RoNEL: Kirchenleitende berichten über Hoffnungszeichen in der LWB-Gemeinschaft

27 Nov. 2023

Dieses Jahr hat die Klausurtagung des LWB für neu gewählte Kirchenleitende Reflexionen über die Frage ermöglicht, was es bedeutet, eine Führungsperson in unterschiedlichen Kontexten zu sein, und welche Möglichkeiten es in der Praxis gibt, Engagement, Wachstum und Einheit der Kirchen zu fördern. 

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Die 14 Bischöfinnen und Bischöfe und Präsidenten und Präsidentinnen von LWB-Mitgliedskirchen, die an der Klausurtagung neu gewählter Kirchenleitender teilgenommen haben, versammeln sich in der Kapelle des Ökumenischen Zentrums in Genf

Die 14 Bischöfinnen und Bischöfe und Präsidenten und Präsidentinnen von LWB-Mitgliedskirchen, die an der Klausurtagung neu gewählter Kirchenleitender teilgenommen haben, versammeln sich in der Kapelle des Ökumenischen Zentrums in Genf. Foto: LWB/S. Gallay

Führungsaufgaben: Aufruf, zu dienen und anzuleiten 

(LWI) – Welche Zeichen der Hoffnung gibt es für die Kirchen innerhalb des LWB? Mit welchen Herausforderungen werden sie konfrontiert, welche Möglichkeiten eröffnen sich ihnen? Wie gehen Menschen, die Führungsverantwortung haben, mit diesen Fragen um? Mit Überlegungen zu diesen Themen hat sich eine Gruppe von 14 Bischöfinnen und Bischöfen sowie Präsidentinnen und Präsidenten von LWB-Mitgliedskirchen befasst, die an der diesjährigen Klausurtagung neu gewählter Kirchenleitender (RoNEL) vom 19.–27. November teilgenommen haben. 

Die Klausurtagung hatte das Thema „Führung und bischöfliches Amt in der LWB-Gemeinschaft“ und bot den Teilnehmenden die Gelegenheit, über ihren persönlichen Werdegang bis zu höchsten Ämtern zu berichten, etwas über die unterschiedlichen Aspekte der Arbeit des LWB zu hören und in täglichen Gebeten und Gottesdiensten gemeinsam die Erfahrung einer spirituellen Erneuerung zu erleben. Die Zusammenkunft fand zunächst bis zum 23. November im Ökumenischen Institut in Bossey und im Gemeinschaftsbüro des LWB in Genf statt, während der zweite Teil der Klausur im LWB-Zentrum in Wittenberg, Deutschland fortgesetzt wurde. 

Kirche sein in einem Minderheitenkontext 

Die Kirchenleitenden gingen explizit auf Herausforderungen und Chancen in Kontexten ein, in denen die Zahl der Kirchenmitglieder schnell wächst oder zurückgeht. In Gruppendiskussionen stimmten sie überein, dass die Präsenz einer Kirche und ihr lebendiges Zeugnis nicht durch ihre Größe bestimmt werden sollte. Das gelte besonders für Länder, in denen christliche und lutherische Gläubige eine Minderheit sind. Welchen Einfluss viele LWB-Kirchen haben, lässt sich in ihren Heimatgemeinschaften nachvollziehen. Ein gemeinsames Problem ist der Mangel an ordinierten Pastorinnen und Pastoren. Manche von ihnen sind für bis zu sechs weit auseinanderliegende Gemeinden zuständig. 

„Die Realität ist, dass viele Kirchen nicht genug Pfarrpersonen haben und auch nicht über die Kapazitäten verfügen, um die theologische Ausbildung und die Berufung ordinierter Pastoren und Pastorinnen zu unterstützen“, stellte ein Teilnehmer fest. Programme für Laiinnen und Laien, um sie für Führungsaufgaben zu qualifizieren, wurden als wichtige Möglichkeit erörtert, um diesem Mangel abzuhelfen. 

Der Vizepräsidentin der Japanischen Lutherischen Kirche (AM), Pfarrerin Yang Heema, wies insbesondere auf die ökumenischen Gelegenheiten für Kirchen hin, die in einem Land lediglich einen Minderheitenstatus haben und deren Situation durch Mitgliederverluste, eine älter werdende Bevölkerung und das Desinteresse junger Menschen immer schwieriger wird. Mit weniger als zwei Prozent der japanischen Bevölkerung, die sich zum Christentum bekennen, sei der Aufbau ökumenischer Beziehungen mit anderen Konfessionen, darunter auch die anglikanische und die katholische Glaubensgemeinschaft, besonders wichtig für das Ziel der Einheit der Kirchen, so Heema. 

„Ich bin immer mit dem Herzen dabei, wenn es um Mission und Gemeindegründungen geht“, sagte Bischof Christian Samraj von der Tamilischen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Indien. Er wies darauf hin, dass die Kirche trotz der existenziellen Probleme infolge der Unterdrückung von Minderheits-Glaubensgemeinschaften und hier besonders Menschen christlichen Glaubens durch die Hindu-Regierung wachse und in den vergangenen zehn Monaten mehr als 70 Pfarrpersonen ordiniert habe.

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Gruppendiskussion während der RoNEL-Klausurtagung 2023 im Ökumenischen Institut in Bossey in der Schweiz

Gruppendiskussion während der RoNEL-Klausurtagung 2023 im Ökumenischen Institut in Bossey in der Schweiz. Foto: LWB/P. Mumia

Die Teilnehmenden der Klausurtagung haben jedoch festgestellt, dass zahlreiche Kirchen in einem vergleichbaren Kontext jeden Tag mit dem Problem der Marginalisierung einschließlich fehlender Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten zu tun haben und auch die Furcht bestehe, dass die Kirche „verschwinden“ werde, da die Mitglieder mit Drohungen ständig dazu aufgefordert würden, das Land zu verlassen. 

Neue Ideen statt Isolation 

Die Covid-19-Pandemie und die daraus entstandenen Probleme und Möglichkeiten waren für alle Kirchenleitenden ein Thema. Für viele Kirchen hatte der Ausbruch der Krise negative Folgen, viele fühlten sich isoliert. Als digitale Formate zur Standardpraxis für Gebete wurden, damit immer mehr Menschen erreicht werden konnten und ein neues Freiheitsgefühl entstand, „kam es aber auch dazu, dass alte Traditionen verlorengingen, an die wir jetzt nur sehr schwer wieder Anschluss finden“, hieß es in einer Gruppendiskussion.

Laut Erzbischof Vladimir Provorov von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland hat die Online-Kommunikation während der Pandemie geholfen, all die Gemeinden zu erreichen, mit denen in dieser expansiven Region der Kirche nur schwer Kontakt zu halten war. In der Zeit nach der Pandemie und vor dem Hintergrund des politischen Kontextes in der Region, so Provorov, bedeute die Verkündigung des Evangeliums, dass es schwierig sei, über die Wahrheit zu reden und die Wirklichkeit zu akzeptieren. 

Bischöfin Amy Odgren von der Northeastern Minnesota Synod der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika sprach über die Schwierigkeit, Glaube und Handeln in einem Kontext der Polarisierung von Politik, in dem viele Menschen freimütig ihre Zwietracht nach außen tragen, in Liebe umzusetzen.  „Es ist wichtig zu zeigen, dass wir uns versammeln können und dass es das Evangelium ist, das uns vereint“, stellte sie fest und verwies auf die RoNEL und andere LWB-Zusammenkünfte wie die Dreizehnte Vollversammlung und die vorbereitenden Konferenzen. 

Aufmerksamkeit für die Menschen 

In einer Gruppendiskussion über Schlüsselbegriffe, die am besten die Eigenschaften eines Bischofs bzw. einer Bischöfin oder eines Präsidenten bzw. einer Präsidentin bezeichnen, wurden diese Führungspersonen als Hirten, Hüter, Diener, Wegbereiter, Theologen, Hebammen und Gärtner bezeichnet, die das Volk Gottes schützen, anleiten und lehren. „Als Bischof sollte ich nicht aufgrund meiner theologischen Ausbildung auf dem Thron sitzen. Ich habe studiert, um Seelsorger zu sein. Ein Bischof zu sein ist eine zusätzliche Aufgabe“, bemerkte ein Kirchenleitender in der Diskussion und wies darauf hin, wie wichtig Dienst, Integrität, Mitgefühl und Aufmerksamkeit für die Menschen seien. 

Unterstützung der ganzheitlichen Mission der Kirche 

„Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen haben wir in den vergangenen Tagen aufmerksam den Ausführungen unserer Kirchenleitenden zugehört, damit unsere Programme weiterhin die Bedürfnisse der Kirchen erfüllen und die ganzheitliche Mission innerhalb der Gemeinschaft effektiv unterstützen“, sagte Katariina Kiilunen, die beim LWB für Kapazitätsaufbau und die Entwicklung von Führungskräften zuständig ist.  

Kiilunen und der LWB-Regionalsekretär Samuel Dawai (Afrika) und die Regionalsekretärin Sonia Skupch (Lateinamerika, Karibik und Nordamerika) haben die RoNEL-Klausurtagung geleitet. Während der Präsentationen in Bossey und der World-Café-Sitzungen im Gemeinschaftsbüro in Genf hatten die Kirchenleitenden die Gelegenheit, mit weiteren Mitgliedern des LWB-Mitarbeiterstabes in Gespräch zu kommen und sich über Themen wie Klimagerechtigkeit, Diakonie, Kommunikation, Fürsprache und die internationale humanitäre Arbeit und Entwicklungsarbeit der lutherischen Gemeinschaft auszutauschen. 

Andere  Beispiele, über die auf der diesjährigen Klausurtagung berichtet wurde, beinhalteten die Übernahme der geforderten LWB-Quote (40/40/20 Prozent) in Form einer 5/5/5-Quote für Frauen, Männer und junge Erwachsene zur Förderung der inklusiven Teilnahme in Kirchenausschüssen in Kamerun; die Einführung von Sabbatical-Regelungen in Lettland, um Seelsorgern und Seelsorgerinnen Gelegenheit für eine Auszeit und für Erholung zu geben; und ein zunehmendes Interesse am Engagement junger Menschen in Thailand.

 

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LWB-Mitarbeitende leiten ein World-Café auf der RoNEL im Gemeinschaftsbüro in Genf

LWB-Mitarbeitende leiten ein World-Café auf der RoNEL im Gemeinschaftsbüro in Genf. Foto: LWB/S. Gallay

Other examples shared at this year’s retreat included adapting the LWF quota (40/40/20 percent) requirement to a 5/5/5 ratio each for men, women and youth respectively to promote inclusive participation in church committees in Cameroon; creating sabbatical policies for pastors’ rest and renewal in Latvia; and a growing interest of youth engagement in Thailand.

In diesem Video berichten einige der Kirchenleitenden, was sie auf der diesjährigen RoNEL inspiriert hat und was es bedeutet, ein Teil der LWB-Gemeinschaft zu sein.

LWB/P. Mumia