Gemeinschaft stärken zwischen Regionen und Generationen
(LWI) – Derzeitigen und früheren Empfängerinnen und Empfängern von Stipendien des Lutherischen Weltbundes (LWB) ist eine Überzeugung gemein: Bei den Stipendien für ein Theologie- oder Diakonie-Studium geht es nicht nur um die finanzielle Hilfe; sie stehen für Erfahrungen, die Einzelpersonen verwandelt und die Arbeit von Kirchen und Ortsgemeinden nachhaltig geprägt haben.
„Das Studium hat mir die Welt auf viele verschiedene Arten und Weisen eröffnet und hat mir beispielsweise gezeigt, wie großartig die Vielfalt der Menschen in der Welt ist“, erzählte Pfarrerin Eva Guldanova, Referentin für Außenbeziehungen und Vorsitzende des Ökumene-Ausschusses der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in der Slowakischen Republik.
Das Netzwerk bietet eine großartige Möglichkeit, das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Kirchengemeinschaft regionen- und generationenübergreifend zu stärken.
Pfn. Eva Guldanova, Evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in der Slowakischen Republik
Guldanova war eine der Teilnehmenden an einem LWB-Webinar am 15. August zur Gründung eines Netzwerks von ehemaligen LWB-Stipendiatinnen und -Stipendiaten. So eine Gruppe, erklärte sie dort, „kann ein wunderbarer Ausgangspunkt für Kontakte und ein Sammelbecken für Erfahrungen von Menschen sein, die durch ihren lutherischen Glauben verbunden sind und die auf vielfältige Art und Weise bereichert wurden. Das Netzwerk bietet eine großartige Möglichkeit , das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Kirchengemeinschaft regionen- und generationenübergreifend zu stärken.“
Als Guldanova in der Slowakei ihren Master in Theologiewissenschaft machte, erhielt sie für das Studienjahr 2004/05 ein LWB-Stipendium für ein Austauschprogramm ohne Studienabschluss an der Lutheran School of Theology in Chicago (LSTC), USA. Der Studiengang Neues Testament und Ökumene umfasste auch Kurse am katholischen und am presbyterianischen Theologie-Seminar, einen Kurs zu Bibel und Koran mit muslimischen Studierenden, einen Besuch in einer jüdischen Synagoge, Feiern mit muslimischen Gläubigen und brachte den Kontakt zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika. 2009 bis 2012 ging Guldonova im Rahmen eines anderen Programms erneut an die LSTC und machte dort einen Masterabschluss in Theologie, bevor sie wieder nach Hause zurückkehrte und in das Pfarramt ordiniert wurde.
Während ihrer Zeit in Chicago, erinnert sie sich, habe sie auch „viele neue Erkenntnisse“ von Slowakinnen und Slowaken gewonnen, die in die USA ausgewandert sind und dort lutherische Gemeinden gegründet haben. „Ich habe viele großartige Menschen kennengelernt, die mein Leben und meinen Weg bis heute sehr prägen“, erzählte Guldonova bei dem Webinar.
Menschen in Kontakt bringen, Mentoring-Angebote
Hans-Christoph Thapelo Lange (Südafrika) und Pfr. Adrian Lopez (Evangelisch-Lutherische Kirche in Malaysia), die jüngst ihren Master in Theologie abgeschlossen haben, und Dr. Kidist Bahru Gemeda (Äthiopische Evangelische Kirche Mekane Yesus) haben bei der Planung des Webinars geholfen. Alle drei sind LWB-Stipendiaten und berichteten von den Kontakten und Freundschaften, die sie in den vierteljährlichen Online-Treffen unter der Überschrift „Coming Together“ (Zusammenkommen) und auf verschiedenen anderen Plattformen mit Kolleginnen und Kollegen aus der Wissenschaft und mit LWB-Mitarbeitenden geknüpft bzw. geschlossen haben. Für Lange war es ein Highlight, auf der Dreizehnten LWB-Vollversammlung in Krakau, Polen, zusammen mit drei anderen Theologie-Fachleuten einen Workshop halten zu dürfen. „Davon hätte ich mir nie träumen lassen“, sagte er.
„Hoffentlich kann das Alumni-Netzwerk zu einer wertvollen Anlaufstelle in der Kirchengemeinschaft werden, die Menschen in Kontakt bringt, Mentoring-Angebote bereitstellt, Veranstaltungen organisiert usw. Ich ermutige alle aktuellen LWB-Stipendiatinnen und -Stipendiaten, sich in die bestehenden Initiativen einzubringen und sich unserer Facebook-Gruppe anzuschließen“, fügte Lange hinzu.
Lange ist Mitglied der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Südlichen Afrika (Kapkirche) und hat von 2021 bis 2023 an der Stellenbosch-Universität studiert. Es ist Vikar in der St. Martini-Gemeinde der ELKSA und freut sich jetzt schon auf seine Ordination 2025.
Von der Frauenbewegung inspiriert
Pfarrerin Dr. Baby Rani aus Bangalore, Indien, die assoziierte Professorin und Vorsitzende des Fachbereichs Frauenforschung am United Theological College ist, berichtete, dass die Bedürfnisse der Frauen in den entlegenen ländlichen Gemeinden, in denen ihr Ehemann als Pfarrer tätig gewesen sei, ihr Promotionsstudium erheblich beeinflusst hätten. „Ich war sehr darum bemüht, die Sprache, die in dieser Region gesprochen wird, – Tamil – schnell zu lernen, um bei der Suche nach Lösungen für die Probleme der Frauen mitwirken zu können, die gegen Kinderehen, den Mangel an angemessener Bildung, Gesundheitsprobleme und wirtschaftliche Instabilität kämpften“, berichtete die ordinierte Pastorin der Lutherischen Kirche Arcot [Indien].
Rani hat ihr vom LWB finanziell unterstütztes Promotionsstudium 2011 bis 2014 im Fachbereich Frauenforschung am Senat des Serampore College (Universität) in Kalkutta durchgeführt und bekam ihren Doktortitel 2017 verliehen. Heute unterstützt der von ihr und anderen im ländlichen Tamil gegründete „Church Renewal Ministry“ (Dienst für die Erneuerung der Kirche) Kinder, die in prekären Verhältnissen leben, mit kostenlosem Unterricht, bietet Alphabetisierungshilfe und rüstet Frauen zu mehr wirtschaftlicher Selbstbestimmung zu. Sie hat mehrere Publikationen zu den Themen Gender und Familie verfasst und hofft, dass solche Erfahrungen und Materialien hilfreich für Studierende von heute und ehemalige Stipendiatinnen und Stipendiaten sein können.
Geschenk für die gesamte Kirchengemeinschaft
Zu den ehemaligen Stipendiatinnen und Stipendiaten zählen auch Mitarbeitende des LWB. Pfarrerin Dr. Marcia Blasi, die Programmreferentin für Gendergerechtigkeit und Frauenförderung, berichtete in dem Webinar beispielsweise, dass ihre Teilnahme an einem Austausch nach Südafrika Mitte der 1990er Jahre ihr späteres Studium und sie als Mitglied und später ordinierte Pastorin der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien stark geprägt hätten.
Die Studienmöglichkeiten „sind ein Geschenk für die gesamte Kirchengemeinschaft, sie fördern das Lernen von einander und die gegenseitige Unterstützung“, erklärte sie. „Das LWB-Stipendium hat mir Türen geöffnet, die mein Leben sehr geprägt, mein theologisches Verständnis verbessert und meine mein praktisches Wirken bereichert haben. Ich bin sehr dankbar für die Chance, einen Beitrag zu diesem transformierenden Wirken leisten zu können“, sagte sie.
Blasi und Pfarrerin Katariina Kiilunen, Programmreferentin für den Aufbau von Kapazitäten und die Entwicklung von Führungspersonen, haben bei dem Webinar die Arbeit des LWB vorgestellt und Highlights von der Dreizehnten Vollversammlung und der neuen LWB-Strategie 2025-2031 präsentiert.
Derzeitige und ehemalige Stipendiatinnen und Stipendiaten werden ermutigt, sich dem Netzwerk von ehemaligen LWB-Stipendiatinnen und -Stipendiaten anzuschließen und Teil der Online-Community zu werden. Weitere Informationen erhalten Sie in der Facebook-Gruppe unter https://www.facebook.com/groups/LWF.Scholars oder per E-Mail an [email protected]
Seit Beginn des Stipendienprogramms in den 1950er Jahren sind dank der Stipendien mehr als 4.000 Frauen und Männer in den Bereichen Theologie und Diakonie ausgebildet worden.