Workshop diskutiert über Aktionspläne für Kirche
(LWI) – Die Umsetzung des „Grundsatzpapiers zur Gendergerechtigkeit“ hat begonnen. Ein viertägiger Workshop mit afrikanischen Teilnehmenden in Addis Abeba (Äthiopien) stellte den Anfang des Prozesses zur praktischen Umsetzung des „Grundsatzpapiers zur Gendergerechtigkeit“ dar. Das Grundsatzpapier, das vom Rat des Lutherischen Weltbunds (LWB) 2013 verabschiedet wurde, dient als Instrument zur Unterstützung der Kirchengemeinschaft auf ihrem Weg hin zu einer integrativen Gemeinschaft und zur Förderung der Gleichstellung von Männern und Frauen und eines ausgeglichenen Machtverhältnis. Jetzt geht es darum, die Theorie in die Praxis umzusetzen.
Der Workshop, der gemeinsam von den LWB-Abteilungen für Mission und Entwicklung (AME) und für Theologie und Öffentliches Zeugnis (ATÖZ) durchgeführt wurde, ist die erste derartige Veranstaltung und soll auch in den übrigen LWB-Regionen umgesetzt werden. In ihm ging es darum, wie die Genderthematik methodisch auf Programmebene eingeführt werden kann und welche strukturellen Veränderungen erforderlich sind, um Gendergerechtigkeit in allen Aspekten des kirchlichen Lebens zu verwirklichen. Der Workshop war damit auch eine Plattform, um das LWB-Grundsatzpapier im Kontext der Erfahrungen vor Ort zu diskutieren.
Institutionelles Engagement
„Die Genderthematik muss als praktische Gerechtigkeit verstanden werden“, sagte Pfr. Dr. Wakseyoum Idosa in seiner Eröffnungsansprache zu Beginn des Workshops. „Gott zu erkennen bedeutet für uns nicht nur, Gott zu ehren. Es bedeutet nicht, eine bestimmte Doktrin und bestimmte Prinzipien einzuhalten, denen unsere Kirchen folgen. Es ist die Handlung eines jeden und einer jeden von uns, in unserem Namen und im Namen unserer Nächsten, danach zu streben, dass Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit herrschen und gedeihen.“
Judith Nyaata war eine der Teilnehmenden an dem Workshop, den Männer und Frauen, Ordinierte und LaiInnen, TheologInnen und Mitarbeitende in der Diakonie aus der südlichen Region Afrikas besuchten. Sie ist die Koordinatorin des Projektes „Sag ‚Nein‘ zur Weiblichen Genitalverstümmelung“, einem Programm der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kenia (ELKK), das vom Lutherischen Weltbund (LWB) unterstützt wird. Ihre Arbeit ist einer der vielen Kontexte, in dem das LWB-Grundsatzpapier zur Gendergerechtigkeit praktische Anwendung find wird. Das Projekt ist eine Initiative von Frauen, aber Nyaata weiss, dass es keinen Erfolg haben wird, wenn sie nur mit Frauen zusammenarbeitet.
Aktionspläne für verschiedene Kontexte
Ein Teil der Zeit war dafür reserviert, Erfahrungen und Wissen im Bereich Gender-Mainstreaming und Frauenförderung in Programmen der LWB-Abteilung für Weltdienst (AWD) ,in Projekten, die vom LWB und dem Frauenreferat der Äthiopischen Evangelischen Kirche Mekane Yesus (ÄEKMY) und ihrer Abteilung für Entwicklung und soziale Dienste unterstützt werden, auszutauschen. Ausserdem wurde über theologische Forschung zu Gendergerechtigkeit und Gottesdienst diskutiert.
„Wir müssen klären, wen die Genderthematik betrifft“, erklärte Pfarrerin Dr. Elaine Neuenfeldt, LWB-Referentin für Frauen in der Kirche und Gesellschaft (FKG). „Fragen und Projekte im Bereich Gender werden immer noch fast ausschliesslich als Frauenthemen gesehen, doch gerade auf den Entscheidungsebenen und in den Gremien sind Frauen oft unterrepräsentiert und zu wenig beteiligt. Das Ziel des Implementierungsprozesses ist es, Aktionspläne zu entwerfen, die in die Umgebung passen, in denen die Menschen leben.“
Neuenfeldt hofft auf einen neuen Ansatz in der Ermächtigung von Frauen, darauf, dass Gendergerechtigkeit als theologisches und biblisches Fundament betrachtet wird. „Hier muss sich etwas ändern. Das Hauptaugenmerk muss darauf gelegt werden, dass die Einstellungen, Organisationen und Strukturen verändert werden. Es geht um eine Veränderung und volle Teilhabe“, erklärt sie.
Alle Aspekte des kirchlichen Lebens miteinbeziehen
Deshalb erarbeitete die Gruppe praktische Empfehlungen, wie Gendergerechtigkeit in der programmatischen Arbeit umgesetzt werden kann. Man einigte sich darauf, dass das „Grundsatzpapier zur Gendergerechtigkeit“ in den einzelnen globalen Kontexten angewandt, studiert, übersetzt und Relevanz in allen Kontexten sichergestellt werden muss. Um effektives Management der personellen und finanziellen Ressourcen zu ermöglichen, ist es notwendig, dass alle Abteilungen der Kirche zusammenarbeiten und sich austauschen, sagte die Gruppe.
Die Workshop-Teilnehmenden gaben auch die Empfehlung, dass es bewusste Bemühungen der Kirchenleitenden geben muss, Frauen vollständig in das ordinierte Amt und auf allen Entscheidungsebenen der Kirche zu integrieren. Die Teilnehmenden forderten die Kirchenleitenden auf, für entsprechende Strukturen und ausgebildetes Personal zu sorgen.
Da die Kirche in afrikanischen Ländern eine wichtige moralische Institution ist, glauben die Workshop-Teilnehmenden, dass sie ein wichtiger Verbündeter bei der Förderung von Gendergerechtigkeit sein kann. Sie empfahlen, die Kirchenleitung miteinzubeziehen, um wirksame Strukturen für Gender als themenübergreifende Priorität zu integrieren.