Reformationstag als neuer Feiertag in Deutschland
Hannover, Deutschland/Genf (LWI) – Der Reformationstag am 31. Oktober ist im Jahr 2018 in neun von 16 Ländern der Bundesrepublik Deutschland ein gesetzlicher Feiertag. Die norddeutschen Länder Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein haben den Reformationstag in diesem Jahr zu einem neuen, zusätzlichen gesetzlichen Feiertag erklärt. Im vergangenen Jahr war der 31. Oktober anlässlich des 500. Reformationsjubiläums einmalig ein bundesweiter Feiertag. In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist der 31. Oktober seit Jahren arbeitsfrei.
Im Vorfeld dieser von der Politik initiierten Entscheidung hatte es in Kirche und Gesellschaft lebhafte und teilweise kontroverse Diskussionen um die Bedeutung eines solchen Feiertages gegeben.
Verbundenheit statt Ausgrenzung
Die Feierlichkeiten im Reformationsjahr 2017 haben jedoch auch viele Verantwortliche für die Chancen ökumenischer und interreligiöser Zusammenarbeit sensibilisiert. So sagte Ralf Meister, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers, in seinem Bericht zur Landessynode im Mai: „Der Tag der Reformation ist ein Tag, der einen toleranten und dialogischen Umgang der Religionen, Konfessionen und Weltanschauungen untereinander fördern will.“ Auf jeden Fall solle die Feier des Reformationstages „keine Martin-Luther-Gedenkfeier“ sein.
Die Veranstaltungen, die für den „Tag der Reformation“ 2018 geplant sind, spiegeln diese Herangehensweise. So erwartet die Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Braunschweig den neuen katholischen Bischof des Bistums Hildesheim, Dr. Heiner Wilmer SCJ, im Braunschweiger Dom. „Das ist ein wunderbares ökumenisches Zeichen und unterstreicht das gute Miteinander der Christen in Niedersachsen“, betont Landesbischof Dr. Christoph Meyns. Wilmer wird die Predigt im Festgottesdienst halten.
In Hamburg werden Bischöfin Kirsten Fehrs von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, der katholische Dekan für Hamburg, Dompfarrer Peter Mies, sowie Pastor Uwe Onnen, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hamburg, einen gemeinsamen Gottesdienst gestalten. Bischöfin Fehrs sagte dazu im Vorfeld: „Ich bin sehr froh, dass wir diesen Tag nicht in konfessioneller Abgrenzung feiern, sondern in ökumenischer Verbundenheit und kultureller Offenheit.“
Tradition neu gestalten
In der Lutherstadt Wittenberg, von der aus die Reformation 1517 mit dem Thesenanschlag Martin Luthers ihren Anfang nahm, hat bereits eine etablierte Tradition zahlreicher Veranstaltungen rund um den 31. Oktober. Ein Stadtfest, Führungen durch die historischen Stätten, Konzerte und Vorträge stehen auf dem Programm. Ein Herzstück sind die Gottesdienste in den Wittenberger Kirchen. In der Stadt- und Pfarrkirche St. Marien, die auch Luthers Predigtstätte war, wird Dr. Tamás Fabiny, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn predigen. Und im Luthergarten, der Kirchen unterschiedlicher Konfession weltweit über 500 Partnerbäume verbindet, pflanzen Jugendliche und junge Erwachsenen des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB) den letzten symbolischen Baum dieses lebenden Denkmals.