Schweigen ist keine Option im Umgang mit Populismus

25 Nov. 2019
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LWB-Präsident Erzbischof Dr. Panti Filibus Musa (2.v.li.) und Vizepräsidentin Erzbischöfin Dr. Antje Jackelén (Mitte) präsentieren zusammen mit LWB-Generalsekretär Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge (re.), Mitherausgeberin Pfarrerin Dr. Simone Sinn (2.v.re.) und Pfarrer Dr. Sivin Kit (li.), LWB-Programmreferent für Öffentliche Theologie und Interreligiöse Beziehungen, die neue Publikation „Resisting Exclusion – Global Theological Responses to Populism“. Foto: LWB/S. Gallay

LWB-Präsident Erzbischof Dr. Panti Filibus Musa (2.v.li.) und Vizepräsidentin Erzbischöfin Dr. Antje Jackelén (Mitte) präsentieren zusammen mit LWB-Generalsekretär Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge (re.), Mitherausgeberin Pfarrerin Dr. Simone Sinn (2.v.re.) und Pfarrer Dr. Sivin Kit (li.), LWB-Programmreferent für Öffentliche Theologie und Interreligiöse Beziehungen, die neue Publikation „Resisting Exclusion – Global Theological Responses to Populism“. Foto: LWB/S. Gallay

„Die Stimme erheben, beten und handeln“

Genf (LWI) – Angesichts einer Politik der Ausgrenzung und gesellschaftsspaltenden Tendenzen, die die Demokratie weltweit zu schwächen, sei Schweigen für Kirchenleitungen und andere religiöse Akteure keine Handlungsoption.

Das war die zentrale Botschaft, die bei der offiziellen Vorstellung der neusten Publikation des Lutherischen Weltbundes (LWB), „Resisting Exclusion – Global Theological Responses to Populism“ (Ausgrenzung entgegentreten – Theologische Stimmen aus aller Welt zu Populismus), vermittelt worden ist. LWB-Präsident, Erzbischof Dr. Panti Filibus Musa, und die LWB-Vizepräsidentin für die Region Nordische Länder, Erzbischöfin Dr. Antje Jackelén, haben das Buch bei einer Veranstaltung am 21. November, an der auch Mitglieder des LWB-Exekutivausschusses als geladene Gäste teilgenommen haben, vorgestellt.

In ihren einleitenden Ausführungen sprach Jackelén, die auch als Autorin an dem Buch mitgewirkt hat, über die vier „P“, über die sie auch in ihrem Beitrag mit der Überschrift „Responsible Church Leadership in the Face of Polarization, Populism, Protectionism and Post-truth“ (Verantwortungsbewusstes Führungswirken in der Kirche angesichts von Polarisierung, Populismus, Protektionismus und Post-Wahrheit) schreibt. Als fünftes Element fügte das Oberhaupt der Schwedischen Kirche in ihrer Ansprache das „Patriarchat“ hinzu und rief die Kirchen auf, diesen fünf „P“ ein neues Narrativ der Hoffnung und der Teilhabe entgegenzusetzen, das auch den Mut umfassen müsse, die Stimme zu erheben, zu beten und zu handeln. 

Lutheranerinnen und Lutheraner, so Jackelén, seien aufgerufen, Bewahrerinnen und Bewahrer von Traditionen zu sein, sich aber gleichzeitig auch für eine Verwandlung der Kirche einzusetzen, da diese „fortwährend reformiert werden muss“ (semper reformanda). „Es geht nicht darum, was wir als nächstes verändern können, sondern darum, den tieferen Sinn von Veränderung zu erkennen, den tieferen Sinn dessen, was es bedeutet, im Geiste des Evangeliums verwurzelt zu sein.“

Die LWB-Vizepräsidentin verwies auf die LWB-Erklärung „Die Kirche im öffentlichen Raum“ und hob hervor, wie wichtig es sei, das Bewusstsein dafür zu stärken, dass die Kirche ein globales Organ ist, dessen Aufgabe es ist, Teilhabe zu fördern, von Vertrauen geprägte Beziehungen aufzubauen, Ungerechtigkeit anzuprangern, Zeichen der Hoffnung aufzuspüren und hilfsbedürftige Menschen zu befähigen. Auch Partnerschaften mit anderen religiösen oder säkularen Akteuren sei von zentraler Bedeutung. „Es ist schwer, widerstandsfähig zu sein, wenn man allein ist. Das ist viel einfacher, wenn man weiß, dass andere einen mit Gebeten und konkretem Handeln unterstützen“, führte sie aus.

Der LWB-Präsident erklärte in seiner Ansprache, in der heutigen Welt Kirche zu sein erfordere Kirchenleitende, die „selbstbewusst sind und auch den Mut haben, Widerstand zu leisten gegen jede Art von Propaganda, die Fremde zum Sündenbock macht oder sie ohne jede Rücksicht auf ihr Menschsein gar verteufelt“.

Musa sagte, die beständige Verwandlung und Erneuerung der Kirche verlange danach, Verantwortung zu übernehmen für eigene Schwächen und Unzulänglichkeiten, anstatt anderen dafür die Schuld zuzuweisen. In dem Bestreben, für Gerechtigkeit und Hoffnung einzutreten, so Musa, „sind wir als Menschen des Glaubens, die Wahrheit und Vertrauen wertschätzen, nicht aufgerufen, nur laut zu schreien und Radau zu machen, um die Aufmerksamkeit auf uns zu lenken. Als Kirchenleitende sind wir vielmehr aufgerufen, die Wahrheit auszusprechen, die auch einer kritischen Überprüfung standhält.“

Das Oberhaupt der Lutherischen Kirche Christi in Nigeria drückte seine Dankbarkeit dafür aus, dass das Buch eines besonderen Schwerpunkt auf Kontexte lege, in denen Christinnen und Christen aufgrund von religiösen Parolen und dem Missbrauch anderer Glaubenstraditionen darum ringen, im öffentlich Raum Gehör zu finden und ihre Stimme zu erheben. Er hoffe, dass die neue LWB-Publikation einen Beitrag leisten könne, religiöse Führungspersonen zu ermutigen, ihre Stimme zu erheben „gegen die vielen Kräfte, die der Gesellschaft aus Eigeninteresse und zu ihrem eigenen Nutzen schaden wollen“.

Das Abschlussgebet der Veranstaltung thematisierte ebenfalls die Teilhabe von allen Menschen am öffentlichen Raum.

 

 

LWF/OCS