Schwedische Erzbischöfin Jackelén am interreligiösen Projekt „Coronaspection“ beteiligt
GENF (LWI) – Die Erzbischöfin der Kirche von Schweden, Antje Jackelén, gehört zu den Dutzenden führenden Repräsentanten und Repräsentantinnen unterschiedlicher religiöser Traditionen, die im Rahmen eines Online-Pionierprojekts des Elijah Interfatih Institutes über persönliche Erkenntnisse berichten, die sie während der Coronavirus-Pandemie gewonnen haben. Das Ende der 1990er Jahre gegründete Institut ist ein Forum für geistliche Führungspersonen, die unterschiedlichen Religionen wie Judentum, Christentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus, Bahaitum und Sikhismus angehören. Das Institut fördert Freundschaften und ermöglicht den Austausch zwischen den unterschiedlichen Glaubenstraditionen und ihren reichen spirituellen Ressourcen.
Das „Coronaspection“-Projekt ist Teil der Aufgabe des Instituts, sich mit akuten aktuellen Problemen auseinanderzusetzen, und will den zahlreichen beunruhigenden Fragen nachgehen, die durch die tödliche Pandemie und den darauf folgenden Stillstand des „normalen Lebens“ in Ländern überall auf der Welt mit Nachdruck gestellt wurden. Theologen und Theologinnen, Lehrkräfte, Prediger und Predigerinnen und religiöse Autoritäten sprachen offen über ihre Ängste und ihre Frustrationen, über Schmerz und Leid und über die Lernprozesse im Umgang mit den plötzlichen und dramatischen Veränderungen in ihrem persönlichen Leben und im Leben ihrer Gemeinschaften.
Der Gründer und Direktor des Instituts, Rabbi Alon Goshen-Gottstein, ist seit vielen Jahren mit zahlreichen projektbeteiligten Personen befreundet und führt die meisten der Online-Gespräche selbst. Andere wie Papst Franziskus oder der orthodoxe Patriarch Daniel von Rumänien teilen ihre Hoffnungen und ihre Gedanken zu der Krise durch Predigten oder vorher aufgezeichnete Betrachtungen mit. Neben den vollständigen Interviews auf YouTube bietet die Website auch kurze Wortbeiträge in Form von „Gems of Wisdom“ (Perlen der Weisheit) der einzelnen Teilnehmenden sowie einen Katalog von Texten und Biografien.
Angst und Furcht überwinden
In ihrem Gespräch mit Rabbi Alon reflektiert Erzbischöfin Jackelén, die ebenfalls Vizepräsidentin des Lutherischen Weltbundes für die nordische Region ist, darüber, wie die Pandemie innerhalb der schwedischen Gesellschaft zu einer profunden Angst und Verunsicherung geführt hat. An der Oberfläche, so Jackelén, sei Schweden ein sehr säkulares Land, „aber wenn man ein wenig an der Oberfläche kratzt, gibt es Hunger und Durst“ nach spirituellen Erkenntnissen, die Menschen im Umgang mit ihren derzeitigen Ängsten vor der Zukunft helfen können.
„Die Antworten, die wir bieten können [...], gründen sich auf unserer Glaubenstradition“, fährt sie fort, sollten aber nicht unbedingt in einer „theologisch exklusiven Sprache“ formuliert werden. Vergleicht man die Furcht der Jünger Jesu, die am Ostersonntag einsam und alleine waren, mit den Ängsten der Menschen in der durch das Coronavirus erzwungenen Quarantäne, so bestehe nach Ansicht Jackeléns die eigentliche Herausforderung für die Kirche darin, den Menschen dabei zu helfen, sich auf die Situation einzustellen und den Mut zu finden, die Krise in positiver und kreativer Weise zu bewältigen.
Die Jackelén spricht über „die transformative Kraft des Gebets“ und unsere Aufgabe, „unsere spirituelle Widerstandskraft zu kultivieren“, anstatt unsere Sorgen und Ängste auf andere Menschen zu projizieren. Die Gebetspraxis, so Jackelén, sei ein wirkmächtiges Werkzeug, „um unseren Horizont zu erweitern“, „neuen Mut zu finden“ und „Probleme aus einer neuen Perspektive wahrzunehmen.“ Spirituelle Weisheit, so insistiert sie, werde uns immer dazu ermutigen, „uns um die Schutzbedürftigsten zu kümmern und zu erkennen, dass die Krise, die wir erleben, sich von der Situation in anderen Ländern unterscheidet, in denen es nicht einmal Seife oder Desinfektionsmittel gibt.“
Jackelén weist darauf hin, dass die Pandemie zu wichtigen neuen theologischen Gedanken über die Natur des Bösen, persönliche und strukturelle Sünden und die Grenzen des freien Willens geführt habe, und äußert die Hoffnung, dass die Menschen mit kraftvollen neuen Erkenntnissen und „einem neuen Augenmaß“ besonders im Hinblick auf die Klimakrise hervorgehen mögen. „Die Kirche sollte eine Stimme der Hoffnung und des Gebetes sein“, sagte sie abschließend, „ein Ort, der uns in unserer Trauer und Angst aufnimmt“ und „eine Quelle der Inspiration für gutes, moralisches Handeln“ ist und uns hilft, Angst in Liebe für unsere Nachbarn und den Erhalt der Schöpfung zu transformieren.