Bei seinem ersten Besuch als LWB-Präsident hat sich Bischof Henrik Stubkjær über die vielseitige Arbeit der zwei größten Mitgliedskirchen der weltweiten lutherischen Kirchengemeinschaft informiert.
Präsident Stubkjær lobt größte LWB-Mitgliedskirchen für praktische Umsetzung von Grundsätzen ganzheitlicher Mission
(LWI) – „Schnell wachsende Kirchen, die die Grundprinzipien ganzheitlicher Mission praktisch umsetzen.“ Mit diesen Worten beschrieb der neue Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), der dänische Bischof Henrik Stubkjær, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Tansania (ELKT) und die Äthiopische Evangelische Kirche Mekane Yesus (ÄEKMY) nach einem einwöchigen Besuch in den beiden Heimatländern dieser Kirchen.
Sein erster Besuch bei LWB-Mitgliedskirchen seit seiner Wahl zum LWB-Präsidenten auf der Vollversammlung in Krakau im vergangenen September führte Präsident Stubkjær vom 16. bis 18. April nach Arusha und Moshi im Norden Tansanias und anschließend vom 19. bis 21. April in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba. Zusammen haben die Kirchen in den beiden ostafrikanischen Ländern fast 20 Millionen Mitglieder, was sie zu den zwei größten Mitgliedskirchen des LWB macht.
In Tansania informierte sich der LWB-Präsident zunächst über die Arbeit der Tumaini-Universität Makumira und gab den Startschuss für einen neuen Fünfjahresplan der Universität, die seit 70 Jahren Pfarrpersonen und Laienpastorinnen und -pastoren für die Kirche in Tansania und darüber hinaus ausbildet. Zusammen mit dem Vorsitzenden Bischof der ELKT; Alex Malasusa, und dem LWB-Vizepräsidenten für die Region Afrika, Yonas Dibisa, von der ÄEKMY, kam die LWB-Delegation mit Studierenden und Mitarbeitenden der Universität zusammen. Zudem schauten sie sich eine Aufführung im neuen Kulturzentrum an, das sich der Aufgabe widmet, durch Musik, Gesang, Tanz und andere künstlerische Ausdrucksformen die örtliche Kultur und lokale Traditionen zu bewahren.
Am zweiten Tag ließ sich Stubkjær durch ein christliches Gesundheitszentrum am Fuße des Kilimandscharo, das Kilimanjaro Christian Medical Centre, führen, das Teil eines Netzwerks von 24 Krankenhäusern und 148 Gesundheitseinrichtungen ist, die tausende Menschen insbesondere in ländlichen und abgelegenen Gebieten mit Gesundheitsdiensten versorgen. Unter Verweis auf die Tatsache, dass die ELKT bis zu 15 Prozent aller Gesundheitsdienstleistungen im Land erbringt, erklärte der LWB-Präsident: „Es ist für uns alle wichtig zu sehen, wie die Evangeliumsverkündigung und das gesellschaftliche Engagement hier Hand in Hand gehen – und das nicht nur für die Menschen in der Kirche, sondern für alle Menschen in Tansania.“
In Äthiopien besuchten Stubkjær und seine Delegation die Kirche und das LWB-Weltdienstprogramm, das seit mehr als einem halben Jahrhundert humanitäre Hilfe und Entwicklungsarbeit leistet. Das Anfang der 1970er Jahre als Antwort auf eine Hungersnot gegründete Programm konzentriert sich heute insbesondere auf die Unterstützung von Menschen, die unter den Konflikten im Norden und Westen des Landes leiden, und den Aufbau von Resilienz dort. Bei ihrem Besuch in Addis Abeba erfuhr die LWB-Delegation von verschiedenen ÄEKMY-Synodenpräsidenten, dass Mitglieder ihrer Gemeinden in den letzten Monaten getötet wurden.
LWB-Vizepräsident Yonas Dibisa berichtete, dass Friedenskonsolidierung und Konfliktlösung zu den Arbeitsschwerpunkten der ÄEKMY zählten und diese dafür mit den Führungspersonen der orthodoxen Mehrheitskirche und der kleinere katholischen Kirche im Land zusammenarbeite, mit denen sie zudem jüngst die Gründung eines Nationalen Kirchenrats in Äthiopien beschlossen habe. Stubkjær führte im Rahmen seines Besuchs auch Gespräche mit Patriarch Mathias von der Äthiopischen Orthodoxen Kirche Tewahedo und dem katholischen Kardinal Berhaneyesus Souraphiel, bei denen das gemeinsame Bekenntnis der Kirchen zum Dienst an den schwächsten Bevölkerungsgruppen bekräftigt wurde.
Dienst an der ganzen Person
Weitere tragende Säulen der ÄEKMY, die von den 20.000 Mitglieder zum Zeitpunkt der offiziellen Gründung 1959 auf heute fast 12 Millionen Mitglieder angewachsen ist, sind Bildung, Mission und finanzielle Nachhaltigkeit. Mit der Vision vom „Dienst an der ganzen Person“ als Leitgedanken engagiert sich die Kirche tatkräftig in der Evangeliumsverkündigung, dem Dienst am Menschen und dem Zeugnis. In ihrem Seminar leben vor Ort mehr als 400 Studierende und in den Präsenz- und Online-Studienprogrammen für Theologie, Musik sowie Medien, Management und Führungsverantwortung werden insgesamt mehr als 4.000 Männer und Frauen ausgebildet.
Stubkjær besuchte ferner verschiedene Projekte der Kommission für Entwicklung und soziale Dienste der ÄEKMY wie zum Beispiel ein Zentrum für Kinder mit Behinderungen. Die Kommission koordiniert 30 Außenstellen, die durch Initiativen für Ernährungssicherheit und Klimaresilienz bis hin zu Gesundheitsprojekten und Projekten im Bereich WASH (Wasser, sanitäre Grundversorgung und Hygiene) die dringendsten Grundbedürfnisse der örtlichen Gemeinwesen zu erfüllen versuchen.
Der LWB-Präsident kam zudem zu offiziellen Treffen mit Äthiopiens Präsident Sahle-Work Zewde und Premierminister Abiy Ahmed zusammen, die bekräftigten, dass die ÄEKMY eine wichtige Rolle im Land spiele. Vor seiner Abreise aus Addis Abeba nahm Präsident Stubkjær noch an einem Gottesdienst in der ältesten lutherischen Kirche im Land teil, die vor über 100 Jahren gebaut wurde. Er lobte die Arbeit der Kirche und ihre Fähigkeit, Aktivitäten zu konzipieren, um den Ausbau ihrer vielseitigen Arbeit finanziell unterstützen. „Das lebendige Zeugnis der Mekane Yesus-Kirche hat mich begeistert“, sagte er. „Ich danke Ihnen, dass Sie uns hier wie ein Teil Ihrer Familie empfangen haben.“