Lutherische Kirchenleitungen unterstützen LWB-Aufruf auf der COP29

Vor dem Hintergrund der COP29 Abschlussverhandlungen über die Klimaschutzfinanzierung haben sich verschiedene lutherische Kirchenleitende hinter die Forderung der LWB-Delegation nach Maßnahmen für eine nachhaltigere Zukunft gestellt

20 Nov. 2024
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In this montage are Lutheran leaders, from left to right: Bishop Dr Jack Urame (Papua New Guinea), Bishop Medardo E. Gómez Soto (El Salvador), LWF Vice-President Bishop Kristina Kühnbaum-Schmidt (Germany), and Bishop Dr Fredrick Onael Shoo (Tanzania). Photo: LWF

Lutherische Bischöfin und Bischöfe für das Klima (v.l.n.r.): Bischof Dr. Jack Urame (Papua Neuguinea), Bischof Medardo E. Gómez Soto (El Salvador), LWB-Vizepräsidentin Bischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt (Deutschland), und Bischof Dr. Fredrick Onael Shoo (Tansania). Foto von LWB

“Die Zeit läuft uns davon!”

(LWI) – Bischöfinnen und Bischöfe der lutherischen Kirchengemeinschaft haben sich hinter die Forderungen der Delegation des Lutherischen Weltbundes (LWB) und anderer religiöser Organisationen auf der COP 29 Klimakonferenz in Brasilien gestellt. In öffentlichen Botschaften betonten sie die Notwendigkeit effektiver Klimaschutzmaßnahmen, für eine garantierte nachhaltige Zukunft für die vulnerabelsten Menschen und für die gesamte Schöpfung.

„Wir sind die Haushalter der Schöpfung, und unsere Mission besteht auch darin, dass wir Verantwortung übernehmen und uns den Herausforderungen stellen, die der Klimawandel mit sich bringt und die die Artenvielfalt und das Leben selbst bedrohen”, sagt Bischof Medardo E. Gómez Soto von der Salvadorianischen Lutherischen Kirche (El Savador). ER betonte die Dringlichkeit von Klimaschutzmassnahmen, um die Folgen des Klimawandels auf besonders betroffene Menschen in Lateinamerika und in der Karibik zu lindern.

Gómez ging detailliert auf die Kämpfe gegen Klimanotstände in seiner Region ein, unter anderem den Verlust von Lebensräumen und Land. Hier seien gemeinsame Initiativen für Wiederaufforstungen, den Schutz der Ökosysteme und zum Erhalt von Grundwasserleitern erforderlich. Er richtete einen Appell an alle Länder, ihren Verpflichtungen nachzukommen, und betete für fruchtbare Ergebnisse unter Verweis auf die LWB-Strategie der Region Lateinamerika und Karibik, sich in den kommenden drei Jahren auf lokaler Ebene für mehr Klimagerechtigkeit einzusetzen.

Für die am härtesten betroffenen Völker geht es ums Überleben

Zu der LWB-Delegation der diesjährigen UN-Klimakonferenz gehören junge Erwachsene aus den Mitgliedskirchen weltweit, Kirchenleitende, Vertreter und Vertreterinnen der LWB-Arbeitsgruppe für Klimagerechtigkeit und Mitarbeitende der Länderprogramme des LWB-Weltdienstes, die vor Ort in entsprechenden Projekten tätig sind.

Die COP29-KLimakonferenz findet vom 11.–22. November 2024 unter dem Motto „In Solidarität für eine grüne Welt“ statt. Sie stellt dabei Verhandlungen zu drei Themen in den Mittelpunkt: effektive Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen, Verpflichtung zur Reduzierung von CO2-Emissionen entsprechen dem Ziel von 1,5 °C und Kompensation für Verluste und Schäden einschließlich nicht-ökonomischer Auswirkungen.

Bischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, LWB-Vizepräsidentin für Mittelwesteuropa und Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, wies explizit auf die Bedeutung von Finanzmitteln hin, um die Folgen des Klimawandels abzumildern und sich daran anzupassen; dies gelte besonders für die vulnerabelsten Länder. „Die schutzbedürftigsten Teile der Bevölkerung, wie zum Beispiel in Armut lebende Frauen, junge Menschen und Menschen mit Behinderungen, werden am härtesten vom Klimawandel betroffen und verfügen nur über begrenzte Ressourcen, sich dem entgegenzustellen“, erklärte sie.

Kühnbaum-Schmidt unterstützt die LWB-Delegation auf der COP29 und bekräftigte: „Die Schöpfung ist für Geld nicht zu haben!“ Sie forderte die größten CO2-Emittenten auf, mit gutem Beispiel voranzugehen und sich auf Maßnahmen zu verpflichten, um das Ziel einer Erwärmung von maximal 1,5 °C noch einzuhalten. Sie äußerte sich positiv über die Delegation junger Kirchenleitender und bekräftigte noch einmal die Aufgabe der Kirche, sich für globale Gerechtigkeit einzusetzen.

Bischof Fredrick Onael Shoo von der nördlichen Diözese der evangelisch-lutherischen Kirche in Tansania wies noch einmal auf die dramatischen Auswirkungen des Klimawandels auf die Lebensgrundlagen der Menschen hin. „Als Kirchenleitender in Afrika habe ich erlebt, wie immer wiederkehrende Dürren und Überschwemmungen Gemeinschaften verwüstet haben. Sie sind die Ursache, dass Millionen an Hunger leiden.“ Als Beispiel nannte Shoo die schnell abschmelzenden Gletscher des Kilimandscharo. Dies habe zur Folge, dass zahlreiche Flüsse und Ströme austrocknen, die als Wasserquelle für Menschen, Tiere und Pflanzen dienen.

Shoo, der seit fast zwei Jahrzehnten für seine Baumpflanzaktionen in Tansania bekannt ist, hat die weltweiten Staats- und Regierungschefs auf der COP29 aufgefordert, entschlossen zu handeln. “Die Zeit läuft uns davon!” mahnte er. “Es geht hier um unser Überleben als Bewohner und Bewohnerinnen des Planeten Erde.“ Er bestand auf festen Zusagen „zur sofortigen Beendigung aller CO2-Emissionen“. Die Weltgemeinschaft müsse die moralische Verantwortung dafür übernehmen, diejenigen zu unterstützen, die bereits unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden. „Wir haben viel geredet, aber jetzt müssen wir konkrete Maßnahmen zum Wohle unserer Gemeinschaften und zukünftiger Generationen ergreifen.“

Eine prophetische Stimme für Gerechtigkeit

Bischof Dr. Jack Urame, von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Papua Neuguinea (ELC-PNG), erinnerte an seine Botschaft zum Reformationstag 2024, mit der er die lokalen und globalen Kirchen dazu aufgefordert hatte, über die Bedeutung des lutherischen Geistes der Reformation nachzudenken und Klima-Ungerechtigkeit und gesellschaftliche Ungerechtigkeit „in einer zerbrochenen Welt gegenüberzustellen, die heute von Sünden, menschlicher Gier und Gewalt zerrissen wird.“

Urame betonte, dass „die prophetische Stimme der Kirche die Botschaft der Gnade und der Gerechtigkeit verstärken muss“ und gegen Systeme vorgehen müsse, die die Schöpfung ausbeuten und die Menschheit an den Rand drängen. Er verurteilte den ausbeuterischen Kapitalismus und Umweltzerstörung in Papua Neuguinea , wo die Entwaldung infolge unkontrollierten Holzeinschlags, die Verschmutzung der Meere, die Zerstörung des marinen Lebens durch Gewinnung von Bodenschätzen aus dem Meer und steigernde Meeresspiegel das Leben und die Existenzgrundlagen der Menschen bedrohen.

Die Kirchen, so der Bischof der ELCN-PNG, hätten die moralische Verpflichtung, sich aktiv für Umweltgerechtigkeit einzusetzen. Sie müssten Regierungen in die Pflicht nehmen, Kohlendioxidemissionen zu verringern, erneuerbare Energien zu fördern und Ökosysteme und Gemeinschaften vor Umweltschäden zu schützen. Als Bewahrer der Schöpfung müssen die Kirchen sich auch politisch engagieren und zu ethischem Regieren und transformativer Politik inspirieren. „Im Geiste der Reformation müssen wir eine friedliche und gerechte Welt erschaffen und dafür sorgen, dass die Menschenrechte respektiert werden und Gottes Schöpfung bewahrt wird“, fügte er hinzu.

Die LWB-Delegation bei der COP29 besteht aus Kirchenleitenden - Männern, Frauen und Jugendlichen - aus allen Kontinenten, die sich aus der Perspektive des Glaubens für die am meisten gefährdeten Menschen einsetzen. Sie arbeiten mit ökumenischen und interreligiösen Partnern in Online- und persönlichen Treffen zusammen.

LWF/P. Mumia