Slowakei: Diakonie unterstützt geflüchtete Kinder aus der Ukraine

„Förderung geflüchteter Kinder in der Slowakei“ ist ein Projekt, das Schulunterricht und Unterstützung bei der Traumabewältigung in den Mittelpunkt stellt. Das Projekt hat bisher fast 500 Kindern und ihren Familien durch Tutorbetreuung, Sprachkurse und Beratungsangebote geholfen.

03 Juli 2024
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Schüler besuchen Sprachkurse in Nitra, Slowakei. Foto: LWB/R. Meissner

Schüler besuchen Sprachkurse in Nitra, Slowakei. Foto: LWB/R. Meissner

„Gebete und konkrete Maßnahmen gehen Hand in Hand“ 

(LWI) – „Ich liebe die Slowakei. Ich lerne die Sprache, um Freundschaften zu schließen, und ich habe ein gutes Leben, denn ich habe ein Zuhause, eine Familie und Freunde.“ Jeremias spricht Slowakisch erst seit kurzem so gut, dass er sich wirklich verständigen kann. Als Geflüchteter aus der Ukraine besucht der junge Mann Sprachkurse als Teil einer örtlichen Integrationsinitiative der evangelischen Diakonie der Evangelischen Kirche der Augsburger Konfession in der Slowakischen Republik (ECAV), unterstützt vom Lutherischen Weltbund (LWB). 

Überwältigende Gastfreundschaft 

Als der Krieg in der Ukraine im Februar 2022 mit voller Wucht ausbrach, hat die Slowakische Republik mehr als eine halbe Million Geflüchtete aufgenommen. Die Menschen haben ihre Häuser geöffnet, und die Kirchen haben für Unterkünfte, Nahrung und Transportmöglichkeiten für die Familien gesorgt, die aus dem Nachbarland fliehen mussten. Die Menschen, die durch den Krieg vertrieben worden waren, wurden mit überwältigender Gastfreundschaft und Fürsorge aufgenommen. Die ECAV und ihr diakonisches Werk gehören zu den zahlreichen Akteuren, die den Geflüchteten helfen. 

Zwei Jahre später hat die Regierung die Unterstützung der Geflüchteten aus der Ukraine und hier besonders die Bereitstellung von Unterkünften eingeschränkt. Die ECAV und die slowakische Diakonie versuchen, das sich vergrößernde Unterstützungdefizit auszugleichen. Die Integration in lokale Gemeinschaften ist entscheidend, um die Abhängigkeit der Menschen von Regierungshilfen zu überwinden. 

Ungleichheiten und Traumata ansprechen 

Das Projekt „Förderung geflüchteter Kinder in der Slowakei“ wird vom LWB finanziert und von der ECAV und der slowakischen Diakonie durchgeführt. Das Projekt verfolgt eine ganzheitliche Strategie und unterstützt sowohl die Kinder als auch die betreuenden Personen. Projektziele seien der gleichberechtigte Zugang zu Bildung, Integrationshilfen für Kinder in der Gemeinschaft, Unterstützung von Betreuungspersonen (meistens alleinerziehende Mütter) und Verarbeitung von Traumata, berichtet die Direktorin der evangelischen Diakonie der ECAV in der Slowakei, Ľubica Szabóová Vysocká. Das Projekt lief von August 2023 bis Juni 2024. 

Das Team hat Tutorbetreuungen und dem Therapiegedanken verpflichtete Bildungsdienste organisiert, um die Benachteiligung geflüchteter Kinder in der Schule auszugleichen. Zusätzlich zu den Sprachkursen für Slowakisch hat das Projekt ebenfalls Sprachkurse in der Muttersprache Ukrainisch angeboten, damit die Kinder ihre Identität nicht verlieren. Führungskräfte in den Gemeinschaften und Kirchenleitende haben die Eltern und Familien an Gruppenaktivitäten beteiligt.

Lernen aus der Vergangenheit 

Rebekka Meissner, LWB-Programmreferentin für Projekte der Mitgliedskirchen, verwies besonders auf die Bedeutung der ECAV-Gemeinden innerhalb des Projekts und für die Geflüchtetenhilfe insgesamt. „Die Stadt wäre erst einmal auf sich selbst gestellt gewesen und hätte auf Anweisungen vom Staat gewartet. Die Kirche und die Zivilgesellschaft konnten dagegen sofort helfen. Selbst die Initiative zu ergreifen, war besonders wichtig, da die Leitung der städtischen Katastrophenhilfe nicht darin ausgebildet war und keine Idee hatte, wie mit der Situation umzugehen war. 

„Die Gemeinden haben gehandelt und die Menschen auch spirituell unterstützt; Gebete und Taten gingen Hand in Hand“, fügte sie hinzu. „Sie haben von der ‚Samtenen Revolution‘ in der Slowakei 1989 gelernt, als eine Massenbewegung erforderlich war, um Veränderungen durchzusetzen. Das Leben zahlreicher Menschen aus den Gemeinden, die diese Aktionen koordinieren, wurde durch die diakonische Arbeit ebenfalls verändert, und es wäre sicherlich spannend, ein Buch über alles zu schreiben, was sie gelernt und erfahren haben.“

LWF/C. Kästner-Meyer
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Slowakei