Lernen Sie die drei lutherischen Führungspersonen kennen, die auf der Vollversammlung über „Ein Leib“, „Ein Geist“ und „Eine Hoffnung“ referieren werden.
Zwei Seminarleitende und eine ehemalige Erzbischöfin ergründen Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung
(LWI) – Zwei Seminarleitende aus Indonesien und Äthiopien sowie eine pensionierte Erzbischöfin von der Kirche von Schweden. Diese drei lutherischen Führungspersonen aus äußerst unterschiedlichen regionalen Kontexten werden auf der anstehenden Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Krakau dem Thema „Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung“ nachgehen.
Die indonesische Neutestamentlerin Pfarrerin Dr. Benny Sinaga ist Präsidentin von Sekolah Tinggi Bibelvrouw, einem Seminar für Frauen am See Toba in Nord-Sumatra. Das Seminar betreut 170 Studentinnen und gehört zur Protestantisch-Christlichen Batak-Kirche (HKBP), der größten der dreizehn LWB-Mitgliedskirchen Indonesiens und eine der größten protestantischen Kirchen in Südostasien.
Für Sinaga ist es die zweite LWB-Vollversammlung, zwei Jahrzehnte nachdem sie erstmals im Juli 2003 als Jugenddelegierte an der Vollversammlung im kanadischen Winnipeg teilgenommen hat. Damals stand sie als Seminaristin mit anderen jugendlichen Delegierten bei der Eröffnungssitzung mit Flaggen in der Hand stellvertretend für die Kirchen aus den Ländern, die kein Visum für die Teilnahme an der Veranstaltung erhalten hatten.
Davor gehörte sie dem LWB-Jugendprogramm an, durch das sie 2001 nach Genf reiste, um zu lernen, wie wichtig die Beteiligung junger Menschen in der Kirche ist. Für sie war es eine aufschlussreiche Erfahrung: „Damals gab es in unseren Kirchen keine Stimme für die Jugend“, erinnert sie sich, „doch das hat sich jetzt geändert. Mit Unterstützung des LWB entstanden eine Kampagne für die Beteiligung junger Menschen und ein Projekt zur Pflanzung von Bäumen rund um den See Toba, mit dem wir der Waldzerstörung durch einen riesigen Zellstoff- und Papierhersteller entgegentreten.“
Sinaga wird das Thema „Ein Leib“ vorstellen und ergründen, was es für die Kirchen in einer polarisierten, post-pandemischen Welt bedeutet, „eins zu sein in Christus“. Sie glaubt, dass infolge der COVID-19-Pandemie die „Beziehungen zwischen den Kirchen nicht mehr so stark sind wie zuvor“. Sie sagt: „Ich hoffe, dass die Vollversammlung mehr sein wird, als nur eine Zusammenkunft von Menschen aus verschiedenen Orten, und dass wir darüber nachdenken können, ein paar Instrumente zu entwickeln, mit denen wir uns in Zukunft enger und regelmäßiger verbinden.“
Aus Äthiopien kommt Pfarrer Dr. Bruk Ayele, Präsident des Mekane-Yesus-Seminars, der dem Thema „Ein Geist“ nachgeht und sich Gedanken darüber macht, wie der Heilige Geist inmitten all der gegenwärtigen Krisen, wie „Zersplitterung, Diskriminierung, Stigmatisierung, Ethnozentrismus, Stammeskonflikte, Unterdrückung, Ungerechtigkeit, Konflikt, Krieg, Völkermord, Sklaverei und irreführende Theologien“ zur Einheit führen kann. Obwohl dadurch „unsere Vielfältigkeit herausgefordert“ werde, sagt er, „wissen wir, dass Gnade im Überfluss vorhanden ist, also ist diese vom Geist gegebene Gnade da, um uns dabei zu helfen, zur göttlichen Einheit zurückzukehren.“
Vielfältigkeit spiegelt auch die DNA der Äthiopischen Evangelischen Kirche Mekane Yesus (EECMY) wieder, die Menschen aus über 60 der im Land vorkommenden 86 ethnischen und sprachlichen Gruppen umfasst. „Unsere ethnische Zugehörigkeit ist äußerst vielfältig“, sagt Bruk, „doch wir kommen auch aus gehobenen und niedrigen Kirchenmilieus, darunter einem Zusammenschluss lutherischer und reformierter Kirchen. Alle möglichen Missionarinnen und Missionare kamen aus Deutschland, Schweden, Norwegen, Amerika und anderen Ländern. Dennoch haben uns diese Verschiedenartigkeiten nicht davon abgehalten, eine vereinigte Kirche zu sein: eins in Christus und eins im Geist.“
Die EECMY ist die größte unter den lutherischen Kirchen im LWB und mit über 12 Millionen Mitgliedern eine der am schnellsten wachsenden. „Wir sind auf recht viele Arten eine sehr ökumenische Kirche“, so Bruk, „trotzdem sind wir noch immer herausgefordert, diesem Ruf nach Einheit Folge zu leisten und in unserer ganzen Vielfältigkeit vorwärts zu gehen. Wir sind eine fest in der Bibel verwurzelte Kirche, und der Bibelvers aus Epheser 4,4-6, der dem Thema der Vollversammlung zugrunde liegt, ist auch eine Aufforderung an Mekane Yesus.“
Als Lehrer würde Bruk gerne erleben, dass die Vollversammlung die Gewichtung „erneut stärker und realistischer“ auf theologische Bildung legt, die „zu den Schwerpunktthemen der vorangegangenen Vollversammlung“ 2017 in Windhoek gehörte. Luthertum, sagt er, „wurzelt in der Überzeugung, und Überzeugung wurzelt im Unterricht. Ich hoffe, die Dreizehnte Vollversammlung hat nicht nur Worte zu bieten, sondern auch greifbare Richtungsanweisungen zur Förderung der theologischen Bildung, vor allem auf der Südhalbkugel.“
Ungeduldig in Hoffnung
Als dritte Rednerin wird die ehemalige Erzbischöfin der Kirche von Schweden und Vizepräsidentin der Nordischen Region, Pfarrerin Dr. Antje Jackelén, zum Thema „Eine Hoffnung“ referieren. Obwohl sie bereits an zahlreichen internationalen Konferenzen des LWB teilgenommen hat – sie nahm an den beiden vorhergehenden Vollversammlungen in Stuttgart und Windhoek teil – bekennt sie, ihr sei „ein bisschen bange wegen der übertragenen Verantwortung und der Ehre, auf der Krakauer Vollversammlung zu sprechen“.
Hoffnung ist ein Schwerpunktthema in Jackeléns Schriften und Predigten, und ein Thema, das für sie gerade während der COVID-19-Pandemie besondere Bedeutung erlangte. Auf dem Höhepunkt der weltweiten Lockdowns im Sommer 2020 veröffentlichte sie ein Buch, das auf Schwedisch den Titel „Ungeduldig in Hoffnung“ trägt, um damit die Pfarrpersonen zu unterstützen, die mit Fragen zu kämpfen hatten wie: „Was heißt es in einer Pandemie Kirche zu sein, wie können wir die Schöpfung als ‚gut‘ bezeichnen und wie können wir in dieser Situation Hoffnung entwickeln?“
„Die Vorstellung von ,heiliger Ungeduld‘ sprach mich an“, so Jackelén und baut dabei auf ihr Verständnis, dass christliche Hoffnung mehr ist als bloßer Optimismus. Sie erklärt: „Hoffnung unterscheidet sich von Optimismus. Sie befreit einen zum Handeln, eine Aufforderung zur Tat, was das Gegenteil von Teilnahmslosigkeit und Fatalismus ist.“
Diejenigen, die zum ersten Mal an einer Vollversammlung teilnehmen, ermutigt Jackelén, „aufgeschlossen zu sein, die Gottesdienste und die Begegnungen mit Menschen aus aller Welt und vor allem die generationenübergreifende Beteiligung mit offenen Armen zu begrüßen.“ Sie hält die Teilnehmenden dazu an, „sich Zeit für die Vorbereitung zu nehmen und die Unterlagen durchzulesen, wenn möglich mit anderen darüber zu diskutieren und beherzt auf diesen Ruf nach Weisheit und Handeln einzugehen.“
Die Dreizehnte Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes findet vom 13. bis 19. September 2023 in Krakau, Polen, statt. Ihr Thema lautet „Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung“. Sie wird von der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen ausgerichtet.