Neue Publikationen: Vier Hefte mit Geschichten vom europäischen Diakonieprozess
GENF, Schweiz (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) hat den Mitarbeitenden im diakonischen Dienst der Kirchen in Europa seinen Dank ausgesprochen. Sie haben an der Erarbeitung von neuen Materialien mitgewirkt. Die so entstandenen Hefte sollen die Mitgliedskirchen des LWB anregen, das Konzept der Konvivenz in ihren diakonischen Dienst zu integrieren.
Die vier Hefte mit Geschichten zum Thema Konvivenz – die Kunst und Praxis des Zusammenlebens – sind das jüngste Ergebnis des europäischen Diakonieprozesses, der 2010 angelaufen ist. Er wird von einer Solidaritätsgruppe geleitet, der Menschen angehören, die sich im diakonische Dienst engagieren und von denen einige nun an den 16 Geschichten in den neu veröffentlichten Heften mitgewirkt haben. Die Geschichten beschäftigen sich mit den Kernaspekten von Konvivenz – eine diakonische Kirche zu sein, den Menschen auf der Flucht und einer beherzten Willkommenskultur.
LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt sagte im Rahmen der Online-Veranstaltung zur offiziellen Vorstellung der Publikationen am 16. November, dass sie überzeugt sei, dass der Konvivenz-Prozess und seine Ergebnisse „von großem Nutzen“ für die drei europäischen LWB-Regionen und die Kirchengemeinschaft insgesamt seien.
„Konvivenz als die Kunst und Praxis des solidarischen Zusammenlebens wird in unserer heutigen, von zahlreichen Spaltungen aufgrund von ethnischer Zugehörigkeit, Hautfarbe, Gender, Herkunft oder anderer Weltanschauungen geprägten Welt dringend gebraucht“, so Burghardt. Sie hoffe, das Material werde „eine Inspirationsquelle für viele LWB-Mitgliedskirchen sein, die keine Mauern bauen oder bestehende Mauern aufrechterhalten wollen, sondern einander in gemeinschaftlicher Solidarität die Hände reichen wollen“.
In diesem regionalen Diakonie-Prozess arbeitet der LWB eng mit der Internationalen Akademie für Diakonie und soziales Handeln (interdiac) zusammen.
Eva Christina Nilsson, Direktorin der LWB-Abteilung für Theologie, Mission und Gerechtigkeit, betonte das Bekenntnis und Engagement des LWB, Hilfsmaterial zum Thema Diakonie bereitstellen zu wollen, und sagte, sie hoffe, dass die vier Büchlein mit Geschichten zu Konvivenz „die lebensspendende Arbeit der Kirchen, um die es in der Diakonie geht, bereichern“ können. Damit das diakonische Engagement der Kirchen aber relevant sein könne, „muss es vom jeweils konkreten Kontext geprägt und verstanden werden, damit die kritischen Fragen gestellt und jene Stimmen eingebunden werden, die sowohl in der Kirche als auch in der Gesellschaft insgesamt oftmals vernachlässigt werden“, fügte sie hinzu.
Der Herausgeber der Hefte und Leiter der Ausbildungsabteilung von interdiac, Tony Addy, und die Managerin der Organisation, Janka Ademova, erläuterten die Hintergründe der jüngsten und früheren Ressourcen und Planungen. „Die wichtigste Frage, die sich aus der mehr als zehnjährigen Arbeit mit den über 40 in der Diakonie engagierten Menschen ergeben hat, ist: Wie können Gesellschaften und Menschen in Würde und Gerechtigkeit zusammenleben?“, so Addy. In Zeiten zunehmender Diversität, zunehmender Angst und Polarisierung, neuer technologischer Veränderungen, zunehmender Ungerechtigkeit, die von Wirtschaftsmächten und politischen Strukturen ausgehen, aber auch in der COVID-19-Pandemie seien die zwischenmenschlichen Beziehungen der wichtigste Faktor, erklärte er.
Bei der offiziellen Vorstellung der Publikationen haben Menschen von der Protestantischen Kirche in den Niederlanden, der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder, der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche und der Schwedischen Kirche, die in der Diakonie tätig sind, berichtet, wie sich Gemeinden und Gemeinwesen bei ihnen in einem Kontext von Diversität für Konvivenz im diakonischen Leben einsetzen.
Im Rahmen des europäischen Diakonieprozesses wird noch an einem fünften Büchlein mit Geschichten sowie an der Entwicklung eines Online-Kurses gearbeitet.
Diakonische Akteure der LWB-Mitgliedskirchen in Europa suchen seit 2010 nach immer neuen Möglichkeiten und Wegen, die zentrale Bedeutung von Diakonie im Kontext zunehmender Diversität und wachsender Ungerechtigkeit in der Gesellschaft zum Ausdruck zu bringen. Das diakonische Engagement der Kirchen in den drei LWB-Regionen – Mittel- und Osteuropa, Mittel- und Westeuropa und Nordische Länder – bekräftigt weiterhin Diversität und Offenheit und will einen Beitrag zum öffentlichen Diskurs und der Politik leisten.