EKBB fordert tschechische Regierung auf, Flüchtlingen zu helfen
Prag, Tschechische Republik/Genf (LWI) – Der Synodalrat der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB), einer Mitgliedskirche des Lutherischen Weltbundes (LWB), hat in einer öffentlichen Erklärung seine Sorge über die Entscheidung der tschechischen Regierung zum Ausdruck gebracht, keine der Flüchtlinge aufnehmen zu wollen, die im Mittelmeer von einem Fischerboot gerettet wurden.
Die Erklärung ist Mitte Juli veröffentlicht worden, nachdem 450 Menschen von einem Fischerboot im Mittelmeer geborgen worden waren. Als die italienische Regierung um Solidarität bat und andere europäische Länder ersuchte, einige der Flüchtlinge aufzunehmen, verkündete die Tschechische Republik, dass sie keine dieser Menschen aufnehmen würde.
„Wir wollen unsere große Sorge über diese Haltung der tschechischen Regierung zum Ausdruck bringen, die wir als einen Ausdruck mangelnder Solidarität gegenüber Menschen in direkter Not sowie gegenüber den Partnern in der europäischen Gemeinschaft wahrnehmen. Mit ihrer ablehnenden Position verrät die Tschechische Republik die Grundsätze der zivilisierten Welt, zu der sie gehören möchte und die u. a. in der Tradition und auf den Werten des christlichen Glaubens steht“, heißt es in der Erklärung, die auch dem Büro der Regierung der Tschechischen Republik sowie dem Außenministerium in Prag zugestellt wurde.
Der Synodalrat der EKBB.
Hilfe für wirklich Hilfsbedürftige
„Wir sind überzeugt, dass unser Staat fähig ist, in Zusammenarbeit mit anderen europäischen Partnern und Institutionen effektiv gegen Wirtschaftsmigration und organisierten Menschenhandel vorzugehen. Gleichzeitig vertrauen wir den staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen und glauben, dass unsere Gesellschaft über genug Selbstvertrauen, moralische Kraft und effektive Mechanismen für die Unterstützung der wirklich Hilfsbedürftigen verfügt.“
Der Erklärung zufolge war die EKBB schon zu einem früheren Zeitpunkt von der Föderation Evangelischer Kirchen in Italien um Unterstützung gebeten worden. „Sie war zunächst eine Reaktion auf einen Mitte Juli gerade stark medialisierten Fall einer Seenotrettung von Flüchtlingen“, erklärte Oliver Engelhardt, der Leiter der Abteilung für Ökumene und Internationale Beziehungen der EKBB.
„Gleichzeitig war es die erste offizielle Reaktion auf eine (Nicht-) Handlung der neuen, Ende Juni ernannten, tschechischen Regierung. [...] Einerseits gibt es ein berechtigtes Interesse an der Begrenzung von Zuwanderung, andererseits gibt es humanitäre Verpflichtungen und in diesem Dilemma sollte nicht die Solidarität mit Partnern verloren gehen.“
Diakonisches Engagement für und mit Flüchtlingen und Migrierenden
Diakonisches Engagement in der Tschechischen Republik unterstützt Kinder von Migrierenden und Flüchtlingen.
Die EKBB engagiert sich seit Langem für Flüchtlinge und Migrierende. Diakonie ČCE (Diakonie der EKBB) betreibt innerhalb und außerhalb der Tschechischen Republik zwei Zentren für die Arbeit mit Flüchtlingen und Migrierenden. Ihr Programm im Land selbst, „DOMA“, bringt Migrierende und tschechische Bürgerinnen und Bürger zusammen, um Flüchtlinge und Migrierende bei der Integration in die tschechische Gesellschaft zu unterstützen und es den Einheimischen, die normal wenig Kontakt zu ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern haben, zu ermöglichen, Flüchtlinge persönlich kennenzulernen und sie so weniger anfällig für fremdenfeindliche Propaganda zu machen. Seit 2017 wurden in insgesamt sieben tschechischen Städten, darunter Prag, verschiedene Aktivitäten organisiert.
Gemeinsam mit der Österreichischen Bibelgesellschaft und dem Gustav-Adolf-Werk hat die EKBB eine Ausstellung mit dem Titel „Gott hat den Fremdling lieb“ konzipiert. Die Ausstellung stellt Bibelzitate über den Umgang mit Fremden und aktuelle Diskussionen und Beispiele für den Umgang mit Flüchtlingen und Migrierenden nebeneinander.
Das Projekt unterstützt Flüchtlinge und Migrierende bei der Integration in die tschechische Gesellschaft und fördert eine Atmosphäre, die frei ist von Vorurteilen und Fremdenfeindlichkeit.
Die Erklärung des Synodalrates verweist auf dieses vielfältige Engagement und ruft zu einer inklusiveren Gesellschaft auf. „Wir müssen in aller Verantwortlichkeit gegenseitig solidarisch sein“, heißt es dort. „Die Worte Jesu von der Hilfe für den Nächsten in Not sind im Evangelium sehr deutlich. Angesichts der lebensbedrohlichen Lage konkreter Menschen dürfen wir nicht achtlos und gleichgültig bleiben.“