Indonesien: Mit dem Fahrrad für Engagement gegen Klimawandel werben
PEMATANG SIANTAR, Indonesien/GENF (LWI) – Der Junge Reformator Pfarrer Daniel Sinaga verbindet mit der Formel „Schöpfung – für Geld nicht zu haben“ mehr als nur die Tatsache, dass sie für eines der Themen des 500. Reformationsjubiläums steht. Er fühlt sich direkt angesprochen, ihm geht es um Klimagerechtigkeit in seiner Heimat Indonesien.
Die Initiative „Radfahren für das Klima“, die er gemeinsam mit anderen jungen Leuten in der Protestantisch-Christlichen Batak-Kirche (HKBP) angestoßen hat, findet großen Zuspruch: Von anfänglich fünf Beteiligten, die sich regelmäßig mit dem Fahrrad fortbewegten, ist die Zahl in einem Jahr auf 50 angestiegen. Er sieht darin eine sehr gute und positive Reaktion „auf das Projekt und in Bezug auf das Problem Klimawandel“. Das gilt insbesondere, weil die Anschaffung eines Fahrrads für die Projektteilnehmenden – mehrheitlich Studierende am theologischen Seminar der HKBP in Pematang Siantar (Nordsumatra) – einen hohen finanziellen Aufwand erfordert.
„Uns ging es darum, die jungen Leute und insbesondere die Studierenden am theologischen Seminar zu erreichen und durch die Nutzung von Fahrrädern in Sachen Klimawandel zu sensibilisieren“, erläutert Sinaga. „Wir hoffen, dass sie Vorbild für andere junge Leute sein können“, so der 30-Jährige.
Der Lutherische Weltbund (LWB) initiierte 2014 das Globale Netzwerk junger Reformatorinnen und Reformatoren, dem Sinaga angehört. Es soll junge Menschen motivieren, sich aktiv in das Leben der LWB-Mitgliedskirchen und die Gestaltung des 500. Reformationsjubiläums 2017 einzubringen. An die 300 junge Reformatorinnen und Reformatoren aus allen sieben LWB-Regionen haben seither 54 Projekte unter dem Motto „Lebendige Reformation“ aufgelegt, die auf kreative Weise die Unterthemen der Zwölften Vollversammlung und des Reformationsjubiläums umsetzen. Die drei Unterthemen verweisen darauf, dass Erlösung, Menschen und die Schöpfung für Geld nicht zu haben sind.
In Zusammenarbeit mit Fahrradclubs organisierte Sinaga Radtouren in und um die Stadt, mit denen die Teilnehmenden zum Nachdenken über den Klimawandel angeregt werden sollten. „Bei der eintägigen Aktion haben alle mitgemacht. Am Ende haben sich 50 Personen mit ihren Fahrrädern unserer Kampagne ‚Radfahren für das Klima‘ angeschlossen“, berichtet er vom wichtigsten Tag seiner Kampagne, der in der Nähe des Seminars veranstaltet wurde, an dem etwa 600 junge Leute studieren.
In Indonesien leben über 250 Millionen Menschen, es ist damit das viertbevölkerungsreichste Land der Erde. Nach Informationen der Vereinten Nationen hat im Verlauf der letzten zehn Jahre der Energiebedarf jährlich um fast fünf Prozent zugenommen. Solche Entwicklungen motivieren junge Menschen, sich für Klimagerechtigkeit zu engagieren. Viele sehen in diesem Zusammenhang das Fahrrad als umweltfreundliche Alternative zu Verkehrsmitteln, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden.
Begeistert, obwohl es schwierig wird
Bei seiner Initiative gebe es durchaus auch Probleme, stellt Sinaga fest. In Indonesien besitzen die meisten Menschen keine Fahrräder, denn sie sind bei Preisen um die 1.500.000 Rupiah (umgerechnet ca. 100 Euro) teuer in der Anschaffung. Obendrein gebe es am Seminar nur wenige Stellplätze für Fahrräder. Lobbyarbeit bei der Stadtverwaltung zur Schaffung einer fahrradfreundlichen Infrastruktur könne also ein nächster Schritt sein.
Der junge Reformator ist trotzdem weiterhin begeistert: „Ich würde das Projekt gerne fortsetzen, aber es ist schwierig, weil viele kein Fahrrad haben und das für die Studierenden und andere hier eine teure Anschaffung ist, um mitmachen zu können. Hoffentlich werden sich noch mehr Leute beteiligen und Lust haben, weiterzumachen.“
Sinaga richtet die Aufforderung auch an seine Kirche insgesamt. Die HKBP hat 4,5 Millionen Mitglieder und gehört dem LWB seit 1952 an. „Unsere Kirche muss prüfen, ob sie das Projekt weiterführen will. Das hilft den Menschen und der Kirche, eine nachhaltige Entwicklung zu fördern, indem weniger fossile Brennstoffe verbraucht werden und zu umweltfreundlichem Verhalten angeregt wird“, schließt Sinaga.