Lutherische und anglikanische Kirchen wünschen bessere Beziehungen zu Buddhisten in Myanmar
Rangun, Myanmar/Genf (LWI) – Im Rahmen einer Tagung, die vom 16. bis zum 20. Januar in Myanmar stattfand, forderten die siebzig Delegierten buddhistischer und christlicher Gemeinschaften eine verstärkte Zusammenarbeit der beiden Glaubensrichtungen auf örtlicher und globaler Ebene.
„Stimmen der Hoffnung in einer neuen Zeit“ war das Thema dieser Konferenz in Rangun mit Teilnehmenden aus Japan, Myanmar, Sri Lanka, Taiwan, Thailand, dem Vereinigten Königreich, den Vereinigten Staaten und Personal des Gemeinschaftsbüros des Lutherischen Weltbundes (LWB) und des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK).
Das Ziel dieser Zusammenkunft bestand darin, Berichte über die positive Zusammenarbeit dieser beiden Glaubenstraditionen in Myanmar zu hören; etwas über die Vorstellungen buddhistischer Gelehrter hinsichtlich besserer Beziehungen mit christlichen Gläubigen zu erfahren; und zu erkunden, wie gemeinsame Aktionen, ein gemeinschaftliches Zusammenleben, Gebete und Meditation zum gegenseitigen Nutzen gestaltet werden könnten.
In einer gemeinsamen Erklärung haben die Teilnehmenden ihre jeweiligen Glaubensgemeinschaften aufgefordert, einen Beitrag zum Aufbau engerer Beziehungen zu leisten, gegründet auf den gemeinsamen Werten Demut, Aufrichtigkeit und Menschlichkeit. Buddhistische und christliche akademische und religiöse Einrichtungen sollen auf diese Weise motiviert werden, nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu suchen. Damit verbunden war auch die Forderung nach einer gleichberechtigten Teilnahme von Frauen und Männern an vielfältigen Aktivitäten.
Trennungen überwinden
Pfarrer Si Khaw von der Evangelischen Kirche der Mara, einem LWB-Mitglied, äußerte sich positiv über diese Konsultation in einem Land, in dem unterschiedliche Religionsgruppen nach Wegen für ein besseres gegenseitiges Verständnis suchen.
„Wir Christinnen und Christen haben uns selbst von der wichtigsten Religion in diesem Land, dem Buddhismus, ausgeschlossen. Diese Art von Konsultation führt dazu, dass wir unser Herz öffnen und diese andere Religion besser verstehen, und dass wir Trennungen überwinden können", sagte er.
Erzbischof Stephen Than Myint Oo von der gastgebenden Kirche, der Anglikanischen Kirche der Provinz Myanmar, erinnerte in seiner Eröffnungspredigt daran, wie Menschen christlichen und buddhistischen Glaubens nach dem Zyklon Nargis im Jahr 2008 gemeinsam ums Überleben kämpften.
„Angesichts einer solchen Katastrophe wird schnell klar, dass unabhängig davon, ob der Mensch christlichen, buddhistischen oder muslimischen Glaubens ist, der gemeinsame Feind diese tödlichen Fluten sind, die unser aller Leben bedrohen, und dass Überleben unser gemeinsames Ziel ist“, sagte er über den verheerenden Wirbelsturm, der nach Aussagen der Vereinten Nationen fast 85.000 Todesopfer und mehr als 54.000 Vermisste forderte.
Er wies ebenfalls darauf hin, dass nachhaltige Friedensprozesse in einer Gesellschaft nicht nur politische Expertise erfordern, sondern auch eine religiöse und spirituelle Dimension haben.
Zwar gibt es in Myanmar keine offizielle Staatsreligion, aber der Theravada-Buddhismus ist die am weitesten verbreitete Glaubensrichtung und hat seine Anhängerschaft vorwiegend in der ethnischen Gruppe der Burmanen. Die verbleibenden Gruppen sind christlichen, hinduistischen und islamischen Glaubens oder Anhänger traditioneller animistischer Religionen und sonstiger Richtungen. Die Teilnehmenden der Konferenz hatten die Erwartung, dass verbesserte interreligiöse Beziehungen den Weg zu einer umfassenderen Teilhabe ethnischer und religiöser Minderheiten am gesellschaftlichen Leben ebnen werden.
Förderung der Menschenrechte
Francesca Traglia, die stellvertretende Programmkoordinatorin für den LWB Myanmar, stellte die Empfehlungen des Universellen Periodischen Prüfverfahrens des UN-Menschenrechtsrates von 2016 vor. Myanmars Verpflichtungen zu schnellen politischen, sozioökonomischen und verwaltungstechnischen Reformen sowie zur Förderung und zum Schutz von Menschenrechten beinhalteten Empfehlungen zur Stärkung der interreligiösen und interethnischen Harmonie, zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt gegen ethnische, religiöse und andere Minderheiten sowie Maßnahmen gegen Hassreden und Aufrufe zur Gewalt.
„Es ist wichtig, dass wir diese Verpflichtungen gemeinsam verfolgen und während der Umsetzung mit Regierungsstellen unterschiedlicher Ebenen in Kontakt bleiben", unterstrich Traglia.
Gottesdienst und Meditation
Die Teilnehmenden sprachen über die christlich-buddhistischen Beziehungen in anderen Teilen der Welt, nahmen an einem christlichen Gottesdienst und einer buddhistischen Meditation teil und stellten gemeinsam Betrachtungen von Bibeltexten an.
Pfarrer Dr. Arata Miyamoto von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Japans sagte, dass Paulus' Beschreibung der Befreiung vom eigenen Ich (Galater 2, 19-20) eine Entsprechung in buddhistischen Lehren finde. Paulus „hat immer auf den gekreuzigten Christus gezeigt“ als Schlüssel dieser Transformation. Ein engagierter christlich-buddhistischer Dialog könne sowohl moderne, selbstbezogene Lebensentwürfe thematisieren als auch auf einen Wandel in der Gesellschaft hinarbeiten.
Interreligiöser Dialog
Die Konsultation habe gezeigt, dass sowohl die christliche als auch die buddhistische Lehre im Hinblick auf die gesellschaftliche Entwicklung sowohl kritische als auch konstruktive Inhalte haben, so LWB-Studienreferentin für öffentliche Theologie und interreligiöse Beziehungen, Pfarrerin Dr. Simone Sinn, hat „Diese Veranstaltung war der Beginn einer gemeinsamen Analyse aktueller Herausforderungen und Chancen und ein Schritt in Richtung einer gemeinsamen Zusammenarbeit", sagte sie.
Der ÖRK-Programmreferent für interreligiösen Dialog und Zusammenarbeit, Pfarrer Dr. Peniel R. Rajkumar, wies erneut auf die wichtige Rolle des interreligiösen Dialogs in der Friedens- und Versöhnungsarbeit hin. „Das sind selten einfach zu bewältigende Aufgaben. Die Konsultation hat aber Hoffnung aus der Anteilnahme und der Barmherzigkeit geschöpft, die die Schriften und spirituellen Traditionen beider Religionen im Übermaß aufweisen. Damit ist bestätigt, dass der Keim aller Veränderungen in der Stärkung der Beziehungen auf unterschiedlichen Ebenen zu finden ist und viel Geduld und Beharrlichkeit erfordert.“
Das Netzwerk für interreligiöse Angelegenheiten in der anglikanischen Glaubensgemeinschaft, der LWB und der ÖRK haben diese Konsultation mit dem Ziel organisiert, Strategien für die weiteren Beziehungen zwischen Anglikanern, Lutheranern und Buddhisten weltweit zu entwickeln. Die Teilnehmenden erörterten in erster Linie Berichte über die Erfahrungen, den Glauben und die Praktiken von Menschen christlichen und buddhistischen Glaubens in Myanmar und nahmen die Möglichkeit zu Gesprächen mit Mitarbeitenden und Mönchen der International Theravada Buddhist Missionary University in Rangun wahr.