Prophetische junge Stimmen fordern mehr Klimaschutz

05 Okt. 2020
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Junge Menschen protestieren im Dezember 2019 beim Welt-Klimagipfel in Madrid, Spanien, für mehr Klimagerechtigkeit. Foto: LWB/Albin Hillert

Junge Menschen protestieren im Dezember 2019 beim Welt-Klimagipfel in Madrid, Spanien, für mehr Klimagerechtigkeit. Foto: LWB/Albin Hillert

Ökumenisches Webinar zur Zeit der Schöpfung

GENF (LWI) – Junge Klimaaktivistinnen und -aktivisten aus verschiedenen christlichen Kirchen haben im Kontext der diesjährigen Zeit der Schöpfung an einem Webinar teilgenommen, um hervorzuheben, dass jeder gläubige Mensch einen dringend notwendigen und wichtigen Beitrag zum Schutz unseres Planeten leisten kann und muss.

Das Online-Seminar, an dem mehrere hundert junge Menschen aus aller Welt teilnahmen, wurde am 25. September vom Lutherischen Weltbund (LWB) ausgerichtet, dem gleichen Tag also wie der Globale Klimastreik. Als Rednerinnen und Redner nahmen junge anglikanische, katholische und lutherische Männer und Frauen aus Brasilien, Malawi und den USA daran teil. Sie haben in ihrem jeweiligen Kontext eine führende Rolle bei den Bemühungen um eine Sensibilisierung der Menschen übernommen und engagieren sich im Kampf gegen Umweltverschmutzung und die Ausbeutung und Vernichtung der natürlichen Ressourcen der Welt.

Zwei brasilianische Aktivisten von der anglikanischen Gemeinde in Manaus, Luiz Filip Fialho und Daniel Dos Santos Lima, berichteten über ihre Arbeit mit jungen indigenen Menschen, die am Ufer des Amazonas leben. Sie prangerten den „illegalen und rücksichtslosen Bergbau“ und die Rodung des Regenwaldes an, die zu großflächigen Waldbränden führten und die „Vielfalt der Menschen, Kulturen und Lebensweisen“ zerstörten, die so typisch seien für die Region in Lateinamerika.

Das Land für zukünftige Generationen verwalten

„Es wurden viele Verbrechen begangen [...] Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Verbrechen gegen die Umwelt – und es wurde wenig unternommen, um gegen all das zu kämpfen, das unseren Amazonas zerstört“, sagte Dos Santos. „Alles hängt mit allem zusammen“, warnte er. „Wenn der Amazonas leidet, leiden auch die Menschen, die in dieser unserer Welt leben.“ Filip berichtete, dass die Gemeinde São Gabriel da Cachoeira im Bundesstaat Amazonas „eine der höchsten Selbstmordraten Brasiliens“ habe, weil viele junge Menschen in einem Teufelskreis aus Armut, sexueller Ausbeutung und Gewalt an Frauen gefangen seien.

Die lutherische Aktivistin Kelly Sherman-Conroy ist eine Theologin vom Volk der Lakota-Sioux und arbeitet für den Bund der amerikanischen Indianervölker und indigenen Völker Alaskas innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA). „Von den Ältesten meines Volkes“ habe sie gelernt, dass „wir aus Sicht eines indigenen Volkes das Land niemals besitzen: Wir sind einfach nur die Haushälterinnen und Haushälter dieses Landes für zukünftige Generationen.“ Sherman-Conroy berichtete über den Kampf junger indigener Menschen gegen den Bau einer Pipeline mitten durch das Indianerreservat Standing Rock und sprach darüber, dass Wasser heilig sei, da wir daraus geboren und damit getauft würden.

Gerechte und nachhaltige Investitionen

Aaron Salzman, ein junger Aktivist vom Catholic Divestment Network (katholisches Deinvestitions-Netzwerk, CDN), erzählte von seinem Engagement, um „Bewusstsein zu schaffen für die von der Industrie der fossilen Brennstoffe aufrechterhaltenen Ungerechtigkeiten, zu erreichen, dass Investitionen aus den fossilen Brennstoffen abgezogen und in gerechtere und nachhaltigere Aktien investiert würden und um alle katholischen Hochschulen und Universitäten klimaneutral zu machen“. Er verwies auf die lange Tradition einer Schöpfungstheologie in den christlichen Kirchen, zu der auch die Enzyklika „Laudato Si‘“ von Papst Franziskus zählen würde, und erklärte, wie eng die Bewahrung der Schöpfung verbunden sei mit „der Sorge für die Armen“.

Charles Bakolo, Koordinator des Programms „Renew our World“ (Erneuere unsere Welt) vom Umweltnetzwerk der Anglikanischen Kirchengemeinschaft (Green Anglicans) in Malawi, sprach über seine Bemühungen, Einwegplastik verbieten zu lassen und die Menschen dazu zu bringen, Flaschen und Tüten für die Herstellung von Bausteinen, Kleidung und anderen nützlichen Dinge im innovativen Heimgewerbe zu recyceln. Weiterhin erzählte er zum Beispiel von jungen Menschen, die gemeinsam Straßen und Seeufer von Müll befreien würden, um mehr über ihre persönliche Verantwortung zu erfahren, als gläubige Menschen eine prophetische Stimme für die Bewahrung der Schöpfung zu sein.

 

Viele Kirchen in der ökumenischen Familie nehmen die „Zeit der Schöpfung“ (auch Schöpfungszeit genannt) wahr, die sich vom 1. September bis zum 4. Oktober, dem Fest des Heiligen Franziskus von Assisi, erstreckt. Für die lutherische Gemeinschaft ist diese liturgische Zeit des Gebets und Handelns eine Gelegenheit, das Engagement des LWB für die Bewältigung einer zentralen Krise unserer Zeit - des Klimawandels - zu bekräftigen. „Jubeljahr für die Erde“ ist 2020 das Thema für die „Zeit der Schöpfung“.

 

LWF/OCS