Taifun Haiyan – Eine Überlebende erzählt
(LWI) - Maria Sol hatte gemeint, ihre Familie sei auf den Supertaifun vorbereitet, der sich am 8. November auf ihren Heimatort Basey in der Provinz Samar (Philippinen) zubewegte.
Sie hatten schon viele Wirbelstürme überstanden, aber gegen die beispiellose, gewaltige Macht des Taifuns Haiyan bzw. Yolanda waren sie nicht gewappnet. Er forderte tausende Menschenleben und nahm Millionen die Existenzgrundlage, denen es in der Folge an Nahrungsmitteln, Wasser und Unterkunft fehlt.
Inmitten von so viel Verderben und Zerstörung entgingen Sol und ihre Familie dem beinahe sicheren Tod, weil sie sich mit der Kraft der Verzweiflung an der Kokospalme bei ihrem Haus festklammerten. Vom „Baum des Lebens“ spricht sie gegenüber Freiwilligen des Nationalen Rats der Kirchen auf den Philippinen (NCCP), der tausenden Familien Nothilfe leistet, die von den umfangreichen, durch den Taifun verursachten Zerstörungen betroffen sind. Die Inseln Leyte und Samar hat der Supertaifun am schwersten in Mitleidenschaft gezogen. In den Zentralphilippinen sind etwa 12 Millionen Menschen betroffen, über 674.000 sind heimatlos.
Der Lutherische Weltbund (LWB) unterstützt die Nothilfemassnahmen des NCCP im Rahmen des ACT-Bündnisses, das die Katastrophenhilfe der Kirchen und ihrer Hilfswerke weltweit koordiniert. In einem ersten Finanzierungsaufruf nach dem Taifun Haiyan setzte ACT für Familien wie die von Maria Sol 14 Millionen US-Dollar an für die Bereitstellung von Lebensmitteln, sauberem Wasser, sanitären Anlagen und Hygieneversorgung sowie weiteren Hilfsgütern wie Plastikplanen, Decken und Zelten. Psychosoziale Begleitung soll Familien dabei helfen, die traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten.
Als der Sturm über Basey hinweg zog, erzählt Sol, „war [das] seltsam, denn der Taifun brachte nicht nur Wind, sondern das Meer schwoll auch gewaltig an.“ Sie und ihr Mann beobachteten wie gelähmt, als das Wasser rasant anstieg und mit starkem Sog ihre Umgebung überflutete.
Sie hatten zwar viel Regen und starke Winde erwartet, aber überhaupt nicht damit gerechnet, dass das Meer, das sich in einiger Entfernung von ihrem Haus befindet, jemals bis in ihr Stadtviertel vordringen würde. Schnell war ihnen klar, dass sie in Lebensgefahr schwebten, als gewaltige, Tsunami-artige Wellen immer höher stiegen. Zuerst ergriff sie Panik und Sol überwältigte der Gedanke, dass ihre fünf und drei Jahre alten Töchter zu jung seien, um zu sterben.
In ihrer Verzweiflung schwammen sie zu dem Baum, der direkt neben ihrem Haus stand. Das Wasser stieg inzwischen auf sieben, dann acht Fuss. „Es war, als seien die Wellen aus dem Ozean wütend und schlügen immer wieder zu“, beschreibt Sol ihre Eindrücke.
Lebensmittel, Wasser, Unterkunft
Als der Sturm nachliess, konnten sie kaum fassen, dass die Kokospalme ihr Leben gerettet hatte. Sol und ihre Familie kämpfen wie ihre Nachbarn weiter täglich ums Überleben. Sie brauchen Lebensmittel, Wasser und eine Unterkunft. Aber sie werden Gott ihr Leben lang für die Kokospalme an ihrem Haus – den „Lebensbaum“ – danken, bekräftigt Sol.
Die LWB-Mitgliedskirchen sind in den Katastrophengebieten präsent. Geistliche der Lutherischen Kirche auf den Philippinen berichten von vielen Todesopfern und grosser Zerstörung. Das Nothilfezentrum Asien der Abteilung des LWB für Weltdienst arbeitet in der Stadt Catbalogan auf der Insel Samar mit dem NCCP bei der Koordinierung von Beschaffung und Transport der Hilfsgüter vor Ort zusammen.
Hilfe leisten der LWB und seine Partner in den betroffenen Gemeinwesen auch durch die Bereitstellung von Baumaterialien, durch Bewusstseinsbildung im Blick auf Katastrophenschutz und Risikobegrenzung sowie die Vermittlung entsprechender Kompetenzen.
(Ein Beitrag des LWB/NCCP-Freiwilligenteams in Samar/Philippinen.)