Die neue Studiendokument zur lutherischen Identität ist in einem vierjährigen Prozess entstanden, bei dem die große Vielfalt an Sprachen, Kulturen, Gottesdienstformen, Spiritualität und die unterschiedlichen Formen der Arbeit und des öffentlichen Zeugnisses untersucht wurden, in denen die Identität in der weltweiten Gemeinschaft der lutherischen Kirchen zum Ausdruck kommt.
Studiendokument zur lutherischen Identität mit dem Titel Now there are varieties im Rahmen der Vollversammlung veröffentlicht
(LWI) – Die Wechselbeziehung zwischen dem „Bewahren der Einheit und dem Feiern der Vielfalt“ innerhalb der weltweiten lutherischen Gemeinschaft ist Thema eines neuen Studiendokuments, das der Lutherische Weltbund (LWB) im Rahmen seiner Dreizehnten Vollversammlung veröffentlicht hat.
Die Publikation mit dem Titel Now there are varieties ist das Ergebnis eines vierjährigen Studienprozesses, an dem sich Laien und Ordinierte, Theologinnen und Theologen sowie Fachleute aus der Praxis in der ganzen Welt beteiligt haben. Insgesamt haben über 2.800 Teilnehmende aus LWB-Mitgliedskirchen in aller Welt an dem Prozess mitgewirkt, der 2019 mit einer Konsultation in Addis Abeba begonnen hatte und eine Reihe von Materialien hervorgebracht hat. Dazu gehört unter anderem eine Reihe von Videos zu Themen im Zusammenhang mit der lutherischen Identität, die heruntergeladen und in Kirchengemeinden oder Schulen zum Einsatz gebracht werden können.
„Die neue Publikation geht der Frage nach, was es weltweit bedeutet, lutherisch zu sein“, erläuterte der Direktor der LWB-Abteilung für Theologie, Mission und Gerechtigkeit, Sivin Kit. „Wenn wir gemeinsam mit anderen darüber nachdenken, stärkt das auch unser eigenes Bewusstsein. Wir entwickeln so eine gemeinsame Identität, die Einheit in versöhnter Verschiedenheit neu verwirklicht.”
Eine gerechte und inklusive Kirchengemeinschaft
Der Prozess geht zurück auf einen Aufruf der vorletzten Vollversammlung in Namibia, „zur Vertiefung des gemeinsamen Verständnisses der theologischen Identität der Mitgliedskirchen“ und zur Anerkennung der vielfältigen Kontexte, in denen diese Kirchen aktiv sind. Zwar sei es „nie einfach“, diese Vielfalt mit einer gemeinsamen Identität in Einklang zu bringen, sodass die Kirchen sich weiterhin „als Teil der Gemeinschaft anerkennen“, heißt es in dem Dokument, doch „das Zeugnis des LWB als gerechte, integrative und wunderbar vielfältige Kirchengemeinschaft“ sei „ein Geschenk“.
Die Studie untersucht den „roten Faden“, der sich durch den Prozess der lutherischen Identitätsforschung zieht: „das Geschenk der Verheißung, die die Getauften dazu befreit, aus der Fülle unserer Identität zu schöpfen, und die uns zugleich in der Liebe des dreieinigen Gottes miteinander und mit allen Geschöpfen verbindet“. Er betont, dass der Aufruf des LWB, als Kirchengemeinschaft zusammen zu leben und zu arbeiten, „in einer gemeinsamen Verpflichtung zur andauernden Reformation wurzelt.“ Lutheranerinnen und Lutheraner seien Teil einer lebendigen christlichen Tradition, die sich ständig erneuert, so der Text.
Das neue Dokument unterstreicht die Bedeutung des LWB-Zeugnisses in einer Zeit, in der „Tendenzen hin zu wirtschaftlicher und politischer Einförmigkeit auf dem Vormarsch sind und ethno-nationalistischer Populismus Menschenrechte und Freiheit in der ganzen Welt gefährdet.”
Lutherisch zu sein heißt nicht, dass uns „eine bestimmte Identität vorgeschrieben wird“, so wird in dem Dokument betont, aber es beschreibt, dass wir „den Glauben in der Welt so leben, dass dieser auf Christus als offenbar gewordene Liebe Gottes verweist und gleichzeitig die kreativen Spannungen im ökumenischen Konsens, im interreligiösen Dialog und in der interdisziplinären Dialektik zulässt“.
Das von Chad Rimmer und Rivka Schunk herausgegebene Studiendokument in englischer Sprache kann auf der Website des LWB kostenlos heruntergeladen werden. Sie soll den Mitgliedskirchen als Lehrmittel dienen und enthält Überlegungen zum „dynamischen Dialog zwischen Glaubensbildung und kultureller Identität“ sowie theologische Erklärungen und praktische Beispiele dafür, wie Lutheranerinnen und Lutheraner in einer Vielzahl unterschiedlicher und herausfordernder Kontexte ihren Glauben bekennen.