Eine Veranstaltung während der Tagung des UN-Menschenrechtsrates weist erneut auf die wichtige Rolle der Frauen bei der Konfliktprävention und der Friedensarbeit hin
(LWI) – Wie Frauen und Mädchen in Kriegszeiten geschützt werden können, während sie gleichzeitig mehr Präsenz in der Friedensarbeit und der Konfliktlösung zeigen können – dieses Problem war eines der Schwerpunktthemen der Diskussionen auf einer Veranstaltung, die der Lutherische Weltbund (LWB) gemeinsam mit ökumenischen Partnern und UN-Agenturen während der laufenden Tagung des UN-Menschenrechtsrates veranstaltet hat.
„Untersuchung geschlechtsspezifischer Auswirkungen gewaltsamer Konflikte und Kriege“ war der Titel dieser Nebenveranstaltung am 20. Juni, finanziert vom LWB in Partnerschaft mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), der SCT Alliance und dem Christlichen Verein junger Frauen (CVJF). Das Ziel bestand darin, exemplarisch Strategien für den Schutz der Menschenrechte von Frauen zu beschreiben und den Zusammenhang zwischen Gendergerechtigkeit und der Suche nach einer friedlicheren Welt aufzuzeigen.
Adriana Quiñones, stellvertretende Leiterin des Genfer Büros von UN Women und Leiterin der Abteilung Menschenrechte und Entwicklung, hat die verheerenden und unverhältnismäßigen Auswirkungen von Kriegen auf Frauen und Mädchen hervorgehoben und sich dabei im Einzelnen auf Tötungen, sexuelle Sklaverei und die Zunahme von Kinderhochzeiten sowie den eingeschränkten Zugang zu lebenswichtigen Dienstleistungen bezogen. Quinones stellte ebenfalls fest, dass die UN Ende 2023 die höchste Zahl aktiver gewalttätiger Konflikte seit dem Zweiten Weltkrieg verzeichnet hat, und hat davor gewarnt, „dass Vergewaltigung immer noch als Kriegswaffe eingesetzt wird.“
Die Verteidigung der Menschenrechte von Frauen und Mädchen in Zeiten von Kriegen und gewalttätigen Konflikten kann nicht als wichtig genug angesehen werden, denn diese Gruppe ist unverhältnismäßig stark betroffen
– Sikhonzile Ndlovu, LWB-Advocacy-Referentin für Gendergerechtigkeit
„Die Verteidigung der Menschenrechte von Frauen und Mädchen in Zeiten von Kriegen und gewalttätigen Konflikten kann nicht als wichtig genug angesehen werden, denn diese Gruppe ist unverhältnismäßig stark betroffen“, sagte Sikhonzile Ndlovu, LWB-Advocacy-Referentin für Gendergerechtigkeit, die die Veranstaltung moderiert hat. „Konflikte und Kriege gehen Hand in Hand mit dem gesteigerten Risiko sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt, Menschenhandel, Verlust von Arbeitsplätzen und wirtschaftlichen Möglichkeiten sowie mit geringeren Zugangsmöglichkeiten zu Bildung und zu Beratungsstellen für die reproduktive Gesundheit.“
Eine wegweisende Resolution des UN-Sicherheitsrates vom Oktober 2000 fordert besondere Maßnahmen für den Schutz von Frauen und Mädchen in bewaffneten Konflikten und Kriegen und bekräftigt die wichtige Rolle von Frauen in der Prävention, bei Friedensverhandlungen und für die Friedensarbeit. Nach Informationen der US-amerikanischen Denkfabrik Council on Foreign Relations (Rat für auswärtige Beziehungen) waren die Verhandlungsteams, die 2022 in aktive Friedensprozesse unter der Leitung oder Mitwirkung der Vereinten Nationen involviert waren, nur zu 16 Prozent mit Frauen besetzt, ein Rückschritt im Vergleich zu 23 Prozent im Jahre 2020. Überhaupt keine Frauen gab es in den Verhandlungsteams, die sich mit den Konflikten in Äthiopien, Myanmar, auf dem Balkan, im Sudan und im Jemen befasst haben.
„Es ist „ohne Zweifel belegbar, dass eine größere Inklusion von Frauen“ an friedensbildenden Prozessen zu „effizienteren Verhandlungen und besseren Ergebnissen führt“, sagte Agnieszka Fal-Dutra Santos, die als Forschungskoordinatorin am Genfer Hochschulinstitut für internationale Studien und Entwicklungsarbeit tätig ist. Studien der Zivilgesellschaft hätten gezeigt, so Santos, wie Organisationen für Frauenrechte einen Beitrag zur Verwirklichung von Friedensprozessen in ihren Gemeinschaften geleistet hätten.
Eine Kultur des Friedens fördern
Diese Arbeit umfasst die Einflussnahme auf offizielle Friedensverhandlungen (zum Beispiel in Kolumbien, den Philippinen und im Südsudan) durch die Organisation sozio-ökonomischer Programme und die Unterstützung für Veteranen und Veteraninnen des Konflikts, um eine Friedenskultur zu fördern und den Inhalt der Friedensvereinbarungen in ihrem Gemeinschaften umzusetzen. „Von Frauen besetzte Handlungsräume werden zu sicheren Räumen, die zur Heilung von Traumata beitragen können, die Rekrutierung von Nachwuchs für die bewaffnete Milizen eindämmen können und die eine Kultur des Friedens fördern können“, sagte sie mit Nachdruck.
Pfarrerin Yoleni Rabelais, die in der ÖRK-Abteilung Friedensarbeit im Nahen Osten arbeitet, hob die wichtige Rolle hervor, die die Friedensbewegung übernehmen könnte, angefangen bei der Ersthilfe in Kriegs- und Konfliktsituationen über die Advocacy-Arbeit für den Schutz von Menschenrechten bis hin zur Inklusion von Frauen in Friedensprozessen. Aus dem Glauben handelnde Menschen „fördern den sozialen Zusammenhalt, Toleranz, wirtschaftliche Stabilität und die Krisenfestigkeit von Gemeinschaften durch Entwicklungsprogramme“, sagte sie. „Die Glaubensgemeinschaft setzt sich ebenfalls für gewaltfreie Lösungen und Versöhnung ein und spielt eine wichtige Rolle in der Friedensarbeit und im Bemühen, Dialoge in die Wege zu leiten.“
Die Teilnehmenden haben ebenfalls mehr Ressourcen gefordert, um diejenigen Gruppen, die die Menschenrechten von Frauen verteidigen, und auch die Zivilgesellschaft zu unterstützen, die humanitäre Hilfe in den Konfliktzonen leistet. Ingo Piegeler, Leiter des Referats für interinstitutionelle Zusammenarbeit der Abteilung für humanitäre Hilfe des UN-Bevölkerungsfonds, sagte abschließend: „Wir brauchen eine robuste Schutzstrategie für Frauen und Mädchen in Zeiten von Kriegen. Es liegt in unserer gemeinschaftlichen Verantwortung, unsere Programmplanung zu verbessern, damit wir dieses Ziel erreichen.“