Nigeria (Tarayyar Ekklisiyoyin Krista a Nijeriya, TEKAN). Die TEKAN ist ein ökumenischer Zusammenschluss von 12 Kirchen, zu dessen Gründungsmitgliedern die LKCN gehört.

Zweifach Opfer

Ebenso wie die anderen Kirchen in der Region leidet die LKCN außerdem seit mehreren Jahren unter der von Boko Haram verübten Gewalt. Die jüngsten Übergriffe verstärken nun die Angst der christlichen Bevölkerung. Man fühle sich nicht mehr sicher, „egal wann und wo wir uns zu religiösen Aktivitäten zusammenfinden“, beklagt das Kommuniqué.

Bereits im November hatte LKCN-Erzbischof Panti Filibus Musa die ackerbäuerliche wie die viehhaltende Bevölkerungsgruppe aufgerufen, „ihre Schwerter zu zerbrechen und sich dem Dialog zuzuwenden, damit im Sinne eines friedlichen Zusammenlebens jegliche Missverständnisse ausgeräumt werden.“ Im Zusammenhang mit dem Bombenanschlag auf eine Moschee in Mubi hatte er „diese mutwillige Vernichtung von Menschenleben“ verurteilt.

Die LKCN und andere nigerianische Kirchen rufen der Regierung ihre „Verantwortung zum Schutz des Lebens“ ins Gedächtnis und fordern sie auf, „konkretere Maßnahmen zu ergreifen“ – für mehr Sicherheit zu sorgen, damit das Morden aufhört, die Ursachen des Problems zu bekämpfen und die für die Übergriffe Verantwortlichen zur Verantwortung zu ziehen. Weiterhin richten sie an die Afrikanische Union, die Europäische Union, das System der Vereinten Nationen, Menschenrechtsorganisationen und die weltweite ökumenische Familie den Appell, denjenigen zur Seite zu stehen, die von den Übergriffen betroffen sind, und ihre Friedensbemühungen zu unterstützen.

„Wir als Kirche verpflichten uns darauf, unserem Auftrag treu zu bleiben, nämlich gegenüber denen, die weltliche Macht ausüben, wahrhaftig zu sein und unseren Anteil beizutragen zu Gerechtigkeit und Frieden in der Gesellschaft, zum Wohlergehen der Menschen und zur Bewahrung der Schöpfung“, erklärt das Kommuniqué abschließend.

Ojot Ojulu, amtierender Assistent des Generalsekretärs im Bereich Internationale Angelegenheiten und Menschenrechte beim Lutherischen Weltbund (LWB) hat die LKCN der Fürbitte der Kirchengemeinschaft versichert und erklärt, der LWB stehe der Kirche in ihrem Eintreten für Frieden, Gerechtigkeit und den Schutz menschlichen Lebens auch zukünftig engagiert zur Seite.

 

LWF/OCS